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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

282 Maria Laach a. Jauerling,
Pfk. Mariä Heimsuchung
nach 1571/(1573/75–1594?)

Epitaph des Stephan Steghofer von Loitzendorf und seiner Ehefrauen Katharina Stubner von Droß und Elisabeth Amstetter, roter Marmor und Sandstein, im vierten Joch des südlichen Seitenschiffs an der Südwand. Zwischen zwei hellgelb getünchten Sandsteinpilastern mit Volutenkapitellen hochrechteckige Marmorplatte: In seichter Rundbogennische (die Zwickel mit zwei Oculi-artigen Kreisen gefüllt) Christus am Kreuz (I), links zu Füßen des Kreuzesstamms der Verstorbene in Harnisch mit Halskrause (der Visierhelm auf dem Boden abgesetzt) und seine drei Söhne in engem Wams mit Halskrause, kurzen Pumphosen und kurzen Mänteln im Gebet kniend, rechts die beiden Ehefrauen in langen Kleidern und kurzen Jacken mit Halskrause sowie steifen Hauben, zwei Töchter (die kleinere, der äußeren Frauenfigur zugeordnete ebenso wie diese mit einem kleinen Kreuz als verstorben gekennzeichnet) in gleicher Kleidung, jedoch mit kleinen runden Hüten im Gebet kniend. Vor der rechten äußeren Frauenfigur ein Wappenschild. Im Hintergrund Stadtkulisse. Im unteren Drittel der Platte Tafel mit achtzeiliger, erhaben geätzter Inschrift (II) in Rollwerkrahmung. Im Aufsatz breiter Volutengiebel aus hellgelb getünchtem Sandstein mit zwei Eheallianz(voll)wappen, als Bekrönung über breitem Gesims eine Steinkugel, die ursprünglich1) auf den beiden Voluten angebrachten balusterartigen Akroteren fehlen. Reste der Zeilenlinierung sichtbar. Denkmal restauriert.

H. (gesamt) 250 cm, B. 135 cm, H. (der Marmorplatte) 147 cm, B. 77 cm, Bu. 1,5 cm (I) und 1,8 cm (II). – Fraktur (II) und Kapitalis (I).


Textedition
			

I. · I · N · R · I · II. Hie ligt begrabe(n) der Edl vnd vesst herr Steffan Steghoffer zu / Leuczendorff vnd am Rattenhoff · so in Gott verschidte(n) ist / Den <..> tag <– – –> Jn <– – –> vnda) zuuor im 1571 den <25>b) tag <Ju(nii)>c) / Jst in Gott Entschlaffen die Edl Erntugenthafft frau Khat=/arinad) ein geborne Stubmerin zu droß verner ist her=/nachd) in Gott verschiden die Edl Erntugenthafft frau / Ellisabet ein geborne Ambstetterin zum zwerchenbach / Alle baidt sein Ehliche gemachl Denne(n) Gott genadt Am(en)

Anmerkungen
a) für die Datumsnachträge erhabene querrechteckige Leisten ausgespart.
b) Nachtrag in das ausgesparte querrechteckige erhabene Feld eingehauen.
c) oder Ju(lii); Nachtrag gedrängt am rechten Rand eingehauen.
d) Abtrennungszeichen auch am Zeilenbeginn.

Wappen: Steghofer2); Amstetter3); Stubner4).


Kommentar

Stephan Steghofer, Pfleger der Herrschaft Wildeneck und vormals Wassermautner von Stein, war offenbar noch 1571 Inhaber des damaligen Adelssitzes Steghof in Harmanschlag5). 1573 kaufte er von Seifried Gerhab von Hohenberg zu Hainburg den Adelssitz Rothenhof bei Emmersdorf (heute Hofamt 14) an, den Gerhabs Ehefrau Eva Regina Amstetter, eine Schwester von Steghofers zweiter Ehefrau Elisabeth Amstetter, als Tochter des 1561 und noch 1565 als Inhaber des Rothenhofs genannten Hans (Christoph) Amstetter geerbt hatte6). Steghofer, der zumindest 1575 noch das Pflegeramt in Wildeneck versah, erlangte in diesem Jahr den einfachen Adelsstand und eine Besserung seines bislang geführten Wappens. Nach seiner Nobilitierung suchte er 1578 um Aufnahme in den NÖ Ritterstand an7). Steghofer starb nach einem Nachtrag im ersten Maria Laacher Matrikenbuch 1594.

