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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

310 Brunn a. Walde, Schloß 1584

Zwei Bauzahlen, Verputz, an der Südostfassade des Schlosses zwischen Erd- und erstem Obergeschoß in zwei verputzte Ortsteinquader an den Gebäudekanten (I an der südwestlichen, II an der nordöstlichen Ecke) mit je zwei Stellen an beiden Quaderseiten in den feuchten Putz eingeschnitten. Bei Renovierungsarbeiten im Sommer 2005 unter weitgehender Wahrung des originalen Schriftcharakters restauriert. Weiß getüncht.

Bu. ca. 25–30 cm (I) bzw. 30–45 cm (II).


Textedition
			

I. 15//84a) II. 15//84b)

Anmerkungen
a) 4 in halber Größe, gestürzt.
b) 15 in Konturlinien mit breiten Binnenräumen eingeritzt.

Kommentar

Die spätestens seit dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts im Besitz der Neidegger zu Albrechtsberg (s. Kat.-Nr. 31) befindliche Burg Brunn wechselte im 16. Jahrhundert mehrmals die Besitzer. Den im wesentlichen etwa zum inschriftlich bezeichneten Datum abgeschlossenen Bauzustand des Wasserschlosses, der auch eine Umgestaltung um 1820 weitgehend unversehrt überdauerte, ließ Job Hartmann von Trauttmansdorff zu Totzenbach, (geb. 1538, gest. 1596) spätestens 1591 kaiserlicher Rat und Oberstleutnant der Gültpferde der NÖ Stände, herstellen, der das zuvor im Besitz des 1559 (?) verstorbenen Georg (IV.) von Neidegg zu Ranna (s. Kat.-Nr. 256), später des Hans Paul von Mam(m)ing befindliche Schloß 1581 mittelbar durch Elisabeth Geymann, geb. von Mam(m)ing, die Nichte seiner Frau Regina Kirchberger, erworben hatte1).

1) S. Topographie 2, 241 und ÖKT 1, 81. Nach Hans Paul von Mam(m)ings Tod war 1563 dessen Witwe Anna Kirchberger Alleininhaberin des Schlosses gewesen. Vor 1579 war Brunn schließlich an Annas Tochter Elisabeth und deren Mann, Hans Christoph Geymann, gefallen. Die Eheleute verkauften das Schloß schließlich 1581 an Job Hartmann von Trauttmansdorff und dessen Frau Regina Kirchberger. Der Erwerb von Brunn durch die Heiratsverbindung Job Hartmanns wurde in der von seinem Bruder Wolf Dietrich von Trauttmansdorff, NÖ Landuntermarschall und (Titular-)Reichshofrat, zusammengestellten handschriftlichen „Rapsodia deren von Trauttmanstorff (…)“ eigens herausgestellt. Job Hartmann hatte 1566 im Regiment des Feldobristen Hans Rueber als Fähnrich („pluetfenderich“) in Ungarn gedient. 1574 hatte er die Familienaufzeichnungen (Geburtenbuch) seines Vaters aus dessen Neuem Testament abgeschrieben, vgl. Familienarchiv Trauttmansdorff, Kt. 5, fol. 3, 43 und 70, s. auch Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“ 72f. und 75, ebd. 9 und 144 zur 1574 durchgeführten Erbteilung Job Hartmanns und seiner Brüder. 1583 schlugen ihn die NÖ Stände als Viertelshauptmann des Viertels unter dem Wienerwald, 1585 als Oberst über den ständischen Zuzug und 1592 als Kommandierenden ständischer Truppen in Ungarn vor, 1586 war er NÖ Landobristleutnant, s. NÖLA, Ritterstand W I und Stangler, Landtage 25, 86, 176f. und 179 sowie Neugebauer, Landtage 190 und 202. Job Hartmann starb zum oben angegebenen Datum als Kriegskommissar der NÖ Stände nahe der Festung Hatvan bei einem Unfall mit einem Geschütz, das er aus einer morastigen Stelle zu manövrieren helfen wollte, s. Ortelius redivivus 198. Zu Hans Paul von Mam(m)ing, seiner Frau und seinen Kindern s. das außergewöhnliche, 1584 von Andreas Pleninger in eine quadratische Tafel aus Solnhofer Plattenkalk geätzte Epitaph des Ehepaars in der Pfk. Kirchberg a. d. Pielach, vgl. Dehio Süd 946. Eine unter dem Epitaph zusätzlich angebrachte Inschrifttafel gibt an, daß ein jungverstorbener Sohn aus dieser Ehe, Georg, in der für Brunn zuständigen Pfk. Lichtenau bestattet worden sei.
Literatur

ÖAW, NLH, 8. 5. 1965. – Eppel, Waldviertel 85. – Dehio Nord 80. – www.burgen-austria.com/Archiv.asp?Artikel=Brunn%20am%20Walde (Werner Hammerl; Juli 2006).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 310,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil3/noe-3-obj310.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Brunn a. Walde, Schloß    •  Bauzahlen  •  Brunn a. Walde, Hans Christoph  •  Kirchberger, Anna  •  Kirchberger, Regina  •  Maming, Georg  •  Maming, Elisabeth  •  Maming, Hans Paul  •  Neidegg, Georg IV.  •  Pleninger, Andreas  •  Rueber, Hans  •  Trauttmansdorff, Job Hartmann  •  Trauttmansdorff, Wolf Dietrich  •  Albrechtsberg a. d. Gr. Krems  •  Brunn a. Walde  •  Hatvan  •  Kirchberg a. d. Pielach  •  Lichtenau i. Waldviertel