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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
377 |
Maria Laach a. Jauerling, Pfk. Mariä Heimsuchung |
1607 |
Hoch- und Freigrab Hans Georgs (III.) von Kuefstein, roter Salzburger, hellgelber Ratschingser sowie weißer Carrara-Marmor, Rotscheck, schwarzer Schiefer und Alabaster, im Mittelschiff unmittelbar vor der Orgelempore, aus der Mittelachse nach rechts in die Kirchenbänke eingerückt, noch 1777 im Chor vor dem Hochaltar. Auf zweigeschossigem Unterbau freiplastische Figur des Verstorbenen, in ewiger Anbetung zum Hochaltar gerichtet. Als Unterbau rechteckige Tumba, die Seitenwände über mehrfach profiliertem Sockel (Rotmarmor) durch je zwei annähernd quadratische Alabasterreliefs (an den Längsseiten) bzw. je ein Alabasterrelief (an den Stirnseiten) mit kriegerischen Szenen bzw. Trophäen (südlich: ein Zelt; Kesselpauken und gekreuzte Waffen vor Draperie; westlich: Befestigungsanlage, davor Mörser; nördlich: Trommel und gekreuzte Waffen vor Draperie; Harnisch und gekreuzte Waffen vor Draperie; östlich: ein Geschütz mit danebenstehendem Stückknecht) gebildet, an den Längsseiten durch je drei schlanke Pilaster (Rotscheck), mit Kämpfersteinen aus hellgelbem Marmor in die mit breitem Gesims versehene Deckplatte (Rotmarmor) eingreifend, gegliedert. Unter dem Gesims die über den Reliefs angebrachten Inschriften (I–VI, von West nach Süd im Uhrzeigersinn). Auf der Tumba ähnlich proportioniertes und aufgebautes, jedoch kleineres Postament der Kniefigur: auf flacher, profilierter Sockelplatte rechteckiger kastenartiger Aufbau, die Seitenwände aus schwarzen Schieferplatten, an der Längsseiten durch je drei schlanke Pilaster (Rotscheck) mit tatzenartigen Basen und löwenmaskenbesetzten Kämpfersteinen (weißer Marmor) gegliedert. Unter dem breiten Gesims umlaufende Inschrift (VII, im Norden beginnend), auf der hinteren (westlichen) Stirnseite zwölfzeilige Inschrift (VIII), auf der ersten (westlichen) Tafel der Nordseite 15-zeilige Inschrift (IX). An der vorderen (östlichen) Stirnseite vollrunder, am Rand mit Lorbeerblattleiste versehener scheibenförmiger Schild mit Vollwappen, schräg gegen das Postament gelehnt. Das Postament umstehen weiters vier Putti, jeweils in der Mitte jeder Seite, auf vier kartuschenartige Wappenschilde gestützt. Auf dem Postament die auf einem Kissen mit gefalteten Händen im Gebet kniende, fast lebensgroße Figur des Verstorbenen aus hellgelbem Marmor in Trabharnisch, eine Visiersturmhaube mit drei Federn vor den Knien abgesetzt. Das Haupt mit kurzgelocktem Haar und gekraustem Vollbart blickt, leicht angehoben, in Richtung zum Hochaltar. Die Sporen und das Schwert aus Metall (Messing?) eingesetzt. Alle Inschriften gold nachgezogen.
H. (gesamt) ca. 334 cm bzw. 130 cm (Tumba) und ca. 140 cm (Figur), L. (Sockel) ca. 245 cm, B. (Sockel) 130 cm, Bu. 3–3,5 cm (I–VI) bzw. 2,3 cm (VII) und 1,5 cm (VIII und IX). – Kapitalis.
Textedition
I.
IOHAN(NIS) XIa). / OM͜NIS · Q(VI) · VIVIT · (ET) · CREDIT · IN · M͜E ·
NO(N) · MORIETVRb) · I͜N · A͜ET͜ERNV(M)c).
II.
PHIL(IPPENSES) Ia) . / MIHI · VIVERE · CHRISTVS · EST · ET · MOPId) ·
LVCRVM
III.
ROM(ANOS) XIIIIa). / NEMO · NOSTRV͜M · SIBI · VIVIT · ET N͜EMO ·
SIBI · MORITVR
IV.
