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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
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Spitz, Pfk. Hl. Mauritius |
1398 |
Wappengrabplatte des Wolfhard von Au, roter Marmor, im südwestlichen Kapellenanbau (Antoniuskapelle) im Boden. Die zwischen zwei seicht eingehauenen Linien angeordnete Umschrift rahmt ein Feld mit graphisch-linear eingehauener Darstellung des Vollwappens (Schild gelehnt). Die rechte obere Ecke des Steins durch Altarstufe verdeckt, gesamte Oberfläche leicht abgetreten, kleinere Stellen oberflächlich verwittert.
H. 287 cm, B. 146 cm, Bu. 10 cm. – Gotische Minuskel mit Versal aus Gotischer Majuskel.
Textedition
Anno d͜omini · millesi[mo · tre/centesi]moa) · no(na)gesimo · octauo · xvo ·
kale(ndas) · octob(ris) · obijt · discretus · uir · w͜olf/hardus d͜ e aw · consiliarius
d͜o/minor(um) · d͜e · meyssaw · fund͜atorb) · hui(us) · kap͜pelle · hic · sepultusc)
Anmerkungen
Datum: 1398 September 17.
Wappen: Au1).
Kommentar
Der zur Maissauer Klientel in der Wachau gehörende niederadelige Wolfhard von Au besiegelte
1381 die Jahrtagstiftung seines Schwiegervaters Friedrich (des Langen) von Spitz, und dessen Frau
Katharina an die dortige Pfarrkirche. 1382 verkaufte er gemeinsam mit seinem Verwandten Jans
(Hans) Hülber von Krems, in jenem Jahr Maissauer Burggraf von Dürnstein, Gülten an die
Kartause Aggsbach2). 1384 entschied er mit Heinrich (dem Langen) von Spitz, Richter von Krems,
Hans von Pölla, Forstmeister zu Gföhl, Jans (Hans) Hülber u. a. als Spruchmann in einem Streit
zwischen dem Kremser Dechant Marichard (Markward) Trepperger und den Kremser Dominikanern
um zwei Häuser in der Stadt3). 1391 übernahm er zusammen mit dem Burggrafen von
Dürnstein, Konrad Scheffolt, die Bürgschaft für eine Geldschuld der Kartause Aggsbach4). 1393
besiegelte er neben seinem Bruder Konrad, Burggraf von Dürnstein und Richter der Wachau,
und vielen anderen den Stiftbrief des Hans von Pükhl (Püchel) über die Frühmesse in Weißenkirchen5).
1396 fungierte er als Schiedsrichter in einem Streit zwischen dem Benediktinerkloster Garsten
und der Klara Zöbinger um eine Wösendorfer Erbschaft6). Im selben Jahr kaufte er zusammen
mit seinem Bruder Konrad, seit wenigstens 1389 ebenso wie der dritte Bruder Hans mehrmals
Burggraf von Dürnstein und Richter der Wachau sowie 1392 Forstmeister in Gföhl, vom Passauer
Bürger Ortlieb Westerburger um 400 lb. den. ein Haus samt Weingärten und anderen Gütern
am Loibenberg in Unterloiben, das aber schon 1399 an den Passauer Bürger Andreas Stubner
weiterverkauft wurde7). In seiner Eigenschaft als Diener und Ratgeber der Herren von Maissau8)
fungierte Wolfhard mehrmals als Urkundenzeuge und Siegler bei Rechtsgeschäften der Kartause
Aggsbach, einer Maissauer Gründung9). Die Brüder Wolfhard, Hans und Konrad von Au finden
sich im Gefolge einiger Maissauer im Bruderschaftsbuch des Hospizes auf dem Arlberg. Wolfhard
war zuerst (seit wenigstens 1381) mit einer Tochter des Spitzer Bürgers Friedrich (des Langen)
vermählt, seine zweite Frau, Anna Hülber aus Krems, heiratete nach Wolfhards Tod Hermann
Murstetter (s. Kat.-Nr. 44 und 46)10). Bestattet wurden Wolfhard und Anna in der um 1390/95
von ihnen erbauten Kapelle Mariä Himmelfahrt (heute Antoniuskapelle) am Turm der Spitzer
Pfarrkirche, beide Steine dürften noch in situ über den Gräbern liegen.
Selbstbezeichnungen von Niederadeligen mit prestigeträchtigen Funktionen im Dienst Hochadeliger
wie in der vorliegenden Inschrift sind im Bearbeitungsgebiet im späten 14. Jahrhundert
und weit darüber hinaus ungewöhnlich. Die mehrfach belegte Angabe des Sterbejahrs mit teilweise
oder ganz ausgeschriebenen Ordinalia ist ein Usus, der mit entsprechenden Traditionen
gleichzeitiger Privaturkunden in Verbindung stehen dürfte (s. auch Kat.-Nr. 44 und 46)11).
