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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

130 Imbach, Pfk. Mariä Geburt 1504

Wappengrabplatte des Peter Rumpf, hellroter Marmor, in der Kirchenvorhalle an der Nordwand, vor 1989 außen an der Umfassungsmauer (Friedhofsmauer) nördlich der Pfarrkirche1). Sechszeilige Inschrift über vollrundem Feld mit eingeschriebenem Vierpaß, diesem aufgelegt ein Wappenschild, rechts darunter in der unteren Ecke der Platte ein kleines Beiwappen (Schild graphischlinear eingehauen, Wappenbild reliefiert). Kleinere, die Inschrift nicht beeinträchtigende Oberflächen­beschädigungen.

H. 160 cm, B. 81 cm, Bu. 8 cm. – Gotische Minuskel mit Versal.


Textedition
			

Anno · d(omi)ni · 1504a) jar · vor / joh(ann)is · wapciste · ist · gest/orben · der · ersam · weis / peter · rvmpf · pvrger · czw · jnnpach · dem · got / genedig · sey · amennb) ·

Anmerkungen
a) 0 sehr klein vollrund auf Zeilenmitte eingeritzt.
b) sic! Trennzeichen quadrangelförmig.

Datum: 1504 vor Juni 24.

Wappen: Rumpf2); unbekannt3).


Kommentar

Die Rumpf waren bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit offenbar reichem Besitz in Imbach ansässig. Konrad Rumpf und seine Frau Gertraud stifteten 1342 50 den. Dienst von ihrem Viertel Weingarten „an der Obern Setzz auf dem Perg und an dem Obern Raim“ in Imbach an das Dominikanerinnenkloster, das davon jährlich am Katharinentag (November 25) 40 den. für Meßzwecke am Altar der (Katharinen-)Kapelle erhalten sollte, während die übrigen 10 den. dem Imbacher Pfarrer zufielen4).

Konrads Verwandter (Bruder?) Helmwich Rumpf verpfändete im selben Jahr den Dominikanerinnen drei Weingärten in Imbach „an dem Zerrer“, „das Ges(c)huerr“ und „in dem Strezzenpach“, zum Unterhalt seiner in den Konvent eingetretenen Tochter Elisabeth5). Ein weiterer Verwandter, Rapoto Rumpf von Rehberg, war vor 1371 unter Hinterlassung der unvogtbaren Tochter Agnes verstorben6).

Peter Rumpf erscheint 1449 in einem Urbar der Wallseer über die Herrschaften Senftenberg und Zöbing als Inhaber eines Hauses und einer Brandstatt im südöstlichen Imbacher Ortsteil „Dörfl“, 1496 als Inhaber zweier Weingärten in Imbach „auf dem Perg“ und „im Weintall“. 1479 hatte er zusammen mit seiner Frau Margarete von Wolfgang Tunkchl zu Imbach und dessen Sohn Wolfgang einen Garten in Rehberg zwischen der „Hofwisen“ und einem anderen Weingarten des Verkäufers erworben, 1499 stiftete er zusammen mit seiner Frau Margarete eine von einem eigenen Benefiziaten bzw. Kaplan zu lesende ewige Messe am Katharinenaltar der Imbacher Pfarrkirche. Die Stiftung wurde 1502 vom Passauer Bischof bestätigt, 1506 fungierte als Kaplan des Katharinenstifts Stephan Toll7).

Peters Verwandter (Bruder?) Hans, „gesessen an der Winkhelmull“ in Imbach, war 1498 an einer Erbschaft in Dürnstein beteiligt8) und verkaufte im Folgejahr zusammen mit seiner Frau Magdalena, Witwe des Dürnsteiner Bürgers Stephan Mittelberger, und seinen Stiefkindern Hans und Barbara zwei Weingärten im Feld unterhalb von Dürnstein an das Chorherrenkloster Dürnstein, 1500 zusammen mit seiner Frau dem Dürnsteiner Bürger Wolfgang Wildberger und dessen Frau Helena drei Weingärten („Das Gärtl“, „Das Klain Pürichtar“ und „Der Hinder Michlhaytaler“) oberhalb von Dürnstein, von denen Burgrechtsdienste an die Burg Dürnstein, das Dürnsteiner Chorherrenkloster und das Klarissenkloster sowie das Imbacher Dominikanerinnenkloster zu leisten waren9). Die oben genannte Winkelmühle in Imbach ist mit keinem der noch existierenden historischen Mühlenbauten in Imbach zu identifizieren10).

