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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

301† Göttweig, Gotthardskirche 1581

Epitaph des Hans Winkler von Kirchberg, bemaltes Holz (?), bis 1719 an nicht näher bekanntem Standort in der Gotthardskirche. Andachtsbild mit der Aussendung der Apostel samt zugehöriger Inschrift (I) sowie darunter angebrachter Sterbeinschrift (II).

Beschreibung1) und Textwiedergabe nach StiA Göttweig, Cod. Ser. nov. 90 (Schenggl), pag. 127.


Textedition
			

I. Christus spricht, mir ist gegeben aller gewald im himmel und auf Erden darumb gehet hin alle weld und prediget das Evangelium allen Creaturen; wer da glaubet und getauffet wird, der wird seelig, wer aber Nicht glaubet, der wird verdammta). II. Hier ligt begraben der Edl und Veste Herr Hannß Winckler von Kirchberg auf der Wilden zum Dietmannshoff, welcher ist gestorben den 24 tag July im 1581 Jahr, dem Gott gnädigb) sein wolle, amen.

Anmerkungen
a) StiA Göttweig, Cod. Ser. nov. 492 (Krenner), pag. 22f. und StiB Göttweig, Cod. rot 891, fol. 206r bringen lediglich Abweichungen in der Groß-/Kleinschreibung.
b) StiB Göttweig, Cod. rot 891, fol. 206r: genedig.

Paraphrasierende Kontamination von Mt 28,18 und Mk 16,15f. (I).


Kommentar

Hans Winkler, Sohn des Gföhler Bürgers Leopold und der Klara Winkler, hatte zwischen 1570 und 1572 Sabina Uchl (?), Witwe des Göttweiger Klosterhauptmanns Hans Fragner von Dietmannshof, geheiratet und war durch sie Inhaber des Göttweiger Dietmannshofs (später Hellerhof) in Paudorf geworden. Schon 1572 Juli 31 verfaßte Winkler sein Testament, starb jedoch erst fast ein Jahrzehnt später zum inschriftlich abgegebenen Datum. Seine Brüder Balthasar, Pankraz und Melchior erhoben in der Folge Ansprüche auf das Erbe gegen die bereits wieder mit Matthias Porman (Pormair) verehelichte Witwe, die den Hof schließlich nach dem Tod ihres dritten Mannes 1585 um 300 fl. und gegen 25 fl. jährliche Leibrente an Eustach Kirchmair verkaufte2). Das ikonographische Motiv der Aussendung der Apostel, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts jedenfalls allgemein beliebt und nicht selten auch auf Grabdenkmälern dargestellt, gilt in Zusammenhang mit geistlichen Auftraggebern als Bildprogramm der Kirchenreform3).

1) „In aliqua depicta imagine (divisio apostolorum) legebatur [folgt Is. I], paulo infra [folgt Is. II]“. StiB Göttweig, Cod. rot 891, fol. 206r spricht von der zweiten Inschrift „inferius in scuto“, aber wohl nicht auf einen heraldischen Schild, sondern eher eine Inschriftenkartusche o.ä. bezogen. StiA Göttweig, Cod. Ser. nov. 492 (Krenner), pag. 22f. lokalisiert Is. II wenig glaubwürdig auf einer marmornen Grabplatte, Is. II übereinstimmend mit den übrigen Quellen „in aliqua depicta imagine“.
2) S. Fischer, Hellerhof 32. Pankraz Winkler war 1544 Richter von Gföhl und Beschauer in Ybbs und noch 1553 mit seiner Frau Katharina in Gföhl ansässig, Balthasar, seit 1565 als Nachfolger des verstorbenen Hans Waltendorfer Forstmeister von Gföhl und Bestandinhaber des Senftenberger Ungelds (bis 1588), erlangte 1571 von Kaiser Maximilian II. den einfachen Adelstand und eine Befreiung seines Hauses (des ehemaligen Benefiziatenhauses) in Gföhl gegen Verzicht auf einen Holden in Altpölla. 1572 wurde er in den NÖ neuen Ritterstand aufgenommen, 1601 fungierte er als Kommissar bei der Neuordnung der Herrschaftsverhältnisse in der vormaligen Pfandherrschaft Krumau, s. Si NÖ 2, 578 (mit weiteren Angaben zu Balthasar), Plesser, Kirchengeschichte (1911) 116, Biedermann, Gföhl 40, Plesser, Kirchengeschichte (1939) 260, 306 und 584 sowie Fux, Senftenberg 115–119. 1605 war er als ehemaliger Forstmeister von Gföhl Mitglied einer Kommission zur Bereitung der Herrschaft Gföhl, s. Fux, Schleier 213. Zu seinen Gföhler Besitzungen gehörte auch die Rottenbachmühle bei Zwettl (heute Flachau Nr. 43), s. Schuster, Höfe 13. Sein zu Lebzeiten (vor 1612) angefertigtes Epitaph befindet sich in der Pfk. Kirchberg an der Wild, s. Biedermann, Gföhl 40.
3) Vgl. Leeb, Streit 203f. (Abb.) mit Verweis auf das gemalte Epitaph des Gurker Bischofs Urban Sagstetter (gest. 1573).
Literatur

StiA Göttweig, Cod. Ser. nov. 90 (Schenggl), pag. 127. – StiA Göttweig, Cod. Ser. nov. 492 (Krenner), pag. 22f. – StiB Göttweig, Cod. rot 891, fol. 206r. – Fischer, Atlas 58.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 301,
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Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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