Inschrift-logo

  Suche         Druck     Hilfe  

 

Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

74 Rossatz, Pfk. Hl. Jakobus d. Ä. 1452

Zwei Fragmente der Priestergrabplatte des N. Vasold, roter Marmor. Fragment 1 im nördlichen Seitenschiff (ehem. Nordkapelle) im Boden vor dem Altar, Fragment 2 im Boden des Mittelschiffs im ersten Joch, zwischen den Kirchenbänken und dem Pfeiler zum nördlichen Seitenschiff. Die Umschrift nimmt im vierten Schriftband nur ein Wort ein. In der Mitte der Platte graphischlinear eingehauener Kelch. Stein stark abgetreten. Fragment 1 umfaßt die oberen zwei Drittel der Platte mit winkelförmiger Beschriftung und dem Kelchsymbol, Fragment 2 das untere Drittel mit drei Schriftbändern, die rechte untere Ecke ist abgebrochen. Die Platte scheint auseinandergeschnitten worden zu sein.

H. 140 cm (Fragment 1) bzw. 96 cm (Fragment 2), B. 97 cm (Fragment 1) bzw. 42 cm (Fragment 2), Bu. 7,5 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

Anno · d(omi)ni · m · cccc · lij · In · vigilia / Conuersionis · sancti · pauli · obyt · honorab[ili]//sa) · vir · d[(omi)n(u)s / ....]hardusb) · Vasold · hic / sepultusc)

Anmerkungen
a) folgt Is. von Fragment 2.
b) dominus-Kürzung aufgrund des vorhandenen Schriftraums anzunehmen; erg. wohl Bernhardus oder Leonhardus.
c) Trennzeichen quadrangelförmig.

Im Jahr des Herrn 1452 am Vortag der Bekehrung des Hl. Paulus starb der ehrwürdige Herr, Herr (...) Vasold (und liegt) hier begraben.


Datum: 1452 Jänner 24.


Kommentar

Die Zusammengehörigkeit beider Fragmente ist durch die übereinstimmenden Abmessungen, die zusammenpassenden Formularteile und den Schriftbefund ausreichend gesichert.

Der Verstorbene dürfte aus einer Rossatzer Familie gestammt haben, da vor 1406 sein mutmaßlicher älterer Verwandter Hans Vasold („Hanns der Vaseltt von Rossacz“) in Rossatz belegt ist1). Offenbar war er nicht Pfarrer von Rossatz – die Bezeichnung als „plebanus“ wäre im Formular jedenfalls nach dem Namen des Verstorbenen zu erwarten – sondern möglicherweise ein Benefiziat der Kirche2).

1) S. Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 958 (1406 März 31).
2) Zum Jahr 1409 ist wenigstens ein Gesellpriester des damaligen Rossatzer Pfarrers Peter belegt, s. Fuchs, Urkunden (1901) Nr. 980 (1409 März 15).
Literatur

ÖKT 1, 359 (Fragment 1). – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 253 (1459). – Winter, Pfarre 196 (Fragment 1, fälschlich 1352). – Adamek, Grabdenkmäler (1968) Kat.-Nr. 16 (Abb. 15; Fragment 1). – ÖAW, NLH, 27. 8. 1959. – Dehio Süd 1868. – Aichinger-Rosenberger/Woldron, Rossatz (unpag.).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 74,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj74.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Rossatz, Pfk. Hl. Jakobus d. Ä.    •  Priestergrabplatte  •  roter Marmor  •  Gotische Minuskel mit Versalien  •  Inschriften des Totengedenkens  •  Peter  •  Vasold, Hans

Abbildungen

 zum Vergrößern anklicken
Abb. 56–57: Grabplattenfragmente
des N. Vasold (1452)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)