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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

369† Maria Laach a. Jauerling, Pfk. Mariä Heimsuchung 1604

Sarginschrift (?) des Hans Wilhelm von Kuefstein, wenigstens in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch in der Gruft der Pfarrkirche vorhanden. Nähere Angaben fehlen.

Textwiedergabe nach ÖNB, Cod. 9221, fol. 10.


Textedition
			

IEHOVA VINDEX . / Jn hac tumba reconditum corpus Jllustris / generosi nec non magnanimi Herois / ac Domini D(omi)n(i) Joannis Guilielmi / Domini Kueffsteineri L(iberi) Baronis / in Greilnstain Baronis in Spitz / D(omi)n(i) ad Eppenbergam (et cetera) D(omini) Rud=/olphi 2 Jmp(eratoris) Capitanei trecen=/torum virorum qui ter sig=/niferis bis Capitanei mu=/nere functus, obsesso Stri=/gonio propulsando hostem / plus quam viriliter se / gerensa), tandem obsidione / soluta non hostium telis / Caesus, de manu indigna / tanti facinoris â Georgio / Ebenberger ad duellum / Lacessitus et pugione / per medium Cor vulne=/ratus A(nno) Ch(risti) 1604 aetat(is) / 24 ex accepto vulnere / ad Strigonium 20. Octo(bris) / expiravit, victus nec / animo nec Corpore / sed fraude et virulen=/tia adversary cor / terrae Strigonensi / corpus tumbae ani=/mam manui Jus=/tissimi vindicis / F(ratres)b) moestissi=/mi manda=/re volue=/re.

Anmerkungen
a) vor gerens Seitenwechsel in der Hs.
b) Bestand: F:F.

Jehova ist der Richter. In diesem Sarg ist verschlossen der Leichnam des wohlgebornen und großmütigen Helden und Herrn Herrn Hans Wilhelm Kuefsteiner, Freiherrn von Greillenstein, Herrn in Spitz, Herrn auf Eppenberg usw., Kaiser Rudolfs II. Hauptmann über 300 Mann, der dreimal als Fähnrich, zweimal als Hauptmann gedient, während der Belagerung Grans beim Vertreiben des Feindes sich mehr als tapfer gezeigt hatte, schließlich nach Auflösung der Belagerung nicht durch die Waffen des Feindes fiel, (sondern) von der einer so großen Untat unwürdigen Hand des Georg Ebenberger, zum Duell gefordert und von einem Dolch mitten ins Herz verwundet, im Jahr Christi 1604 in einem Alter von 24 Jahren an der empfangenen Wunde in Gran (sein Leben) aushauchte, weder von Geist noch Körperkraft, sondern durch Heimtücke und Ruchlosigkeit des Gegners überwunden. Sein Herz wollten seine hochbetrübten Brüder der Erde in Gran, den Leichnam diesem Sarg, die Seele der Hand des allgerechten Richters befehlen.


Kommentar

Zur Person des Verstorbenen s. Kat.-Nr. 368†.

Die Handschrift ÖNB, Cod. 9221, eine in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstandene anonyme Sammelhandschrift mit Grabinschriften aus den beiden österreichischen Erzherzogtümern und Mähren1), überliefert ohne nähere Standortangabe „in der pharkirchen zu Loch in Unterösterreich“ die Grabinschrift des Hans Georg (III.) von Kuefstein (Kat.-Nr. 360†) und die vorliegende Inschrift als „Epitaphium, quod loculo defuncti herois insculptum fuit“. Obwohl es sich bei der vorliegenden Inschrift also explizit um die Beschriftung des Sargs handelte, ist sie nicht mit der Inschrift jener Sargtafel identisch, die 1789 anläßlich der Grufträumung auf dem Sarg Hans Wilhelms gefunden wurde2). Ob es sich bei der Inschrift also um eine zusätzliche Beschriftung des Sargs gehandelt hat, worauf eventuell die trichterartig zulaufende zentrierte Wiedergabe in der Handschrift hindeuten könnte, oder ob der ursprüngliche Sarg Hans Wilhelms vor 1789 durch einen neuen mit ebenfalls neuer Sargtafel ersetzt worden war, ist unklar. Wie zahlreiche (andere) Sargtafeln überliefert die vorliegende Inschrift einen gegenüber dem im allgemein zugänglichen „öffentlichen“ Kirchenraum angebrachten Grabdenkmal, hier dem Totenschild des Verstorbenen (Kat.-Nr. 368†), ausführlicheren Text mit nur für die Angehörigen gedachten näheren Informationen über die tatsächlichen Sterbeumstände des jungen Mannes3). Das auf der Sargtafel angegebene Todesalter Hans Wilhelms weicht von dem auf dem Totenschild angeführten ab.

1) Zur Handschrift vgl. DI 48, XL mit weiterführender Literaturangabe.
2) S. Lichtenberger, Grabmäler 112. Im Unterschied zur oben edierten Inschrift führte die 1789 stichwortartig aufgenommene Sargtafelinschrift Hans Wilhelms ein abweichendes (falsches) Beisetzungsdatum 10. Oktober 1604 auf.
3) Die wahren Todesumstände s. auch in einer genealogischen Tabelle, NÖLA, Herrenstand Kk Nr. 35, fol. 159/172. Demnach war Ebenberger ebenfalls kaiserlicher Hauptmann. Vgl. auch Winkelbauer/Knoz, Geschlecht 163 (Anm. 115).
Literatur

ÖNB, Cod. 9221, fol. 10.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 369,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj369.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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