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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

83 Mitterarnsdorf, Kapelle Hl. Katharina 1470

Apostelcredo mit Beischriften, Wandmalerei, an der Langhausnordwand und im Chor. Unmittelbar über den jüngeren Konsekrationskreuzen jeweils Halb- bzw. Dreiviertelfigur eines Apostels mit Attribut, von einzeiligem Spruchband umgeben, die Texte ergaben ursprünglich zusammengesetzt, von der Chorsüdwand im Uhrzeigersinn an den Wänden entlanglaufend und an der Chornordwand endend, das Credo. Mit teils starken Beschädigungen erhalten sind davon nur Petrus mit Schlüssel in grünem Kleid und rotem Mantel im zweiten Chorjoch an der Südwand mit dem Beginn des Credo (I), nach Westen anschließend Andreas (II) in rotem Kleid und grünem Mantel mit dem Kreuz, Reste eines weiteren Spruchbands (III) bei Bartholomäus mit Schwert und Buch im Westen der Langhausnordwand, sowie der Apostel Matthias mit einem Rest des Beils mit dem Schluß des Credo (IV) an der Chornordwand, links davon ein Wappenschild. An der nördlichen Chorschräge befindet sich weiters eine große Figur Christus als Salvator mundi in violettem Kleid auf Weihekreuz stehend mit nach links ausschwingendem Spruchband (V), zu dessen Füßen links verkleinert eine Stifterfigur in langem albenartigen und bortenbesetzten, jetzt grauem, ursprünglich wohl blauem Mantel mit hoher, steifer Kappe im Gebet auf einem Polster an einem kaum mehr erkennbaren Betpult kniend. Zwischen der Stifterfigur und Christus gewundenes Spruchband (VI), links des Stifters ein fragmentierter Wappenschild. An der südlichen Chorschräge Reste einer Darstellung der Hl. Katharina in braunrotem Kleid, daneben ein Wappenschild mit darüber befindlichem, fast völlig zerstörten Spruchband (VII). Wandmalereien 1957 (A. Lauer) und 1969 (H. Pfaffenbichler) aufgedeckt und gesichert, teilweise durch Aufspitzungen beschädigt und schlecht erhalten. Gegenüber den Abbildungen aus den frühen 1980er Jahren bei Lanc, Wandmalereien (bes. Abb. 291) ist zum Bearbeitungszeitpunkt, wohl durch eine rezente Ausmalung der freien Wandflächen, wenigstens im Bereich der Beischrift zum Wappen an der südlichen Chorschräge ein weiterer Verlust an Inschriftendetails eingetreten.

Bu. ca. 4–5 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

I. [Cre]do · in · deum · p(at)rem · o(mn)ipotente(m) // creatorem · celi · et · terre II. Et · in · Jh(esu)m · chr(istu)ma) [· filium eius ·] Vnic[um] d[ominum nostrum] III. [Credo · in · spiritum · sanc]tum IV. Et · Vitam · eternam · am[en] V. Ego · sum · alpha · et · o · pri(n)cipium · // et · finis · Apoc(a)li(psis) · primo VI. Je(s)ub) · fili · dauid · miserere · mei 1470 VII. [a– – –]grinc)

Anmerkungen
a) Nomen sacrum, Bestand: xpm mit Kürzungszeichen.
b) Nomen sacrum; Bestand: Jhu mit Kürzungszeichen.
c) Lesung unsicher; nach Lanc, Wandmalereien 176, war noch in den frühen 1980er Jahren der Beginn des Spruchbandes andreas · zu erkennen, anhand der entsprechenden Abb. 291 ist wenigstens das erste a zu verifizieren; heutiger Bestand, wie oben ediert, reduziert.

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde (I).
Und an Jesus Christus seinen einzigen Sohn, unseren Herrn (II).
Ich glaube an den Heiligen Geist (III).
Und an das ewige Leben, amen (IV).
Ich bin das A und O, der Anfang und das Ende. Offenbarung 1 (V).
Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner (VI).

Paraphrase des Credo (I–IV); Apc 1,8 (V).


Wappen: unbekannt1); unbekannt2), unbekannt3).


