Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
266 |
Göttweig, Sammlungen |
1564 |
Kuse der Trabantenleibgarde Kaiser Maximilians II. mit kaiserlichem Monogramm, Wortdevise und Jahreszahl, Eisen und Holz, Inv.-Nr. alt W 63, zum Bearbeitungszeitpunkt im September 2005 im Obergeschoß der Graphischen Sammlung in der „Alten Burg“. Hohe Messerklinge auf vierkantiger Tülle mit vier Stangenfedern. Geschwärzte Ätzungen mit Punktgrund: links in der Blattmitte oben und unten kielbogenartig abgeschlossenes Feld, unter Jahreszahl (I) Reichsadlerwappen umgeben von Collane des Ordens vom Goldenen Vlies, darunter ein oben kielbogenartig, unten in Lilienornament endendes Feld mit kaiserlichem Monogramm (II). An der Klingenbasis vegetabiles Ornament, am Klingenrücken von der Blattmitte gegen die Tülle zu verlaufendes, zur Schneide hin orientiertes Schriftband (III), teils die Ordenscollane überschneidend. Rechts in der Blattmitte oben und unten kielbogenartig abgeschlossenes Feld, unter Jahreszahl (IV) Bilddevise Burgund/Haus Österreich (Astkreuz, bewinkelt von Kaiserkrone bzw. Feuerstein und Stahl), darunter ein oben kielbogenartig, unten in Lilienornament endendes Feld mit kaiserlichem Monogramm (V). An der Klingenbasis vegetabiles Ornament, am Klingenrücken von der Basis gegen die Blattmitte zu verlaufendes, zur Schneide hin orientiertes Schriftband (VI), teils das Astkreuz überschneidend. Kleiner Teil der Messerspitze abgebrochen, montiert auf erneuertem Holzschaft.
L. 234 cm (gesamt) bzw. 68,5 cm (Messerklinge inkl. Tülle), Bu. 3,5 cm (II und V) bzw. 1,5 cm (III und VI). – Kapitalis.
Textedition
I.
15·64a)
II.
MMb)
III.
· DEVS · PROVIDEBITa) ·
IV.
15·64a)
V.
MMb)
VI.
· DEVS · PROVIDEBITa) ·
Anmerkungen
Wappen: Hl. Römisches Reich/Haus Österreich1).
Kommentar
Vorbild der seit den Augsburger Nachfolgeverhandlungen zwischen Kaiser Karl V. und König Ferdinand I. im März 1551 auch von den Garden der österreichischen Habsburger geführten Kusen waren die Stangenmesser der burgundischen Garden. Bereits die 1551 in Augsburg hergestellten Gardekusen Maximilians II. als König von Böhmen bzw. Kaiser Ferdinands I. von 1558 (zur Kaiserkrönung) wiesen eine ähnliche Gestaltung wie das gegenständliche Stück auf2). Die vorliegende Gardekuse dürfte anläßlich der Kaiserkrönung Maximilians ebenfalls in Augsburg angefertigt worden sein. Ein Parallelstück mit seitenverkehrten Ätzungen befand sich früher im Besitz der Gemeinde Furth (Kat.-Nr. 267†). Wie die beiden Stücke nach Göttweig (und eines wohl von dort nach Furth) gelangt sind, ist unbekannt. Möglicherweise waren sie nicht erst unter Abt Gottfried Bessel für die vor allem von Jagdwaffen dominierte Waffensammlung angeschafft, sondern schon früher zusammen mit einigen Helmbarten (Hellebarden) der Göttweiger Sammlungen von ehemaligen Hartschieren Maximilians II. dem Kloster Göttweig für dessen Waffen- und Rüstkammer verkauft worden3).
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Gott wird vorsorgen.