OSEA͜E XIIIa). / DE · MANV · MORTIS · LIBERABO · EOS · DE ·
MORTE · REDIMA(M) · EOSe)
V.
I. COR(INTHIOS) XVa). / ABSORPTA · EST · MORS · IN · VICTORIA ·
VI.
APOC(ALYPSIS) XIIIIa) · / BEATI · MORTVI · QVI · IN · DOMINO ·
MORIVNTVR
VII.
SCIO · QVOD · REDEMPTOR · ME(VS) · VIVIT · // E͜T · IN ·
NOV͜ ISS(IM)Of) · DI͜E · DE · T(ER)RA · SV͜R(R)ECT͜VR(VS) SV(M) · // ET
· RVRSVM · CIRCVNDABOR · PELLE · M͜EA // ET · IN · CARN͜E ·
M͜EA · VIDEBO · DEVM // QVEM · VISVRVS · SVM · EGO · IPSE // E͜T ·
OCV͜LI · M͜EI · CO(N)SPECTV͜RI · SV(N)T · E͜T · NO(N) · A͜LIVS.
VIII.
TVMVLV(M)g) HV(N)C · ILLVSTRI AC GEN͜EROSO D(OMI)NO ·
DOMINO IO=/H͜AN(N)I GEORGIOg) KVEFSTAINERg) · LIBEROg)
BARONI / IN GREILENSTAINg) · BARONIg) IN SPITZg) · D(OMI)NOg)
IN / FEINFELTg) ZAISSINGg) ET BVECHPERGg) : HYPOTH͜E=/CARIOh)
BARONAT(VS)g) SCHAVNSTEINg) · ETC(ETERA)i) · DIVIS R(OMANI)Sj)
/ I(M)P(ERATORIBV)Sk) MAXIMILIA(N)O 2o · ET RVDOLPHOg) 2o ·
QVO(N)DA(M) A CO(N)=/SILIISg) : PIEg) IN CH͜R(IST)Og) DEFVNCTO ·
FILIA͜LISg) DEBITA͜EQ(VE) / OBSERV͜ANTIA͜E ERGO . ATQ(VE) IN
TOTI(VS) INCLYTA͜E FA(M)I=/LIA͜Eg) HONORE(M) · QVATVOR POST
MORTE(M) SVPERSTIT͜ES / FILII : D(OMI)N(V)Sg) IOHA(N)N͜ESg)
IACOBVSg) · IOHA(N)N͜ESg) LAVRENTI(VS)l) / IOHA(N)N͜ESg)
GVILIELM(VS)l) · ET IOHA(N)N͜ ESg) LVDOVIC(VS)l) · LIBERIg) /
BARO(N)ESg) KV͜EFST͜EIN͜ERIg) : FIERI FECERE · et (cetera)m) AN(N)Og)
: M : DC : VIIn) :
IX.
PATRE(M)g) QV͜A(M) · PRIM͜V(M) . IN MORT͜E SECVT(VS) T͜ERTI(VS)
FILIORV(M) SVORV͜M / ILL(VST)RIS ET GEN͜EROS(VS) D(OMI)N(V)S .
D(OMI)N(V)S . IOHA͜N(N)ESg) . GVILIELM(VS)g) KV͜EFST͜EIN=/N͜ERg) ·
LIBER BARO IN GREILE(N)STAINg) BARO IN SPIZg) · ETC(ETERA)
QVI POST=/QV͜A(M) PRO DIVINI HONORIS . CH͜RISTI(AN)A͜ EQ(VE)g)
PATRIA͜E DEFE(N)SIO(N)E TRIA / CV(M) SV(M)MA LA͜VDE V͜EXILLA .
VIRILIT͜ER GESTASSET . BISQ(VE) H͜EROICO / ANI(M)O LEGIO(N)ES
TRECE(N)TORV(M) VIRORV(M) SVSCEPTAS . SA͜EPI(VS) INTREPI=/DE
HOSTIV(M) AGGRESS(VS) FVISSET AGMI(N)A : TA(N)DE(M)
STRIGONIO A TVR=/CIS . OBSESSO . IN . EIVSDE(M) OPPIDI
DEFE(N)SION͜E . VNA . CV(M) . SVIS . ALIISQ(VE) / MILITIB(VS) IN
CA(M)PO I(M)PERATORIO . CH͜RISTIANO DEMORA(N)S . AN(N)I
SALV=/TIS . M · Lo) · C · IIII DIE · VIGESIMA OCTOBRIS Q(V)INTA .
