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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

269 Mautern a. d. Donau, Kircheng. 9 (1565?)

Fragment des Grabdenkmals der Amalia von Trenbach, verh. Gold von Lampoding, roter Marmor, im Hof des Hauses museal aufbewahrt, ursprünglich wohl in der Mauterner Pfarrkirche, 1973 im Zuge der Asphaltierung eines Wirtschaftswegs im Bereich Schubertstr./Neue Friedhofstr. (früher sog. „Weibergstätten“) etwa 300 m vom Ende der Schubertstr. (Nr. 122) entfernt an der Abzweigung eines Feldwegs zum Neuen Friedhof aufgefunden. Hochrechteckiges Fragment vom linken Rand des Denkmals mit fünfzeiliger Inschrift, am linken Rand leicht erhabene Rahmenleiste. Stark verwittert mit Oberflächenbeschädigungen.

H. ca. 43 cm, B. ca. 30 cm, Bu. 6,5 cm. – Fraktur.


Textedition
			

– – – / tugent]hafft [– – – von] / Trenba[ch – – – / – – –]merana) [Gold – – – / – – –] Pflegersb) z[u – – –

Anmerkungen
a) erg. wohl analog zu zeitgenössischen Schreibusancen Hai]meran oder Hay]meran.
b) Pflegers an der Basislinie beschädigt.

Kommentar

Die aus dem Erzstift Salzburg stammende niederadelige Familie Gold von Lampoding, die durch die Verbindung mit den älteren Lampodingern seit dem Spätmittelalter zu den erzbischöflich Salzburger Erbausfergen in Laufen gehörte, stellte im 16. Jahrhundert mehrere Pfleger und Verwalter niederösterreichischer Herrschaften.

Emmeram Gold (gest. 1585), ein Sohn des Wolf Gold von Lampoding (gest. 1555) und der Anna Puechleitter, war durch seine Ehefrau Amalia von Trenbach (geb. 1527), Tochter des herzoglich­bayerischen Kuchelmeisters Rudolf von Trenbach zu St. Martin und dessen zweiter Ehefrau Juliana Radlkover, ein Schwager Bischof Urbans von Passau geworden. Vor 1541 scheint er ähnlich wie sein Bruder Sebastian, zwischen etwa 1540 und 1547 Pfleger der Roggendorfer in Pöggstall1), im südwestlichen Waldviertel im Dienst des Paul von Lappitz gestanden zu haben, ab etwa 1548 war er Pfleger des Schlosses Arndorf, 1550 Pfleger oder Inhaber von Schloß Waldreichs, 1557 Inhaber von Walpersdorf, seit wenigstens 1564 fungierte er schließlich als Passauer Rat und Pfleger von Mautern2). Einen Hinweis auf die auch für viele andere Pfleger bzw. landfremde Niederadelige typische (amtsbedingte) Mobilität Emmerams während vieler Lebensjahre liefert ein früher in der für das Schloß Waldreichs zuständigen Pfarrkirche Altpölla am westlichen Südpfeiler der Turmhalle angebrachtes, heute im dortigen Pfarrhof aufbewahrtes Grabdenkmal eines 1550 im Alter von 30 Wochen verstorbenen Sohnes Hieronymus Gold3) sowie die stark beschädigte Wappengrabplatte einer 1557 verstorbenen Tochter Sophia auf dem Friedhof der für Walpersdorf zuständigen Pfarrkirche Inzersdorf ob d. Traisen4).

Während ein 1568 angefertigtes hölzernes Epitaph des Emmeram Gold (Kat.-Nr. 273†) naheliegenderweise in der Kapelle des von den Passauer Pflegern bewohnten Schlosses Mautern angebracht worden war, dürfte sich das gegenständliche Grabdenkmal der Amalia von Trenbach ursprünglich am Ort der Bestattung, wohl in der Mauterner Stadtpfarrkirche, befunden haben. Die oben angesetzte Datierung ergibt sich aus dem Sterbedatum Amalias, die am 5. Mai 1565 im Alter von 38 Jahren in Mautern starb5).

