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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

309 See Nr. 10 1584

Grenzstein mit Jahreszahl und Initialen der Herrschaftsträger, feinkörniges hellgraues Konglomerat­gestein, am nördlichen Ortsende links an der Straße in Richtung Mollands, gegenüber Haus Nr. 10. Unmittelbar an der Straßenböschung stehender, oben halbrunder, an den Längskanten abgefaster Quader mit beidseitiger Beschriftung. An der Südseite unter Reliefwappen in leicht vertieftem Feld Inschrift (I), an der Nordseite unter gleichartig gestaltetem Wappen Inschrift (II) und Jahreszahl. Stein stark verwittert, Wappen nahezu unkenntlich.

H. 78 cm, B. 48 cm, T. 18,5 cm, Bu. 6 cm – Kapitalis.


Textedition
			

I. R(EICHARD) · S(TREIN)a) · H(ERR) · Z(V) · S(CHWARZENAV)b) II. D(IE) · V(ON) · L(OIS)c) / ·1·5·8[·]4d)·

Anmerkungen
a) Auflösung nach Streuns überwiegender Schreibweise bei eigenhändigen Unterschriften.
b) als Trennzeichen kleine Dreiecke.
c) oder nach anderer zeitgenössischer Schreibweise L(EVBS).
d) Trennzeichen kaum mehr erkennbar, vermutlich aber punktförmig.

Wappen: Streun (von Schwarzenau)1); Markt Langenlois2).


Kommentar

Entgegen der heutigen Gemeindegrenzensituation dürfte der Stein als historische Markierung nicht die Grenze zwischen den Herrschaften Langenlois (mit Zöbing) und Mollands, sondern die zwischen den Burgfriedens- oder Landgerichtsbezirken von Langenlois und dem mit der Herrschaft und dem Landgericht Senftenberg zusammengehörigen Dorf Zöbing anzeigen, das seit 1576 im Besitz Streuns war3).

Den Schriftzug D · V · L unter bzw. über dem Langenloiser Marktwappen weisen auch noch die 1784 am Loisbach versetzten Grenzsteine in Langenlois auf.

1) S. Si OÖ 412 und Taf. 105 (Streun; Wappen VII) und NÖ 2, 258 und Taf. 118 (Streun zu Schwarzenau; Wappen VIII).
2) S. Si St 304 und Taf. 294, vgl. das offizielle Blason des aktuellen, am k. Wappenbrief von 1518 orientierten Stadtwappens: „Ein roter, der Quere nach von einem natürlichen Bache durchzogener Schild. In seinem oberen Teile ein flacher, grün beraster, von einem natürlichen Kornfeld bestandener Berg. Im unteren Schildesteile erhebt sich aus dem Fußrande ein grüner Weinberg mit natürlich dargestellten befruchteten Weinstöcken“, zit. nach Bruckmüller/Goldmann, Langenlois 196.
3) Vgl. zum Senftenberger und Zöbinger Burgfrieden Fux, Senftenberg 68 und 106f. Zum bekannten Historiker und Genealogen, irenischen protestantischen „Ständepolitiker“, k. Geh. Rat (seit 1570), Hofkammerpräsidenten (1567–1575) und Obersthofmeister Erzherog Matthias’, Reichard Streun von Schwarzenau (1538–1600), vgl. aus der Überfülle an Literatur die knappen faktischen Informationen in Si NÖ 2, 260 und Winkelbauer, Ständefreiheit 1, 220, 228, 230, 252f., 264 und 2, 154–156, sein Epitaph in der Pfk. Ferschnitz s. in DI 10, Kat.-Nr. 64.
Literatur

Dehio Nord 1073.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 309,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil3/noe-3-obj309.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  See Nr. 10    •  Grenzstein  •  Jahreszahl  •  Initialen  •  Kapitalis  •  Ferschnitz  •  Mollands  •  See

Abbildungen

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Abb. 142: Grenzstein (1584)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)