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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

37 Langenlois, Pfk. Hl. Laurentius A. 15. Jh.

Evangelistensymbole mit Namensbeischriften, Wandmalerei, im zweiten (östlichen) Joch des Chorgewölbes. Vom Schlußstein ausgehend feinfiedrige grüne Ranken um rote Punktrosetten, dazwischen die vier Evangelistensymbole, (westlich: Löwe und Stier, Körper rotbraun und ocker, Flügel hellblau; östlich: Adler, Körper violett, Flügel hellblau, und Mensch, hellblaues Gewand, Flügel rot) mit den Köpfen gegen den Wölbungsscheitel hin orientiert, auf geschwungenen Spruchbändern (I–IV, Namen schwarz, Versalien rot aufgemalt) stehend bzw. diese haltend. Die anläßlich der Aufdeckung im Rahmen der umfassenden Kircheninnenrestaurierung 1959 entstandenen Aufspitzungsspuren verschlossen, Malerei teilweise ergänzt (A. Lauer).

Bu. ca. 15–18 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

I. S(anctus)a) ma//rcusb) · II. S(anctus)a) lu//casc) · III. S(anctus) matheu//sd) IV. S(anctus) ioha//nne//se)

Anmerkungen
a) S retrograd.
b) von Löwenpranke unterbrochen; folgt Quadrangel mit angesetzten Zierhäkchen als Füllzeichen.
c) von Stierhuf unterbrochen; folgt Quadrangel als Füllzeichen.
d) von Beinen unterbrochen.
e) von Adlerfängen unterbrochen.

Kommentar

Die gegenständlichen Wandmalereien, in Ranken- und Figurenstil sowie Farbigkeit mit den Evangelistensymbolen im Chorgewölbe der Steiner Minoritenkirche eng verwandt, werden wie jene nach stilistischen Kriterien um 1400 angesetzt1). 1397 fungierte Magister Peter von Brandenburg, 1402 Hans, zwischen 1403 und wenigstens 1427 der Wiener Chorherr bei St. Stephan, Magister Ulrich Straßwalcher von Passau, als Pfarrer von Langenlois, letzterer ließ die Pfarre von seinem Vikar Hermann von Thaya, Kaplan des Dorotheaaltars in Langenlois, versehen2).

Für die erschlossene Entstehungszeit, zu der die äußerst geringe Ausdehnung des Ober- und Unterlängenbereichs der mit kräftigen Strichen und lockerer Spationierung gesetzten Inschrift stimmt, ist die konsequente Verwendung von u bemerkenswert. An der zum Quadrangel reduzierten Fahne des r und am Balken des t sind Haarzierstriche angesetzt, die bis zur Basislinie zu reichen scheinen.

1) S. Lanc, Wandmalereien 142, 144 und 314 (Abb. 564) und Dehio Nord 598 und 636, zu den Steiner Wandmalereien vgl. in Zukunft auch den vom Bearbeiter für die DI vorbereiteten Band mit den Inschriften der Statutarstadt Krems an der Donau.
2) S. NN., Beiträge 470–472 und 475 (1397 April 29, 1402 September 28, 1403 April 22, 1408 März 29 und 1427 Jänner 27[?])
Literatur

Schaffran, Stadtpfarrkirche 13 (gegen 1430). – Rothbauer, Pfarrkirche 13 (E. 14. Jh.). – ÖAW, NLH, 12./13. 4. 1965. – Eppel, Waldviertel 58. – Eppel, Kunst 230 (nach 1400). – Lanc, Wandmalereien 141–144 (um 1400, Abb. 230). – Dehio Nord 636.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 37,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj37.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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