Kommentar

Die Figurenzeichnung geht offenbar unter Rekurs auf ältere Vorlagen der Jahrhundertmitte aus der Wandmalerei auf Vorbilder zeitgenössischer Holzschnitte zurück4). Die umfangreiche malerische Ausstattung der Kapelle dürfte auf den Auftrag eines in der Figur an der nördlichen Chorschräge repräsentierten Hauptstifters und mehrerer Mitstifter, deren Wappenschilde sich an der gegenüberliegenden Seite und an der Chornordwand befinden, zurückgehen. Sollte die prominent dargestellte Stifterfigur einen Kleriker darstellen, käme neben dem für die Kapelle Hl. Katharina zuständigen Pfarrer von Hofarnsdorf allenfalls auch ein Kaplan oder Benefiziat der Kapelle selbst in Frage. Um 1470 wechselten die Pfarrer von Hofarnsdorf rasch: 1463 war Eberhard Nob Pfarrer und Richter von (Hof-)Arnsdorf, im Folgejahr Leonhard Jäger, 1468 erscheint Petrus Minhauser, 1472 Koloman Pacher als Pfarrer von Hofarnsdorf5).

Ein weltlicher (Haupt-)Stifter ließe sich unter den Hofmeistern des erzbischöflichen Salzburger Hofs in Hofarnsdorf vermuten: zwischen wenigstens 1465 und 1473 war Konrad Schirmer Hofmeister von Arnsdorf. Im letztgenannten Jahr verschaffte er zusammen mit seiner Frau Ursula seiner Tochter Anna die zum Eintritt in das Klarissenkloster Dürnstein bestimmte Ausstattung6). Sollte das der knienden Stifterfigur zugeordnete Wappen, was aufgrund des schlechten Erhaltungszustands jedoch nicht einwandfrei zu klären ist, als Wappenbild zwei gekreuzte Streitkolben zeigen, könnte es sich vielleicht um das Schirmersche Wappen handeln, das lediglich aus nichttingierten Darstellungen bekannt ist, und von dem daher eine mögliche Vierung, wie in der Wandmalerei dargestellt, denkbar wäre. Allerdings weist auch die Darstellung des Schirmer-Wappens auf der Wappengrabplatte des Seitenstettener Hofrichters Oswald Schirmer (gest. 1500) im Kreuzgang von Seitenstetten keine Andeutung der Vierung auf7). Ob das Wappenbild an der südlichen Chorschräge ein Werkzeug darstellt und auf einen bürgerlichen Stifter verweisen soll, scheint zweifelhaft8).

1) Silber/rot geviert; mit gekreuzten goldenen Streitkolben belegt?
2) In silber ein roter Göppel (?).
3) In rot ein silberner Fisch schräglinks.
4) Lanc, Wandmalereien 175.
5) S. Plesser, Kirchengeschichte (1955) 158f. Der ebd. zu 1470 genannte Salzburger Chorherr und Arnsdorfer Hofmeister Heinrich von Haid beruht auf Verwechslung mit dem wesentlich früheren Heinrich von Hard (s. Kat.-Nr. 18† und 19†).
6) S. StiA Herzogenburg K. n. 315 (1473 Jänner 19) und vgl. Plesser, Kirchengeschichte (1955) 159.
7) Zum zwischen 1475 und 1486 angefertigten Stein s. DI 10, Kat.-Nr. 184 (Abb.) und Weigl, Adel 297 (Kat.-Nr. 26.3; Abb.).
8) S. Lanc, Wandmalereien 176: „Rechts von der Heiligen [Katharina] ein tartschenförmiges Wappen: ein auf der Spitze stehendes sphärisches Dreieck in Rot und Silber. Das nicht bestimmbare Wappenbild (Werkzeug?) deutet jedenfalls auf einen bürgerlichen Stifter“.
Literatur

ÖAW, NLH, 26. 8. 1959. – Eppel, Kunst 194. – Lanc, Wandmalereien 172–176. (Abb. 289–293). – Dehio Süd 1445f.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 83,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil1/noe-3-obj83.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Mitterarnsdorf, Kapelle Hl. Katharina    •  Apostelcredo  •  Beischriften  •  Wandmalerei  •  Gotische Minuskel mit Versalien  •  Heinrich von Hard  •  Lauer

Abbildungen

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Abb. 64: Apostelcredo (1470), Detail
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)