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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

68 St. Michael, Fk. Hl. Michael 1. H. 15. Jh.

Drei Fragmente der Grabplatte der Katharina Hadmarsdorfer und ihrer Töchter (?) Agnes und Katharina, roter Marmor, innen als Stufen zum Chor unter dem Triumphbogen sekundär verwendet. Zwischen zwei begrenzenden Linien angeordnete Umschrift, Fragment 1 mit schmalem Teil etwa aus der Mitte des zweiten Schriftbands, hochrechteckiges Fragment 2 mit Ende des zweiten und Beginn des dritten Schriftbands, hochrechteckiges Fragment 3 mit Ende des dritten und Beginn des vierten Schriftbands. Oberfläche abgetreten.

H. 103 cm (Fragment 1) bzw. 94 cm (Fragment 2 und 3), B. 46 cm (Fragment 1–3), Bu. 9 cm. – Gotische Minuskel.


Textedition
			

– – – / – – – obiit] katherinaa) [·] // hadmarstorferin · i(n) die / · s(an)c(t)i · tho[me · – – –]a) // · et · agnes / · et · katherinab) · <– – –>

Anmerkungen
a) folgt Text des nächsten Fragments.
b) Trennzeichen abwechselnd quadrangelförmig bzw. vollrund eingebohrt.

... starb) Katharina Hadmarsdorfer am Tag des Hl. Thomas (...) und Agnes und Katharina (...)


Datum: Dezember 21.


Kommentar

Die niederadeligen Hadmarsdorfer (nach dem spätestens seit 1380 bereits als landesfürstliches Lehen im Besitz der Thumeritzer befindlichen heutigen Harmannsdorf ) gehörten im 14. Jahrhundert zur Klientel der Maissauer1). Albrecht Hadmarsdorfer, 1398 Kämmerer Herzog Albrechts V., nannte sich 1411 nach Furth und besiegelte den Stiftbrief des Ulrich La(c)her für Göttweig2). Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte ein nicht namentlich bekannter Angehöriger der bald darauf ausgestorbenen Familie für offenbar sehr geringen Besitz 1 lb. den. an Gült oder ständischen Kontributionen zu entrichten3).

Die Platte wurde offenbar anläßlich des Todes der Katharina Hadmarsdorfer angefertigt. Die Sterbedaten der beiden weiteren genannten Frauen, wohl Töchter der Verstorbenen, wurden jedoch nicht nachgetragen. Der Text von Fragment 3 endet zwar nach katherina, doch ist nach dem Wort und dem folgenden Trennzeichen noch leerer Raum im Ausmaß von etwa drei Zeichen geblieben.

1) Vgl. Notizen zur Familie in Topographie 4, 85. Die in NÖLA, Hs. 236/3, pag. 324 angeführte Tradition, wonach sich die Hadmarsdorfer ursprünglich nach der 1319 bereits öden (richtigerweise kuenringischen) Burg Harmannstein Hadmarsteiner genannt hätten, ist unglaubwürdig. Konrad von Hadmarsdorf fungierte 1310 als Urkundenzeuge des Peter von (Groß-)Riedenthal, 1329 stiftete er mit den von Stephan (II.), Heinrich, Otto (III.), Bernhard und Konrad von Maissau zu freiem Eigen verwandelten Lehen in Pfaffstetten einen Jahrtag im Zisterzienserinnenkloster St. Bernhard, s. Weltin, Urkunde Nr. 108a (1310 Juni 14) und StiA Geras 1/3, pag. 140f. (1329 November 11, Horn) und vgl. Fux, Schloß 14 (mit zahlreichen Lesefehlern) und Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum, Kat.-Nr. 7 (Anm. 3). 1343 scheint Konrads Sohn Dietmar Hadmarsdorfer, 1381 Hans Hadmarsdorfer als Maissauer Burggraf von Gars auf, s. Rigele, Maissauer 127 und 137. 1361 verkauften Bertold und Konrad Hadmarsdorfer den von ihrem verstorbenen Neffen Jörg, dem Sohn ihres ebenfalls verstorbenen Bruders Dietmar Hadmarsdorfer zu Kirchfeld (?), an sie gefallenen Zehent in Niederschleinz um 67 lb. den. an Andreas Tappler (?) zu Hirschbach, s. NÖLA, Privaturk. 605 (1361 Jänner 21). Ein jüngerer Jörg Hadmarsdorfer war 1456 Inhaber eines landesfürstlichen Lehens in Haindorf, s. Topographie 4, 58 (fälschlich „1856“).
2) S. Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 998 (1410 Mai 1), 1000 (1410 Mai 31, Göttweig) und 1010 (1411 August 17) und vgl. Fischer, Atlas 57 (Abb.).
3) S. NÖLA, Hs. 78/3, pag. 584–610 (undatiertes und unbetiteltes Verzeichnis der landständischen Grundherren in den vier Vierteln mit Anführung von Geldbeträgen), hier 599.
Literatur

DASP, Nachlässe 5, Heft K, fol. 14r. – Plesser, Kirchengeschichte (1932) 477. – ÖAW, NLH, 27. 8. 1962. – Adamek, Grabdenkmäler (1968) Kat.-Nr. 94. – Dehio Nord 1022.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 68,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj68.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 50–52: Grabplattenfragmente der
Katharina Hadmarsdorfer (1. H. 15. Jh.)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)