HORA . VESFER=/TINAp) VITAM IN CH͜RISTO PIE DESERVIT .
A͜ETATIS SVA͜E VIGE=/SIMI SECVNDI MENSIVM DECEM
QVATVORQ(VE) DIERVM / CORPVS MA͜ESTISSIMIS FRATRIBVS HIC
INFRA / SEPELIENDVM ANIMAM MISERICORDIA͜E DI=/VINA͜E
TRADIDITn) ·
Anmerkungen
Wappen:
Kuefstein1).
Missingdorf2); Volkra3); unbekannt4); Kuefstein1).
Kommentar
Hans Georg (III.) von Kuefstein wurde vermutlich am 28. Februar 1543 (nach anderen Quellen 1536) als Sohn des ehemaligen Senftenberger Pflegers und nachmaligen NÖ Regimentsrats, Kriegszahlmeisters (1537), Ritterstandsverordneten (1537/38), Landuntermarschalls (1542) und Landrechtsbeisitzers (1541, 1543 bis zu seinem Tod 1547) Lorenz Kuefsteiner, seit 1534 Inhaber von Greillenstein, und der Barbara Volkra geboren. In erster Ehe hatte er 1558 (?) Radigund, Tochter des Kaspar von Neuhaus geheiratet, die ihm sechs Kinder gebar, von denen namentlich nur die 1580 im ersten Lebensjahr in Allentsteig verstorbene und in der dortigen Pfarrkirche begrabene Radigund, die ledig verstorbene Maria und der 1584 im Alter von 20 Jahren als Teilnehmer einer kaiserlichen Gesandtschaft unter der Führung N. von Liechtenstein in Konstantinopel verstorbene und in Galata auf dem christlichen Friedhof begrabene Georg Ehrenreich bekannt sind. 1574 heiratete Hans Georg in zweiter Ehe Anna Kirchberger (s. Kat.-Nr. 408), die insgesamt 16 Kinder zur Welt brachte5).
Ab etwa 1560 ließ er das heute weitgehend im damals bzw. von seinem Sohn Hans Jakob bald nach 1600 hergestellten Renaissance-Bauzustand erhaltene Schloß Greillenstein weitestgehend umgestalten bzw. neu errichten6). Von 1566 bis 1573 fungierte er als NÖ Vizedom und in diesem Amt zeitweise (etwa 1570 zusammen mit Leonhard Neuhofer von Poppen) als Bereiter der landesfürstlichen Pfandherrschaften im Viertel ober Manhartsberg. 1573/74 gehörte er zahlreichen landesfürstlichen Kommissionen bzw. Kommissionen der Hofkammer als „Finanztechniker“ und „Bausachverständiger“ an. 1574 verkaufte er, nun mit dem Titel eines NÖ Regimentsrats versehen (1573–76) und nach Greillenstein und Feinfeld zubenannt, die öden Schlösser Primmersdorf und Großau an Niklas von Puchheim7). 1577/1580 fungierte er als NÖ Ritterstandsverordneter, 1577 auch als oberster Kriegszahlmeister der niederösterreichischen Stände. 1600 stellte er den Augsburger Mag. Georg Hoeschelius als Pfarrer von Maria Laach in der Nachfolge des im Vorjahr verstorbenen gebürtigen Bayern Wolf(gang) K(h)rell an8).