Eine aus Steghofers erster Ehe mit Katharina Stubner von Droß, der Tochter des Hieronymus Stubner von Droß und der Rosina Scheffinger, stammende Tochter Maria, ihre Figur auf dem vorliegenden Epitaph ebenso wie die ihre Mutter mit einem kleinen Kreuz bezeichnet, starb 1570 und wurde in der Pfarrkirche Hofarnsdorf bestattet (s. Kat.-Nr. 279). Seine zweite Ehefrau Elisabeth Amstetter, Witwe nach dem 1572 verstorbenen Wolf Stierl von Loitzenhof und vermutlich die Mutter der drei auf dem Epitaph dargestellten Söhne Georg, Hans und Stephan, starb erst am 15. November 1619 und wurde fast fünf Monate nach ihrem Tod in der Pfarrkirche Maria Laach begraben. Im selben Jahr oder 1613 starb auch der gemeinsame Sohn Georg8). 1559 war der Adelssitz Loitzenhof (heute Loitzendorf Nr. 1) an die Erben des Hans Stierl gekommen, die ihn noch 1572 besaßen, 1613 starb als letzter seiner Familie Hans Christoph Stierl von Loitzendorf, der ebenfalls in der Pfarrkirche Maria Laach beigesetzt wurde. Schon auf dem vorliegenden Epitaph nennt sich Stephan Steghofer jedoch nach Loitzendorf. 1635 kaufte Stephan Steghofer (d. J.) den Sitz in Loitzendorf, ab 1637 scheinen rasch wechselnde Besitzer auf9).

Hans Steghofer von Rothenhof und seine Frau Rosina waren 1629 offenbar Inhaber des Schwarzenhofs, der vom Vorbesitzer, Johann Ruell von Schwarzenhof, an sie gefallen war10).

Das vorliegende Epitaph wurde nach dem Tod der Katharina Stubner von Droß, offensichtlich zu Lebzeiten Steghofers, jedoch wohl nach dem 8. Juni 1573 angefertigt, da Steghofer sich in der Inschrift nach dem erst zu jenem Datum angekauften Rothenhof nennt. Der genaue Todestag der Katharina Stubner scheint zum Zeitpunkt der Anfertigung nicht mehr erinnerlich gewesen zu sein und wurde nachträglich in das erhaben stehen gebliebene Schriftfeld eingehauen. Ob die Verwendung des erst 1575 formal gebesserten Wappens zwingend auf eine Entstehung nach dessen Ausstellung hindeutet, muß fraglich bleiben.

Geätzte Inschriften auf steinernen Denkmälern sind im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts als Modeerscheinung in gewissem Ausmaß auch in Niederösterreich ausgeführt worden11). Die Nähe zu gleichzeitigen hochrangigen schreibschriftlichen Kanzlei-Auszeichnungsschriften ist von der Technik der Herstellung bedingt: auf die polierte Steinoberfläche wird die Inschrift mit einer durch Leinöl verdünnten Druckerfirnis mittels Feder oder Pinsel aufgetragen. Nach Trocknung des Farbauftrags wird der Stein für etwa eine halbe Stunde einem „Scheidewasser“-Bad (Salpetersäure) ausgesetzt, wobei die nicht abgedeckte Oberfläche um 1 bis 2 mm reduziert wird. Nach Abwaschen der Säure wird der Stein erhitzt, dabei die Ölfarbe mit Hirschtalg entfernt12). Durch den Auftrag mit Feder oder Pinsel ist das in gehauenen Inschriften meist reduzierte Spektrum an frakturtypischen Ziermöglichkeiten (Elefanten­rüssel, Hornansätze, Schleifen etc.) auch bei vergleichsweise geringer Schriftgröße realisierbar. Die gesamte Breite der charakteristischen Zierformen schöpft die vorliegende, insgesamt spannungsreich gestaltete Inschrift aus: die spitz zulaufenden oberen Schaftenden von h und l werden im Oberlängenbereich schlingenartig über den Schaft zurückgebogen, mitunter, etwa an b in begrabe(n), links des Schafts auch nochmals schlingenartig geführt. Das spitz zulaufende obere Schaftende des t überschneidet ein geschwungener Haarstrich, der nach links zurückgebogen wird und dabei den Schaft überwölbt. Im Unterlängenbereich tritt sinngemäß dasselbe Phänomen auf, wobei die Enden der Haarstriche kräftiger tropfenförmig gestaltet sind. Zahlreiche Bögen im Mittelband sind in haarfeine, mitunter (bes. in Z. 1) mit Hornansätzen versehene Anstriche und daran ansetzende Schwellzüge aufgelöst. Über u findet sich fast immer ein geschwungenes haarfeines diakritisches Zeichen, über i ein entweder kommaförmiger oder aus einem Quadrangel mit zwei begleitenden kurzen Rechtsschräg­strichen zusammengesetzter i-Punkt. In den erhabenen Buchstaben sind Reste der eingeritzten Ober- und Unterlinien, die Zeichen nicht in ihrer Gesamtausdehnung eingrenzend, sondern auf der Höhe der Schaftbrechungen verlaufend, erhalten geblieben.