An der Gestaltung des Vollwappens der monumental dimensionierten Grabplatte fällt die ungelenke
Art auf, in der einerseits die Stiele der Streithämmer einander in einer zeichnerischen
Ebene überkreuzen, andererseits die für den ausführenden Steinmetzen scheinbar noch ungewohnte
Form des Stechhelms, der – im strengen Profil dargestellt – in der Zeichnung der Helmglocke
eher dem älteren Kübelhelm verhaftet bleibt. Die an der Rückseite des Helms abfallende
Helmdecke weist keine Anzeichen einer Teilung in einzelne Bahnen oder Zaddelung auf, die
ansonsten um diese Zeit bereits häufig auftritt12). Insgesamt macht die Gestaltung des Mittelfelds,
die an die ältere Wappengrabplatte des Peter Echinger (Kat.-Nr. 30) erinnert, dadurch einen
extrem konservativ zu nennenden Eindruck.
Die ebenfalls mit den Schriftformen des vorgenannten Denkmals verwandte Umschrift weist bei
eher schlanken Schäften mäßig hohe Formen und eine weitgehende Eliminierung von Unterlängen
auf, die Oberlängen sind insgesamt optisch von geringem Gewicht. Bei a endet der untere
Bogen stumpf in der halben Buchstabenhöhe, der obere Bogen bleibt (wenn nicht durch die Abnützung
des Steines ein entsprechender Haarstrich verschwunden ist) völlig offen, d reicht mit
flach verlaufendem Linksschrägschaft nur minimal in den Oberlängenbereich, der obere Bogenabschnitt
von e ist als relativ flach verlaufender abgeknickter Linksschrägschaft ausgeführt, g, mit
einem vom unteren flach schräglinks abgeknickten Bogenende zum unteren Abschnitt des gebrochenen
oberen Bogens führenden rechtsschrägen Haarstrich, ist vollständig ins Mittelband
gehoben, der senkrechte Teil des gebrochenen Bogens von h endet stumpf an der Basislinie, bei
k ist der obere Schrägschaft zum Quadrangel, der untere zu einem sehr kurzen Schaft reduziert,
der Schaft des p, vom an der Basislinie fast rechtwinkelig gebrochenen unteren Bogenabschnitt
minimal überschnitten, reicht mit einem kleinen Teil in die Unterlänge, Bogen-r ist als gebrochener
Bogen mit geschwungener Cauda gestaltet, diese wird als rum-Kürzung statt analog zum
handschriftlichen Gebrauch von einem Rechtsschrägschaft durchstrichen von einem Quadrangel
begleitet, der Bogen des langen s knickt am Schaftende scharf nach unten um.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Spitz, Pfk. Hl. Mauritius • Wappengrabplatte • roter Marmor • Gotische Minuskel mit Versal aus Gotischer Majuskel • Inschriften des Totengedenkens •
Anna •
Au, Hans •
Au, Konrad •
Au, Wolfhard •
Friedrich der Lange von Spitz •
Handschuster •
Trepperger, Marichard •
Hans von Pielach •
Hans von Pölla •
Hans von Thaya zu Unterloiben •
Heinrich der Lange von Spitz •
Hülber, Anna •
Hülber, Jans •
Katharina •
Maissau •
Maissau, Jans •
Maissau, Konrad •
Murstetter, Hermann •
Polreis, Heinrich •
Püchel, Hans •
Scheffolt, Konrad •
Schrenk, Bartholomäus •
Stephan von Haslach •
Stubner, Andreas •
Trepperger, Marichard •
Waser, Hans •
Westerburger, , •
Zöbinger, Klara •
Aggsbach, Kartause •
Ardud, Hospiz auf dem Arlberg •
Garsten, Benediktinerkloster •
Göttweig, Benediktinerkloster •
Krems a. d. Donau •
Loibenberg •
Pöggstall, Fk. St. Anna i. Felde •
Rehberg •
Unterloiben •
Weißenkirchen i. d. Wachau •
Wösendorf
Abbildungen
Abb. 27: Grabplatte des Wolfhard von Au (1398) ©
ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)
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Im Jahre des Herrn 1398, am 15. Tag vor den Kalenden des Oktober starb der bescheidene Herr Wolfhard von Au, Rat der Herren von Maissau, Stifter dieser Kapelle, (und liegt) hier begraben.