Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
75 |
Unterloiben, Pfk. Hl. Quirin |
1453 |
Ölbergrelief mit Beischriften und Jahresangabe, hellgelber, in Resten polychromierter Sandstein, außen an der Chorsüdseite zwischen erstem und zweitem Strebepfeiler der erste Stein von Westen. In der oberen Bildhälfte in der Mitte Christus im Gebet auf Felsboden kniend, rechts davon Halbfigur eines Engels, ein Spruchband (I) haltend, über diesem der Kelch. In der linken Ecke die Figuren Judas’ und der Schächer in Lentnerharnischen und Beckenhauben. In der unteren Bildhälfte rechts die schlafenden Jünger, links zwei im Gebet kniende Stifterfiguren, eine Nonne und ein Mönch in monastischen Gewändern (?), über deren Häuptern ein gewundenes Spruchband (II). Gewänder der Figuren teils rot gefaßt. Relief an beiden Seiten und oben von umlaufender Ranken- und Blattwerkleiste in rot und grün gerahmt, unten glatte Leiste mit kurzer Inschrift (III) am linken Rand.
H. ca. 115 cm, B. ca. 90 cm, Bu. ca. 4,5 cm. – Gotische Minuskel mit Versal.
Textedition
I.
Tua est potestas
II.
miserere n(ost)ria) d(omi)ne
III.
anno (et) c(etera) 53
Anmerkungen
Kommentar
Sowohl die allgemeine Gestaltung des in der Literatur wiederholt zu spät datierten Reliefs und die rüstungstechnischen Details der Soldatenfiguren in der linken oberen Bildecke als auch der Inschrift (nur ein relativ konservativer Versal, 5 in linksgewendeter Form) lassen die Auflösung der Jahresangabe in der unteren Inschriftenleiste nach der Minderzahl mit 1453 völlig unzweifelhaft erscheinen.
Die Kleidung der beiden Stifterfiguren (die weibliche Figur mit Velum, Kinnbinde und Mantel, die männliche in Kukulle und Skapulier) und die angedeutete Tonsur des Mannes lassen mit Vorsicht an Angehörige einer monastischen Gemeinschaft, möglicherweise im Falle des letzteren an einen Tegernseer Konventualen, denken. Da der Tegernseer Konvent bis in die Regierungszeit Abt Kaspar Ayndorffers in der Mitte des 15. Jahrhunderts fast ausschließlich Adeligen offenstand, könnte ein Angehöriger des Konvents auch die finanziellen Mittel zur Errichtung dieses Denkmals aufgebracht haben. Die Hofmeister der Tegernseer Höfe in Unterloiben und Joching waren um die Mitte des 15. Jahrhunderts Bürger der Gegend und keine Tegernseer Konventualen, scheiden also wohl als Auftraggeber aus1).
Ölbergreliefs, die das Motiv der Todesangst Christi im Garten Getsemani darstellen, wurden aufgrund ihres Bildthemas im Spätmittelalter gerne auf den die Pfarrkirchen umgebenden Friedhöfen angebracht. Das gegenständliche Ölbergrelief war zu Beginn des 17. Jahrhunderts in eine unmittelbar unterhalb des Reliefs anschließende, heute verlorene Wandmalerei mit Stifterdarstellung (gemaltes Epitaph?) des Sigmund Schwaighofer von Unterloiben kompositorisch einbezogen worden2).
Die Angabe des Jahrs nach der Minderzahl stellt den ältesten Beleg für den Gebrauch arabischer Ziffern in einer Inschrift des Bearbeitungsgebiets dar
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Dein ist die Kraft (I).
Erbarme dich unser, Herr (II).
Im Jahr usw. 53 (III).
Nach dem Pater noster (I).