Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
153 |
Weißenkirchen i. d. Wachau, Pfk. Mariä Himmelfahrt |
1515 |
Glocke („Elferin“) mit Gebetsanrufung und Gußvermerk, im Turm der Pfarrkirche. Am Hals umlaufende Inschrift (I) zwischen zwei begrenzenden Stableisten, am Wulst ebenso gestaltete Umschrift (II). Auf der Mantelfläche zwei Reliefs: Christus als Schmerzensmann, flankiert von Hl. Bischof (links, in Pontifikalien mit Pedum und Kelch als Attribut) und Josef von Arimathia (mit Schale, rechts) bzw. Kreuzigungsgruppe.
H. 110 cm, D. 138 cm, Bu. 3 cm. – Gotische Majuskel.
Textedition
I.
+ AVE REGINA CELORVM
MATER REGIS ANGELORVM
O MARIA FLOS VIRGINVM
VELVT ROSA VEL LILIVM
FVNDE PREUESa) AD FILIVM TVVM / 1515b)
II.
GOT ZV LOB VND ZV ER
VND DEM GEMAIN MAN ZV EIN LER
PRAIST GOT DISEM MAISTER SEIN LEBEN LANK
DER MIR HAT GEGOSEN DEN KLANC
LASSLA RACZKO BIERT ER GESPROCHEN
VND HAT MICH GEMACHT IN DER ANDLAS WOCHEN
Anmerkungen
Kommentar
Während die ältere Weißenkirchener Glocke (Kat.-Nr. 77) aus einem Vorgängerbau in den 1502 neu erbauten Kirchturm übernommen worden sein muß, wurde die gegenständliche Glocke von den Weißenkirchener Bürgern bzw. der Pfarrzeche – ausdrücklich ohne Beteiligung der Bürger von St. Michael, Wösendorf und Joching – 1516 beim Wiener Glockengießer Lasla (Ladislaus) Raczko (Ratzko, Ratzki, Raztko, Rathzo) um 320 lb. den. neu angeschafft. Die nach Leistung eines Teilbetrags von 120 lb. den. offene Summe verpflichteten sich die Bürger, bis zum Katharinentag (November 25) 1517 zu begleichen1).
Aus der Werkstatt des zwischen 1487 und 1526 als Zinn- und Glockengießer belegten Wiener Bürgers und Zechmeisters der Liebfrauenbruderschaft bei St. Stephan, Lasla (Ladislaus) Raczko, stammen neben der Weißenkirchener weitere zwei erhaltene Glocken in Wien und der Steiermark. 1509 hatte er die 1279 von Meister Konrad von München gegossene „Zwölferin“ oder „Fürstenglocke“ von St. Stephan in Wien eingeschmolzen und neu gegossen, 1525 die große Glocke für die Wiener Pfarrkirche St. Michael hergestellt2).
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Sei gegrüßt, Himmelskönigin, Mutter des Engelskönigs, o Maria, Blüte der Jungfrauen, wie eine Rose oder Lilie, schütte Bitten bei deinem Sohn aus.
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