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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

217 Weißenkirchen i. d. Wachau (Marktpl.) Nr. 22 (Teisenhoferhof ) 1542

Bauzahl, Stuck (?) übermalt, in der Südwestecke im Obergeschoß (zugleich Turmmittelgeschoß) im ersten Joch des Arkadengangs an der Westwand. Erhabene Ziffern, rezent (im Rahmen der zwischen 1996 und 1998 erfolgten Restaurierung unter Leitung des BDA?) ocker übertüncht, früher rot bemalt.

Bu. ca. 15 cm.


Textedition
			

· 1·5·42 ·

Kommentar

Das am Fuß des Kirchenhügels liegende, um einen unregelmäßig rechteckigen Hof geschlossene, weitläufige Gebäude am Weißenkirchener Marktplatz (ehemals Weißenkirchen Nr. 28, heute Nr. 22 und 177) wurde in einer ersten Bauphase vermutlich zwischen etwa 1439 und 1453/54 von Heinrich Teisenhofer (s. Kat.-Nr. 236) unter Überbauung geringer älterer Mauerreste aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (im Westtrakt) errichtet (die Balken der südseitigen Torhalle dendrochronologisch zu 1451 datiert) und ab etwa 1520 und besonders um 1542/48 durch den Ratsbürger und zeitweiligen Richter der Wachau Michael Göbl (Gebl) (s. Kat.-Nr. 347) erweitert und vor allem im West- und Nordtrakt zu einem höchst repräsentativen schloßartigen Renaissancebau mit äußerst fortschrittlicher Fassadenlösung umgestaltet. Die Jahreszahl dürfte das Baubzw. Umgestaltungsdatum eines der beiden (heute) zinnenbekrönten Türme des Westtrakts (Bachg.) in Zusammenhang mit der Errichtung der Hofarkaden bezeichnen. Die nach einem Großbrand 1793 mit schwerer Beschädigung der Dachräume und des zweiten Obergeschoßes anspruchslos wiederhergestellte und im Westtrakt verringerte Bausubstanz wurde zuletzt 1942 in historisierender Absicht umgestaltet, wobei u. a. auch dem Originalbefund nicht entsprechende Grabendächer errichtet und der Charakter einer burgartigen Befestigung mit umlaufendem Zinnenkranz (1969 teilweise abgetragen) willkürlich hergestellt wurden. Nach umfassenden Restaurierungs- und Adaptierungsarbeiten wurde das Gebäude am 16. Oktober 1965 als Außenstelle des NÖ Landesmuseums unter dem Namen Wachaumuseum mit einer ständigen Ausstellung vor allem der Wachaumalerei des 19. Jahrhunderts eröffnet1). 1996/97 wurde das Gebäude aus dem Verband des NÖ Landesmuseums ausgegliedert, von der Marktgemeinde Weißenkirchen adaptiert und wird seither für Wechsel- und Sonderausstellungen sowie als Maleratelier genutzt. Eine geplante neuerliche Adaptierung des Gebäudes gab in den letzten Jahren den Anstoß zu einer umfassenden bauhistorischen Befundung.

1) Herzlicher Dank ergeht an Ronald Woldron, der mir seine unpublizierten bauhistorischen Befunde aus dem Jahr 2005 (Der Teisenhoferhof in Weissenkirchen. Die bauhistorischen Befunde in den Dachräumen des West- und Nordtraktes) zur Verfügung stellte.
Literatur

ÖAW, NLH, 28. 8. 1962. – Eppel, Kunst 208. – Dehio Nord 1260. – Leschnig, Weißenkirchen (1998) 104 (Erwähnung als Baudatum).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 217,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil2/noe-3-obj217.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Weißenkirchen i. d. Wachau (Marktpl.) Nr. 22 (Teisenhoferhof )    •  Bauzahl  •  Stuck  •  Göbl, Michael  •  Teisenhofer, Heinrich  •  Weißenkirchen i. d. Wachau