Am 3. Jänner 1603 änderte er, hier als kaiserlicher Rat (seit 1566), Freiherr von Greillenstein (seit 2. Februar 1602) und auf Spitz, Herr auf Zeißing, Feinfeld, Buchberg a. Kamp und Pfandinhaber von Schauenstein a. Kamp bezeichnet, angesichts seiner zum Tod führenden Krankheit auf Schloß Greillenstein sein erstmals 1572 abgefaßtes und zuletzt 1595 modifiziertes Testament ab. Darin forderte er, daß sein Leichnam „nach erbaren, christlichen und gott wolgefelligen gebrauch, meinem standt gemäß, zu der erden, von dannen er gnumen ist, gebracht und zu Laach in die kirchen, darüber ich lehen-, vogt- und grundtherr bin, in die grufft, so ich neulicher zeit daselbst machen lassen (darinnen dan alberaith etliche meine kinder und andere mein und meiner lieben gemahl befreünde ruehen), gelegt, mier auch ein ehrliches epitaphium alßbald nach meinen todt aufgerichtet werde, und solches in die leng nit zu verschieben meine liebe khinder unnd gemahl bitten thue“. Als Universalerben setzte er seine vier aus der 1574 eingegangenen Ehe mit Anna Kirchberger stammenden Söhne Hans Jakob, Hans Lorenz, Hans Wilhelm und Hans Ludwig ein. Die fünf Töchter Eva, Veronika, Anastasia, Sara und Justina wurden jeweils mit einem Legat von 3.000 fl., zu fünf Prozent Zinsen angelegt, abgefunden, Kuefsteins Witwe fiel das Schloß Buchberg a. Kamp als Witwensitz zu9).
Die Nachricht vom Tod des Vaters am Samstagnachmittag des 5. Juli 1603 sandte der zweitälteste Sohn Hans Lorenz aus Wien drei Tage später an seinen jüngsten Bruder Hans Ludwig nach Valladolid. Das Begräbnis, bei dem auch Ludwig wegen der Testamentseröffnung anwesend sein sollte, wurde für 14 Tage vor Michaelis (29. September) des Jahres geplant, wobei nach Aussage der Witwe Kuefsteins nicht genügend Bargeld für die Begleichung der zu erwartenden Kosten vorhanden war10). Beim Begräbnis selbst hielt der Puchheimsche Prädikant auf Schloß Wildberg und Pfarrer von Messern, Johannes Holzmann (Xylander) eine auch im Druck erschienene Leichenpredigt11). Beigesetzt wurde Hans Georg in der von ihm eingerichteten Familiengruft, sein
durch die Sargtafel zu identifizierender Sarg war noch 1789 in der Gruft vorhanden12).
Wohl im Zuge der Erbeinigung der vier Brüder im Frühjahr 160413) dürfte der gemeinschaftliche Beschluß gefaßt worden sein, dem verstorbenen Vater ein den Rahmen des von ihm selbst testamentarisch geforderten „ehrlichen“ Epitaphs übersteigendes Grabdenkmal als Monument der gesamten Familie (in totius inclytae familiae honorem) am Ort des Erbbegräbnisses errichten zu lassen. Die gemeinschaftliche Planung unterstreicht auch der umfangreiche Setzungsvermerk in Inschrift VIII, der als Veranlasser alle vier Brüder zum Jahr der Fertigstellung des Denkmals, 1607, nennt, obwohl der drittälteste Bruder, Hans Wilhelm, bereits im Herbst 1604 verstorben war (vgl. Kat.-Nr. 368 und 369†). Offenbar war ursprünglich vorgesehen, neben dem Vater auch jedem der vier Söhne eine eigene Inschrifttafel am Figurensockel des Freigrabs zu widmen. Zur Ausführung gelangte jedoch nur die Inschrift auf den knapp nach dem Vater während der Errichtung des Grabdenkmals verstorbenen Hans Wilhelm.
Daß alle Bibelzitate der Inschriften mit nur geringen Abweichungen der „papistischen“ Vulgata folgen, zeigt die Untauglichkeit entsprechender Rückschlüsse auf die konfessionelle Zuordnung der Verstorbenen.
Die typologische Parallele einer lebensgroßen knienden Beterfigur (in „ewiger Anbetung“) auf einem Freigrabmal zum Grabdenkmal Maximilians I. in der Innsbrucker Hofkirche und die hohe Qualität des Maria Laacher Denkmals veranlaßten schon 1905 Hans Tietze zur Annahme, die Werkstatt Alexander Colins habe auch das Kuefsteiner Freigrab geschaffen. Mario Schwarz erwog aufgrund der Zeitstellung des Grabdenkmals eine Autorschaft von Alexanders Sohn Abraham, dem schon die Ausführung der Innsbrucker Figur übertragen worden war. Die wesentlich gröber gearbeiteten Relieftafeln der Tumba wurden dagegen stets als nicht eigenhändige Arbeit Alexander Colins betrachtet. Helga Dressler machte auch unter Hinweis auf die für Alexander Colins Spätwerk ungewöhnliche Materialwahl den Colin-Schüler Cornelius von Dohrn namhaft, eine Zuschreibung, die sich aber gegenüber der älteren Meinung nicht durchsetzen konnte.
