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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

213 Unterloiben, Pfk. St. Quirin 1540

Wappengrabplatte des Wolfgang Rothofer, roter Marmor, innen an der Südwand des südlichen Torvorbaus an der Wand, 1962 noch außen an der Westseite des Torvorbaus. Unter der sechszeiligen Inschrift Wappenschild in vertieftem quadratischen Feld. Inschrift ehemals dunkelrot nachgezogen.

H. 129 cm, B. 62 cm, Bu. 5,8 cm. – Gotico-Antiqua.


Textedition
			

Hie ligt b͜egrab͜e(n) d͜er / Ersam weis wolfganga) / Rothofer burger zw / Passaw d͜er hie g͜estor/b͜e(n) ist am 19 tag octob͜era) / 1540 iar d͜e(m) got g͜ena͜t

Anmerkungen
a) letzter Buchstabe am Plattenrand klein über der Oberlinie des Mittelbands nachgetragen.

Wappen: Rothofer1).


Kommentar

Wolfgang Rothofer ist in den Archivalien des Passauer Stadtarchivs nicht faßbar2).

Die Inschrift nennt den Bestattungsplatz Unterloiben explizit auch als Sterbeort; zweifellos wäre für Rothofer im Falle seines Ablebens in der Heimat auch ein Begräbnis in Passau vorgesehen gewesen. Ob es sich um einen (Unfall-)Tod auf Reisen oder während eines längeren Aufenthalts im Einflußbereich der bayerischen Klöster in der Wachau gehandelt hat, ist unklar.

Bei der Gotico-Antiqua der gegenständlichen Inschrift entsprechen die meisten Gemeinen noch ganz den entsprechenden Formen der Gotischen Minuskel und deren Gestaltungselementen mit Brechungen und Knicken an Bögen (e, m, n etc.), während das stark ausgerundete zweistöckige a mit kleinem unteren Bogen, b, d und o mit tendenziell spitzovalen Bögen für eine deutliche Auflockerung des Schriftbilds sorgen. Auch die Schaftenden mehrschaftiger Buchstaben werden an der Basislinie nicht zu Quadrangeln geformt, sondern stumpf abgeschnitten. Äußerst produktiv ist der Versal P in Z. 4, dessen mit mehreren Schwellzügen ausgeführter Bogen und das im Unterlängenbereich leicht nach links versetzte schmale Schaftende in gleicher Form in Frakturinschriften späterer Jahre auftritt.

In den Schriftformen ebenso wie in der Form des Wappenschilds entspricht der Stein völlig der Wappengrabplatte des Christoph Derrer in der Passauer Heilig-Geist-Spitalskirche, entstammt also offenbar einer Passauer Werkstatt3).

1) Tuchschere (?).
2) Freundliche Mitteilung von Richard Schaffner (Stadtarchiv Passau) mit Schreiben vom 19. Dezember 2001.
3) S. DI 67, Kat.-Nr. 481. Vgl. auch die Einleitung.
Literatur

NN., Notiz 83, CLII (Nachzeichnung des Wappenbilds). – Lind, Vereins-Excursion 118 (fälschlich „Rothober“; 1550). – ÖKT 1, 310. – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 352 („14 Grabsteine 1490–1825“). – Eppel, Wachau 218. – Adamek, Grabdenkmäler (1968) Kat.-Nr. 64 (Abb. 57). – ÖAW, NLH, 29. 8. 1962. – Zotti, Kunst 2, 226 (fälschlich „1521“). – Dehio Nord 1198 (fälschlich „Wolfgang Holhofer“).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 213,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil2/noe-3-obj213.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Unterloiben, Pfk. St. Quirin    •  Wappengrabplatte  •  roter Marmor  •  Gotico-Antiqua  •  Inschriften des Totengedenkens  •  Derrer, Christoph  •  Rothofer, Wolfgang  •  Passau  •  Unterloiben

Abbildungen

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Abb. 111: Grabplatte des
Wolfgang Rothofer (1540)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)