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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

29 Spitz, Auf der Wehr 21
(Schiffahrtsmuseum, Erlahof)
3. V. 14. Jh.

Fragment einer Glücksrad-Darstellung mit Beischrift, Wandmalerei, im sogenannten Vestibül im Obergeschoß des Gebäudes links des barocken Portals an der Wand. Durch barocke Umbauten größtenteils zerstörte malerische Ausstattung der ehemaligen Kapelle aus zwei Zeitstellungen (s. Kat.-Nr. 14). Links als jüngerer Bestand senkrechter unregelmäßiger Streifen mit Rest einer Glücksrad-Darstellung, erhalten nur die am linken Rand des zu einem Drittel sichtbaren Rads sich anklammernde jugendliche männliche Figur mit langen offenen Haaren in enganliegendem, kurzen Obergewand und Beinlingen. Über der Figur Rest eines Spruchbands mit dem letzten Buchstaben einer Beischrift. Wandmalereien 1968 im Zuge der Adaptierung der Räume für das Schiffahrtsmuseum aufgedeckt und restauriert (L. Peyscha), Fehlstellen und Aufspitzungsspuren mit farbig angetönten Putzplomben geschlossen. Die ursprünglich vollständig erhaltene Beischrift wurde im Zuge der Restaurierung zunächst zu IGNATO verballhornt, anschließend durch ein sekundär angebrachtes Gesims bis auf den letzten Buchstaben verdeckt. Malerei bis auf die Zeichnung und braunrote Farbreste reduziert.

H. (des Bildstreifens) ca. 100 cm, B. ca. 55 cm, Bu. ca. 5 cm. – Gotische Majuskel.

Ergänzung nach Lanc, Wandmalereien 286.


Textedition
			

[REGNAB]O

Kommentar

Die erhaltenen szenischen Reste sind entsprechend den bekannten mittelalterlichen Glücksrad­darstellungen (Rota Fortunae)1) zu einer vierfigurigen Szene mit Aufstieg und Fall eines Königs als Metapher der Unbeständigkeit irdischen Glücks zu ergänzen. Dementsprechend ist auch ein ursprünglicher Beischriftenbestand mit der Abfolge (im Uhrzeigersinn) REGNABO // REGNO // REGNAVI // SUM SINE REGNO zu erwarten. Das Bildprogramm kann für einen Sakralraum jedoch als ungewöhnlich gelten. Die Zartheit und Langgliedrigkeit der Figur, der Kleidungsstil und die naturalistisch wiedergegebene klammernde Haltung verweisen auf das dritte Viertel des 14. Jahrhunderts2), inschriftenpaläographische Angaben können nicht mehr gemacht werden.

1) Eine Sammlung von europäischen Beispielen mittelalterlicher bildlicher Darstellungen s. bei Heider, Glücksrad, zur literarischen Motivik des Glücksrads (vgl. Boethius, de cons. Phil. 2,1 u. a.) s. neuerdings Smolak, Epigraphik 233 mit weiterführenden Literaturangaben.
2) Lanc, Wandmalereien 286.
Literatur

Lanc, Wandmalereien 286f. (Abb. 495). – Dehio Nord 1109.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 29,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj29.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Spitz, Auf der Wehr 21 (Schiffahrtsmuseum, Erlahof)    •  Glücksrad-Darstellung  •  Beischrift  •  Wandmalerei  •  Gotische Majuskel  •  Peyscha