Die überraschende Bezeichnung Peter Rumpfs auf seiner Grabplatte als pvrger des bloßen Dorfs Imbach dürfte auf die wohl unter Einfluß des Dominikanerinnenklosters schon seit dem frühen 14. Jahrhundert stark ausgeprägten zentralörtlichen Funktionen von Imbach hindeuten11). Offenbar hatte sich bei den finanziell potenteren Einwohnern Imbachs, zu denen Peter Rumpf angesichts seiner repräsentativen Wappengrabplatte und seiner Stiftungstätigkeit zweifellos zählte, auch ein entsprechendes bürgerliches Selbstbewußtsein entwickelt.

1) Vgl. Zotti, Kunst 2, 164 und Fux, Schleier 280 (Abb. mit undat. Foto der Mauer mit den heute im Kircheninneren befindlichen Grabplatten) und 533.
2) Auf Dreiberg ein Taubenkopf (?).
3) Auf Dreiberg eine tulpenähnliche Blume.
4) S. HHStA, AUR 1342 I 6. Wahrscheinlich sind Konrad und Gertraud Rumpf mit Konrad und Gertraud „in dem Tal“ identisch, denen Priorin Anna und der Konvent von St. Bernhard 1346 ihren dem Imbacher Konvent mit 16 den. dienstpflichtigen Weingarten „Sachsensetz“ in Rehberg zu Burgrecht verliehen, s. HHStA, AUR 1346 XI 11 und vgl. Weiglsperger, Beiträge (1885) 419.
5) S. HHStA, AUR 1342 V 21. Elisabeth Rumpf sollten von dem erstgenannten Weingarten jährlich 2 lb. den. zukommen. Die drei Weingärten hatte Rumpf als Pfand für eine zwischen dem nächsten Martinitag (November 11) und Weihnachten (Dezember 25) zu begleichende Geldschuld von 40 lb. den. gegenüber dem Kloster eingesetzt.
6) S. HHStA, AUR 1371 IV 10. Die Gerhaben der Agnes Rumpf verkaufen dem Dominikanerinnenkloster einen Weingarten im Imbacher Burgtal („Puechtal“) um 25 lb. den.
7) S. HHStA, AUR 1496 V 18, 1502 XI 16, Krems und 1506 IV 25, Fuchs, Urkunden (1902) Nr. 1925 (1479 September 25, Krems), vgl. Plesser, Kirchengeschichte (1911) 140 (hier fälschlich „Stumpf“) und Fux, Schleier 189, 266 und 534. Die 1759 zu persolvierenden 260 jährlichen Stiftmessen wurden mittels Stiftmeßreduktion auf 140 Privatmessen reduziert.
8) S. Plesser, Kirchengeschichte (1932) 170.
9) StiA Herzogenburg, D. n. 367 (1499 Mai 2) und 371 (1500 März 1), vgl. auch Plesser, Kirchengeschichte (1939) 117 und Schmettan, Chorherrenstift 85.
10) Vgl. Fux, Schleier 498, dem allerdings die Nennung der Winkelmühle in der oben zitierten Urkunde entgangen sein dürfte. Möglicherweise handelt es sich in Anbetracht des Namens jedoch um die spätere Klostermühle (heute Klosterhof 2), die tatsächlich im annähernd dreieckigen Bereich zwischen Klosterkirche, ehemaliger Landstraße (bis 1857) nördlich der Kirche (heute Kircheng.) und Großer Krems liegt, und deren Fassade in Entsprechung des Flußlaufs einen starken Knick aufweist. Diese Zuordnung könnte auch zu der Tatsache stimmen, daß Hans etwa zur selben Zeit Inhaber eines nahegelegenen, erst 1796 zu zwei Objekten aufgeteilten Hauses (heute Kircheng. 6 und 8) nördlich der Kirche war, vgl. Fux, Schleier 572.
11) In HHStA, AUR 1340 XII 21 wird etwa eine auf gehobenen „bürgerlichen“ Anspruch hinweisende Badstube in Imbach genannt.
Literatur

Zotti, Kunst 2, 164. – Fux, Schleier 280 (Abb. mit undat. Foto der Umfassungsmauer mit den heute im Kircheninneren befindlichen Grabplatten) und 533f. – Dehio Nord 469.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 130,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil2/noe-3-obj130.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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Abbildungen

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Abb. 87: Grabplatte des
Peter Rumpf (1504)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)