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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

63 Hofarnsdorf, Pfk. Hl. Rupert 1442 oder 1445

Zwei Fragmente der Grabplatte des Hans Sulzperger, roter Marmor. Fragment 1 im ersten Joch des südlichen Seitenschiffs ohne festen Aufstellungsort an die Westwand gelehnt, Fragment 2 als Tür­schwelle zum Orgelemporenaufgang im ersten Joch des südlichen Seitenschiffs im Boden. Fragment 1 ist ein querrechteckiges Bruchstück mit Beginn einer Umschrift, die unterhalb der ersten Zeile des ersten Schriftbands in weiteren drei Zeilen endet. Fragment 2 setzt mit dem letzten Buchstaben des zweiten Schriftbands ein und entspricht im wesentlichen dem dritten Schriftband. Oberfläche besonders von Fragment 2 stark abgetreten.

H. 52 cm (Fragment 1) bzw. 72 cm (Fragment 2), B. 86 cm (Fragment 1) bzw. 19 cm (Fragment 2), Bu. 6,5 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

Hie leit der hanns / svlczperge[ra) – – – a]//n / sand Cholma(n)s tagb) // dem got genadigc) / sei Anno d(omi)ni m / [cccc] xl[..] iard)

Anmerkungen
a) erg. wohl: der gestorben ist.
b) Schriftband von Fragment 2.
c) Z. 2 von Fragment 1.
d) in der gesamten Z. nur die obere Hälfte des Mittelbands erhalten; nach xl zwei nach links geknickte obere Schaftenden sichtbar; erg. daher entweder xl[ii] oder xl[v]; viell. auch jar.


Datum: 1442 oder 1445 Oktober 13.


Kommentar

Der Verstorbene war im bearbeiteten Quellenmaterial nicht faßbar.

Die Zusammengehörigkeit beider Fragmente ist aufgrund der übereinstimmenden Schriftformen und des sich ergänzenden Formulars unzweifelhaft. Der inschriftenpaläographische Befund (kaum Versalien, g vollständig im Mittelband, relativ gedrungene Proportionen bei eher lockerer Spationierung, ausschließ­lich v) entspricht dem im Bearbeitungsgebiet charakteristischen Entwicklungsstand der Gotischen Minuskel in den 1440er Jahren.

Der wuchtig breite unziale Versal H am Beginn der Inschrift, dessen stark geschwellter, in auffällig flacher Kerbe eingehauener Bogen und die noch in geringen Resten erkennbare Punkt- oder Zackenleiste vor dem Schaft, das breite pseudounziale A (Anno) mit ebenfalls seicht eingehauenem breiten linken Schrägschaft sowie der abgetretene Versal C (Cholma[n]s) verweisen ebenso wie die syntaktisch auffällige Inschrift (mit hier zwischen Tagesdatum und Jahr eingeschobenem Segenswunsch) deutlich auf die Tätigkeit einer Werkstätte, die um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Österreich eine Vielzahl an Grabdenkmälern für verschiedene Auftraggeber angefertigt hat (s. ausführlich Kat.-Nr. 80 und Einleitung S. LXIf.). In den meisten anderen Arbeiten des Betriebs reicht g jedoch in den Unterlängenbereich.

Literatur

ÖAW, NLH, 26. 8. 1959. – Adamek, Grabdenkmäler (1968) Kat.-Nr. 12 (Abb. 11) und Kat.-Nr. 93 (Abb. 82; Zusammengehörigkeit der beiden Fragmente nicht erkannt).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 63,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj63.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Hofarnsdorf, Pfk. Hl. Rupert    •  Grabplatte  •  roter Marmor  •  Gotische Minuskel mit Versalien  •  Inschriften des Totengedenkens  •  Sulzperger, Hans

Abbildungen

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Abb. 45: Grabplattenfragment des
Hans Sulzperger (1442 oder 1445)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)