1) Vgl. Krick, Stammtafeln 114. Zu Sebastian Gold, ab 1550 Inhaber des Schlosses Senftenegg, und den Grabdenkmälern seiner 1541 in Pöggstall verstorbenen Frau Anna Walsinger und zweier im selben Jahr gestorbenen mutmaßlichen Söhnen Hans und Christoph vgl. NÖLA, Hs. 236/2, pag. 134f., Si NÖ 1, 130 und Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum, Kat.-Nr. 69f. Ein Sohn Sebastians, Christian Gold von Lampoding, erzbischöflich Salzburger Erbausferg in Laufen, war 1585 Inhaber von Senftenegg gewesen. Das Grabdenkmal für ihn und seine im genannten Jahr verstorbene Frau Regina Storch von Klaus hat sich in der Pfarrkirche Ybbs erhalten, s. die Inschrift in DASP, Nachlässe 5, Heft M, fol. 2r und vgl. Dehio Süd 2760. Die älteren Lampodinger waren seit 1267 mit dem Salzburger Vizedom Seibot von Lampoding Angehörige der städtischen Oberschicht und Schiffherren in Laufen gewesen. Vgl. zu den Laufener Lampodingern Heffeter, Salzachschiffahrt 113–115, 165f., 175 und öfter, zu den Gold, den Laufener (Erb-)Ausfergen und ihren sozialen Umschichtungen im Lauf des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit ebd. 123, 129, 131–137, 198f., 212–222 und 229–231. Eine ältere Amalia von Trenbach, Tochter des Albrecht von Trenbach und der Benigna von Kuendorf (?), war in erster Ehe seit 1508 mit Georg von Tierbach zu Breiteneich, in zweiter Ehe mit Wolf Steger zu Harmannsdorf verheiratet gewesen und unter Hinterlassung wenigstens einer Tochter Margarete aus erster Ehe, verheiratet mit Erasmus Schneckenreither zu (Ober-)Höflein, vor 1542 verstorben, s. NÖLA, Landrechtsurk. 170 (1542 Februar 9, Wien) und vgl. deren Nennung im Rahmen des Trenbacher „Stammbaums“ in der Trenbachkapelle des ehemaligen Passauer Domkreuzgangs, s. Röhrer-Ertl, Grabkapelle, und DI 67, Kat.-Nr. 628/123; ebd., Kat.-Nr. 628/152, zur obengenannten Amalia, zu ihr auch Si NÖ 2, 403.
2) Vermutlich handelt es sich bei jenem „Haimeram Golt“, dem Paul von Lappitz in seinem Testament „als seinem alten diener“ 100 lb. den. vermachte, bereits um den oben genannten Emmeram, s. die Abschrift des Testaments (1541 Dezember 24) in Familienarchiv Trauttmansdorff Kt. 3, unfol. Zum Arndorfer Amt vgl. HKA, NÖ Herrschaftsakten R 44/A, fol. 300f. (1548 Dezember 14, Pöggstall), worin Gold als Pfleger von Arndorf einer Kommission der NÖ Kammer zur Bereitung der Herrschaft Pöggstall Auskunft über die Besitzverhältnisse im Umland erteilt. 1564 und 1571 fungierte Emmeram, schon Mauterner Pfleger, als landesfürstlicher Kommissar bei der Vereidigung des Kremser Rats, s. Brunner, Rechtsquellen, Nr. 346 und 363, und Schönfellner, Krems 197. 1572 führte er zusammen mit Abt Michael Herrlich von Göttweig und dem Kremser Schlüsselamtmann Georg Bayer die Visitation des Kremser Dominikanerklosters durch, s. Kühnel, Dominikanerkloster 143f. und Schönfellner, Krems 110. 1578 fungierte er als Mitglied einer Kommission im Streit zwischen dem Kremser Dechant Christoph Villanus und dem evangelischen Prädikanten Dr. Johann Matthäus, s. Schönfellner, Krems 134. 1579 gehörte er einer Kommission des NÖ Klosterrats an, die im Rossatzer Patronatsstreit zwischen Abt Michael Herrlich von Göttweig (s. Kat.-Nr. 304) und Hans Christoph Geymann ermitteln sollte, s. Winter, Göttweig 208. 1580 unterstützte er das Vorgehen des Mauterner Rats gegen Sebald Janer wegen dessen strittigen Freihofs (vgl. Kat.-Nr. 338) bei Bischof Urban, s. Maroli, Janaburg 13. Offenbar besaß Emmeram auch den Grillenhof im Viertel ober Wienerwald, den seine Söhne 1586 als väterliches Erbe besaßen, s. NÖLA, Hs. 236/3, pag. 134 und vgl. Si NÖ 1, 130 (Ankauf durch Emmeram 1576) und Maroli, Mautern (1975) 202. Ob Gold evangelisch war, wie Schönfellner, Krems 134 vermutet, ist unklar.
3) S. Beschreibung und Transkription bei Polleroß, Kunst 183, vgl. auch Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 221.
4) S. Kroissmayr, Geschichte 160 und Dehio Süd 883.
5) So nach dem vor 1572 entstandenen Trenbacher „Stammbaum“ in der Trenbachkapelle des ehemaligen Passauer Domkreuzgangs, s. Röhrer-Ertl, Grabkapelle und DI 67, Kat.-Nr. 628/152. Si NÖ 2, 403 führt als Sterbedatum den 3. November 1565 an.
Literatur

Maroli, Mautern (1975) 201f. – Maroli, Entstehungsgeschichte Anm. 27.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 269,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil3/noe-3-obj269.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 126: Grabdenkmalfragment der
Amalia von Trenbach (1565?)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)