Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
340 |
Kronsegg, Burgruine |
1598 (?) |
Graffiti (Initialen, Anwesenheitsvermerke
und Spruchinschriften?), Rötelstift auf Putz, in einem annähernd quadratischen, mit Bruchsteinen tonnengewölbten, niedrigen Erdgeschoßraum im letzten (westlichsten) Burghof unmittelbar links vom Bergfried. An der Westwand mehrere nicht deutbare Reste von Zeichnungen, rechts von einer Hausmarke (s. Nachzeichnung in Anhang 1) ein großes Herz, darin im oberen und unteren Drittel Initialen, in der Mitte Jahreszahl (I), rechts davon Rest einer zweizeiligen Inschrift (II). In der westlichen Laibung der Eingangstür (Schulterbogenportal um 1500) zweizeiliger Anwesenheitsvermerk bzw. Namensinschrift (III). An der Ostwand Reste von nicht deutbaren Zeichnungen und nicht mehr lesbaren Inschriften, einzelne Ornamente (Swastika), Rest eines großen Herzens mit unlesbaren Resten einer dreizeiligen (?) Inschrift und Initialen in rechten oberen Viertel (IV) sowie Anwesenheitsvermerk bzw. Namensinschrift (V). Verputz teilweise abgefallen, der Erhaltungszustand der großteils schwer lesbaren Graffiti durch starke Mauerfeuchtigkeit und Schimmelbildung weiter beeinträchtigt.
Bu. ca. 0,5–5 cm. – Kapitalis (I und IV), schreibschriftliche Deutsche Frühbarockschrift (II und III) und schreibschriftliche Frakturkursive (Halbkurrent) (V).
Textedition
I.
· H H · / anno · 1 · 5 · 9 · [8]a) / · V · I ·
II.
dis ist ein [– – –]s[– – – / – – –
III.
Christof von / [G]reißb)
IV.
A A
V.
Hannß Ebene[– – –
Anmerkungen
Kommentar
Mit dem mutmaßlichen Anwesenheitsvermerk (III) des Christoph (d. J.) Greiß zu Wald, 1614 kaiserlicher Rat und NÖ Landuntermarschall sowie Kämmerer Erzherzog Maximilians1), ist unter den geringen noch deutbaren Inschriftenresten offenbar ein adeliger Schreiber dokumentiert. Welche Funktion der kleine Raum im letzten Hof der ausgedehnten Burganlage ursprünglich hatte, da sich unter allen wenigstens noch teilweise verputzten Räumen der Burgruine nur in ihm Graffitireste finden, ist unklar. Inhaber von Schiltern und Kronsegg waren gegen Ende des 16. Jahrhunderts Angehörige der Ritterfamilie Leisser (s. auch Kat.-Nr. 292, 294, 314). Die Brüder Erasmus, Maximilian, Hans, Sigmund und Ulrich Leisser hatten Kronsegg 1569 von Helmhard Jörger angekauft2).
Die routinierte schreibschriftliche und durchaus kanzleigemäße Frakturkursive (Halbkurrent) der Inschrift V weist harmonischen Einsatz von Schwellzügen und sorgfältig gestaltete Versalien auf.
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Kronsegg, Burgruine • Graffiti • Initialen • Anwesenheitsvermerke • Spruchinschriften • Rötelstift • Kapitalis • Frühbarockschrift • Frakturkursive •
Ebene, Hans •
Greiß von Wald, Christoph d. J. •
Jörger, Helmhard I. •
Leisser, Christoph, Erasmus, Georg d. J., Hans •
Kronsegg •
Schiltern
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