Möglicherweise kommen als Ausführende des Grabdenkmals jedoch Angehörige der Kremser Werkstatt des Kilian Fuchs in Frage, der neben dem quellenmäßig für ihn gesicherten Epitaph von Hans Georgs (III.) Frau Anna Kirchberger (Kat.-Nr. 408) wohl auch die Totenschilde Hans Georgs (III.) und Hans Wilhelms von Kuefstein (Kat.-Nr. 359 und 368) angefertigt hatte, und von dem zahlreiche unterschiedlich qualitätvolle Werke im Bearbeitungsgebiet erhalten geblieben sind. Zu möglichen Arbeiten der Fuchs-Werkstatt s. Einleitung S. LXXIII f.
Schon auf den ersten Blick ist der teilweise unterschiedliche Formenbestand der auf der Tumba selbst angebrachten und der auf den Schrifttafeln eingehauenen Inschriften offensichtlich. Während in den wohl zwischen 1604 und 1607 ausgeführten Inschriften I–VII konsequent A mit gebrochenem Balken (außer bei Nexus litterarum A/E), I meist mit quadrangelförmigem i-Punkt und gerades M mit etwa zwei Drittel des Schriftbands einnehmendem Mittelteil aufscheinen, benützen die offenbar erst 1607 nach Fertigstellung des gesamten Denkmals eingehauenen Inschriften VIII und IX A mit geradem Balken, I überwiegend ohne diakritisches Zeichen und konisches M mit kaum über die Mittellinie hinausreichendem Mittelteil, alle übrigen Formen stimmen im wesentlichen überein. In der Gestaltung der freien Schaft-, Balken- und Bogenenden dagegen sind wieder Differenzen zu beobachten. Während in den Inschriften der Tumba die Serifen an oberem und unterem Balken des E gegenläufig links- bzw. rechtsschräg und der Serif des mittleren Balkens senkrecht abgeschnitten sind, werden alle drei Serifen an den E-Balken im Bereich der Schrifttafeln gleichförmig rechtsschräg abgeschnitten, sinngemäß gleicher Befund gilt etwa für die Serifen des T-Balkens. Übereinstimmend begegnen wiederum in allen Inschriften einzelne Details wie die Positionierung des us-Hakens in der unteren Hälfte des Schriftbands, die Basislinie überragend, oder generelle Gestaltungsmerkmale wie der mitunter exzessive Einsatz von Nexus litterarum und Enklaven, um Platz zu sparen. Während in den älteren Inschriften das Kürzungszeichen aus einem waagrechten Strich mit nach oben weisendem Siculus gebildet ist, erscheint in den jüngeren beiden Schrifttafeln überwiegend ein einfacher, an beiden Enden parallel rechtsschräg abgeschnittener Strich, vereinzelt wird ein nach unten weisender Halbnodus als vergröberte Umsetzung einer Ausbuchtung angesetzt. Generell ist das Ausführungsniveau der Inschriften I–VII höher, da vor allem das leichte Schwanken des Duktus in Inschrift VIII und IX fehlt. Abgesehen von der anzunehmenden zeitlichen Distanz zwischen beiden Beschriftungen ist auch die Tatsache in Rechnung zu stellen, daß die Inschriften VIII und IX im Unterschied zu den übrigen mit wenig sorgfältig gehauener Kerbe, die offenbar lediglich das Haften der Vergoldung ermöglichen sollte, ausgeführt wurden. Besonders Inschrift VIII wirkt durch die im Vergleich zur geringen Schriftgöße zu kräftig dimensionierten Serifen und Sporen grob.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Maria Laach a. Jauerling, Pfk. Mariä Heimsuchung • Freigrab • Carrara-Marmor • schwarzer Schiefer • Alabaster • Kapitalis • •
Colin, Abraham •
Colin, Alexander •
Dressler, Helga •
