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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

185† Dürnstein, ehem. Karner Hl. Michael 1. V. 16. Jh.

Epitaph (?) der Anna Lich (?), Wandmalerei, außen an der Ostseite, ehemals von Ziegelpultdach auf zwei flankierenden Mauerwangen vor der Witterung geschützt. In scheinarchitektonischer Rahmung Halbfigur (?) einer auf Thronsessel (?) sitzenden weiblichen Figur in hellem Mantel und ausladender heller (weißer?) Bundhaube (Hl. Anna?). Rechts des Kopfs auf dunklem (schwarzen?) Hintergrund die sechs- oder siebenzeilig hell (weiß?) aufgemalte Inschrift. Gesamtes Bildfeld mit zahlreichen unleserlichen Graffiti (wohl Rötelstift) versehen. 1907 mit zahlreichen Farbabplatzungen und Fehlstellen fragmentarisch erhalten, angeblich noch 1952 erkennbar, heute völlig verloren.

Minuskelmischschrift.

Beschreibung und Textwiedergabe nach ÖKT 1, 110f. (Fig. 44).


Textedition
			

– – –]/ta directoris [– – –] / Anna Lichina) / hic sepulta / [– – –] / [– – –] de / [– – –

Anmerkungen
a) Lesung unsicher.

Kommentar

Die Verstorbene konnte im bearbeiteten Quellenmaterial nicht faßbar gemacht werden. Der Dürnsteiner Karner Hl. Michael war offenbar gegen Ende des 15. Jahrhunderts bzw. um 1507 umgebaut worden, worauf ein eigener Ablaßbrief aus diesem Jahr hindeutet1). Eine inschriftenpaläographische Analyse der offenbar Einflüsse von Bastarda, Minuskelantiqua und früher Fraktur vermengenden Inschrift ist wegen der nicht ausreichenden Qualität der zur Verfügung stehenden bildlichen Überlieferung nicht möglich.

1) In StiA Herzogenburg, D. n. 387 (1509 Jänner 25, Passau) bestätigt Bischof Wiguleius von Passau die zugunsten der Dürnsteiner Michaelskapelle von mehreren Kardinälen mit Urkunde von 1507 Dezember 28 erteilten Ablässe und fügt diesen weitere Ablässe hinzu. Eine von Plesser, Kirchengeschichte (1939) 91 offenbar fälschlich zu 1508 Dezember 25 genannte Ablaßurkunde dürfte den in der Passauer Urkunde genannten Ablaßbrief meinen. Die in der Urkunde angeführte Datierung 28. Dezember 1508 ist jedoch nach dem in Rechnung zu stellenden Inkarnationsstil zu 1507 aufzulösen. Zur Datierung des Karnergewölbes aus bauhistorischer Sicht vgl. Aichinger-Rosenberger, Kunigundenkirche 98.
Literatur

Rosner, Kreis 32 (Fig. 2). – DASP, Nachlässe 5, Buch B, pag. 249 („Aussen, Ostseite Fresken gotisierend“). – ÖKT 1, 32 und 110f. (Fig. 44, A. 16. Jh.). – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 53 („Außen Reste von Wandmalereien des 16. und 17. Jh.“). – Hofmann, Dürnstein 20 (auf Abb. 53 erkennbar). – Aichinger-Rosenberger, Kunigundenkirche 97 und 137 (Abb. 76).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 185,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil2/noe-3-obj185.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Dürnstein, ehem. Karner Hl. Michael    •  Epitaph  •  Wandmalerei  •  Minuskelmischschrift  •  Inschriften des Totengedenkens  •  Fröschl von Marzoll, Wiguleius  •  Lich, Anna  •  Dürnstein