1) S. die Nachzeichnung in StiB Göttweig, Cod. rot 895 (Dückelmann), fol. 108r.
2) Halbgespalten und geteilt; offener Helm; über Helmkrone zwei Büffelhörner, dazwischen Mannesrumpf mit Zipfelmütze, vgl. Anm. 7.
3) S. Si NÖ 1, 9 und Taf. 5, vgl. auch NÖLA, Hs. 236/1, unfol.
4) S. Si NÖ 2, 281 (Stubmer) und Taf. 128.
5) S. Höher, „Steghof “ 217f. Als Inhaber des Steghofs scheinen zumindest gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Steger am Steghof auf, s. NÖLA, Hs. 78/3, pag. 584–610 (undatiertes und unbetiteltes Verzeichnis der landständischen Grundherren in den vier Vierteln mit Anführung von Geldbeträgen), hier 595. Als „Steffan am Steg“ erscheint Steghofer 1571 im Urbar der Herrschaft Weitra, als Besitznachfolger wird im Weitraer Urbar von 1585 bereits Georg Geußl genannt.
6) Die Tatsache, daß alleine im Viertel ober Manhartsberg fünf verschiedene Adelssitze mit dem Namen Rot(h)enhof existierten, bereitet bei der Zuordnung einzelner Nachrichten mitunter Schwierigkeiten, vgl. generell Plesser, Rothenhöfe und Plesser/Groß, Heimatkunde 281.
7) Vgl. NÖLA, Ritterstand B I, unfol. (1578 präsentiert Februar 26, Wien): Gesuch Steghofers um Aufnahme in den NÖ Ritterstand nach Ankaufs eines Adelssitzes und Nobilitierung. Beiliegend eine Abschr. des Adelsbriefs von 1575 Februar 3, Wien. Das alte Wappen Steghofers erscheint hier gold/schwarz halbgespalten und von rot geteilt, darüber ein geschlossener Helm mit rechts schwarz/goldener, links rot/goldener Helmdecke, als Helmzier über goldenem Helmwulst zwischen zwei Büffelhörnern (rechts gold/schwarz, links rot/gold geteilt) ein blondhaariger, bärtiger Mannesrumpf in rotem Rock mit goldenen Ärmelborten, sechs goldenen Knöpfen und goldenem Gürtel, auf dem Kopf einen roten Heidenhut mit goldenem Knopf. Die Wappenbesserung verwandelte den geschlossenen in einen offenen Helm und den Helmwulst in eine Helmkrone. In dieser Form erscheint das Wappen auf dem vorliegenden Epitaph.
8) Vgl. Si NÖ 2, 232.
9) S. NÖLA, Hs. 236/6, pag. 627 und Lichtenberger, Grabmäler 114.
10) S. NÖLA, Landrechtsurk. 849 (1629 Juni 19, Schwarzenhof ), vgl. Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum, Reg. 223.
11) Vgl. neben den Beispielen innerhalb des Bearbeitungsgebiets (Kat.-Nr. 381 und 421) ohne Anspruch auf Vollständigkeit etwa die erhaben geätzte Frakturinschrift des aus Solnhofer Plattenkalk bestehenden Epitaphs des Hans Christoph Morakschi von Noskau (gest. 1586) in der Pfk. Litschau, s. Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum, Kat.-Nr. 93 und Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 220, Abb. 10, bzw. das figürliche Grabdenkmal des Pilgrim (I.) von Sinzendorf (vor 1579) in der Pfk. Ober-Grafendorf, bei dem ebenfalls der für den Nachtrag des Sterbedatums freigelassene Raum als erhabene unausgefüllte Schriftleiste stehengeblieben ist, s. Dehio Süd 1586. Eine erhaben geätzte Frakturinschrift trägt auch das Epitaph der Barbara von Kainach zu Raipoltenbach in der Pfk. Murstetten, s. Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 123, ebenso wie zwei kleine Schrifttafeln im zentralen Bildfeld des Epitaphs des Perchtolsdorfer Ratsbürgers und Richter Andreas Schainkherl (gest. 1566) in der Pfarrkirche Perchtoldsdorf, s. Süd 1639.
12) Diese Vorgangsweise wird beschrieben in einem gegen Ende des 16. Jh. weit verbreiteten „Kunstbüchlein / Wie man auff Marmelstein / Kupffer / Messing / Zihn / Stal / Eisen / Harnisch vnd Waffen / etc. Etzen / vnd künstlich vergülden sol (...) zusammenbracht Durch Andream Helmreich / Rechenmeister zu Halle“. Das erstmals 1567 erschiene Werk des produktiven Verfassers von Hausväterliteratur, Rechenmeisters und Stuhlschreibers in Halle, Andreas Helmreich, erschien 1589 in einer verbesserten Auflage bei Zacharias Berwaldt in Leipzig. Vgl. zur Ätztechnik und zur zeitgenössischen Literatur auch Kieslinger, Marmorportal 99f., Perger, Ätzmaler passim und Wastler, Technik passim.
Literatur

StiB Göttweig, Cod. rot 895 (Dückelmann), fol. 108r (ganzseitige Federzeichnung). – Reil, Donauländchen 251. – DASP, Nachlässe 5, Heft F, fol. 7r-8r. – Topographie 5, 610. – ÖKT 1, 283f. – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 157. – Gnevkow-Blume, Maria Laach (1932) 22. – Feuchtmüller, Maria Laach (unpag.). – ÖAW, NLH, 23./24. 8. 1962. – Eppel, Wachau 137. – Adamek, Grabdenkmäler (1968) Kat.-Nr. 74. – Zotti, Kunst 2, 239. – Dehio Nord 717. – Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 129 und 232 (Anm. 452).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 282,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil3/noe-3-obj282.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
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Abbildungen

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Abb. 128: Epitaph des Stephan Steghofer (nach 1571), Detail
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)