Fuchs, Kilian •
Hoeschelius, Georg •
Holzmann, Johannes •
Hüsrev Pascha •
Krell, Wolf •
Kirchberger, Anna •
Kuefstein, Anastasia, Eva, Georg Ehrenreich, Hans Georg III., Hans Jakob, Hans Lorenz, Hans Ludwig, Hans Wilhelm, Justina, Lorenz, Maria, Radigund, Sara, Veronika •
Liechtenstein-Nikolsburg •
Maximilian I. •
Maximilian II. •
Mollart, Peter •
Morakschi, Wenzel •
Neuhaus, Kaspar •
Neuhaus, Radigund •
Neuhofer, Leonhard •
Puchheim, Adam, Elisabeth, Niklas •
Rudolf II. •
Saphoy, Hans •
Schwarz, Mario •
Sonderndorf, Hektor •
Teufel, Georg •
Tietze, Hans •
Volkra, Barbara •
Von Dohrn, Cornelius •
Wisent, Ambros •
Allentsteig •
Augsburg •
Buchberg a. Kamp •
Drosendorf •
Feinfeld •
Galata •
Gran •
Greillenstein •
Großau •
Innsbruck •
Konstantinopel •
Krems a. d. Donau •
Maria Laach a. Jauerling •
Messern •
Primmersdorf •
Schauenstein, Ruine •
Senftenberg •
Spitz •
Valladolid •
Wien •
Wildberg •
Zeißing
Abbildungen
 Abb. 165: Hoch- und Freigrab des Hans Georg von Kuefstein (1607) ©
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Jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben (I).
Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn (II).
Niemand von uns lebt für sich selbst und niemand stirbt für sich selbst (III).
Von der Hand des Todes will ich sie erretten, vom Tod werde ich sie erlösen (IV).
Der Tod ist verschlungen im Sieg (V).
Selig die Toten, die im Herrn sterben (VI).
Ich weiß, daß mein Erlöser lebt und daß ich am Jüngsten Tag von der Erde aufstehen werde. Und ich werde wieder mit meiner Haut umgeben werden und ich werde in meinem Fleisch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen und meine Augen werden ihn sehen, und niemand anders (VII).
Dieses Grabmal ließen dem edlen und wohlgebornen Herrn Herrn Hans Georg Kuefsteiner, Freiherrn von Greillenstein, Herrn in Spitz, auf Feinfeld, Zeißing und Buchberg, Pfandherrn der Herrschaft Schauenstein etc., vormals Rat der verstorbenen Römischen Kaiser Maximilian II. und Rudolf II., fromm in Christus verschieden, aus kindlichem und pflichtschuldigem Gehorsam sowie zu Ehren des gesamten erlauchten Geschlechts die vier nach seinen Tod hinterlassenen Söhne, Herr Hans Jakob, Hans Lorenz, Hans Wilhelm und Hans Ludwig, Freiherren Kuefsteiner, errichten etc. im Jahre 1607 (VIII).
Der ehebaldigst seinem Vater im Tod gefolgte dritte von dessen Söhnen, der edle und wohlgeborne Herr Herr Hans Wilhelm Kuefsteiner, Freiherr von Greillenstein, Herr auf Spitz usw., der nach tapferer und hochlöblicher Führung dreier Fähnlein und zweimal heldenhaften Muts ausgeübter Hauptmannschaften über 300 Mann, wobei er mehrfach unerschrocken feindliche Heerhaufen angegriffen hatte, schließlich im von den Osmanen belagerten Gran bei der Verteidigung der Stadt zusammen mit seinen und anderen Soldaten im christlichkaiserlichen Feldlager ausharrend, im Jahr des Heils 1604, am 20. Oktober, in der fünften Abendstunde sein Leben mit 21 Jahren, zehn Monaten und vier Tagen fromm in Christus hingab, überließ seinen Leichnam den zutiefst betrübten Brüdern, um hier unten bestattet zu werden, seine Seele aber der göttlichen Barmherzigkeit (IX).
Io 11,26 (I); Phil 1,21 (II); Rm 14,7 (III); Os 13,14 (IV); I Cor 15,54 (V); Apc 14,13 (VI); nach Iob 19,25–27 (VII).