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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
392 |
Rastbach, Schloß |
1610 |
Brunnenbecken mit Initialen und Jahreszahl, feinkörniger Granit, in der Mitte des Schloßhofs freistehend. Zylindrische, am Oberrand eingezogene und gewulstete schmucklose Beckeneinfassung, an der dem Einfahrtstor gegenüberliegenden Seite beiderseits eines reliefierten Wappenschilds Initialen und je zwei Stellen der Jahreszahl zweizeilig eingehauen. Ursprünglich aus Rastbach stammend, war der Brunnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeitweise in Schloß Brunn a. Walde aufgestellt, wurde aber 1923 wieder nach Rastbach verbracht. Stark verwittert, die einzelnen Segmente des Beckens nicht mehr im Verbund.
D. (des Brunnens) 155 cm, Bu. 7 cm. – Kapitalis.
Textedition
M(AXIMILIAN) H(ERR)a) // Z(V) P(OLHAIM) / 1·6·//·10a)·
Anmerkungen
Kommentar
Maximilian (II.) von Polheim zu Rastbach, Ottenschlag und Gobelsburg, kaiserlicher Mundschenk und NÖ Herrenstandsverordneter (1614–1616), wurde am 24. Juli 1572 als vierter (?) Sohn des kaiserlichen Rats, Oberstfeldherrn Maximilians II. (1568) und Verordneten des Herrenstands ob der Enns (1565–1578), Andreas (III.) von Polheim, und der Maria Salome Schifer von Freiling zu Irnharting auf Schloß Polheim in Wels geboren. Nach einer ausgedehnten Kavalierstour mit dreijährigem Studienaufenthalt in Jena 1591–94 und Immatrikulation in Padua leistete er zwischen 1595 und 1598 Kriegsdienste an zahlreichen Kriegsschauplätzen in Ungarn und heiratete schließlich am 19. September 1599 auf Schloß Sierndorf Elisabeth, Tochter des Christoph Wilhelm von Zelking. Aus der Ehe stammten die im Kindesalter verstorbenen Söhne Albrecht (geb. 1604), Sigmund (geb. 1615) und Ludwig sowie eine Tochter Margarete. Der 1606 geborene Sohn Karl starb kurz nach der Rückkehr von seinen Studien und der Kavalierstour am 2. August 1626 in Gobelsburg und wurde in der dortigen Kirchengruft beigesetzt (s. Einleitung S. XXXVII).
Maximilian (II.) von Polheim dürfte sich häufig auf Schloß Rastbach aufgehalten haben, das er am 8. Juni 1594 von den Brüdern Rudolf, (Hans) Sigmund und Christoph Greiß zu Wald gekauft hatte. Am 1. März 1611 verfaßte er dort sein Testament, in dem er sich eingangs ausdrücklich „zu mehrerer undterschiedlicher erclärung (...) auf die zu Augspurg anno 1530 der kayserlichen mayestat Carolo quinto ubergebenen confession unnd auf die schrüfften deß mann Gottes D. Marthini Lutheri, darbey ich biß an mein endt, vermittels göttlicher hilff, bleiben, beruehen und verharren will“, berief. Hinsichtlich seiner Bestattung ordnete er an, „daß meine erben meinen cörper, im fall ich mier in lebzeiten khain aigene grufft alhie zu Raspach zuerichten wuerde, hinauf führen gehn Polhaimb in Welß, daselbst in dem kayserlichen spital, wo meiner voreltern uhralte begrebnuß und monumenta seindt, nach christlicher ordnung und gestalt meines standts christlich und ehrlich begraben und zu der erden bestätten lassen, doch ohne allen uberigen verschwendtlichen pracht und hoffart (...), darzue soll mein erb mier einen erhobenen grabstain und schrüfft, in dem ergsten (!) halben jahr nach meinem todt, meinen standt gezimblich, aufrichten und sezen lassen, unnd in diesem stuckh im wenigsten kheinen nottürfftigen uncossten sparren, auch mit aufrichtung solches nit verziehen, dann ich erfahren, daß nachmahlen schwer zuegeht, es ins werckh zu sezen, dann mann offt auß khargheit oder widerwillen es undterlassen, der erbschafft aber vergisst man nicht, es bleib deß todten leib, ehr unnd gedächtnuß wo sye khan (...).“
Tatsächlich dürfte er jedoch nach seinem Tod am 4. oder 15. Mai 1616 auf Schloß Gobelsburg, das er 1607 von Sebald Händl angekauft hatte, entweder in der dortigen Pfarrkirche, oder wahrscheinlicher in der damaligen Pfarrkirche Hl. Hippolyt in Ottenschlag bestattet worden sein, wo sein Totenschild wenigstens 1620 noch existierte2).
Schloß und Herrschaft Rastbach samt dem Adelssitz „Weyrhof “ und allem Zubehör hatten knapp vor Karls Tod noch dessen Gerhaben Gottfried, Gundakar und Weikhard von Polheim um 26.620 fl. an Elisabeth von Kainach, geb. von Zelking, verkauft3).
Nicht bloß zur Sicherung autonomer Wasserversorgung, sondern auch als Teil zeitgemäßer und prestigeträchtiger Ausstattung wurden besonders seit dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts moderne Röhrenbrunnen in zahlreichen Adelssitzen des Untersuchungsgebiets aufgestellt, deren Errichtung vielfach zu Streitigkeiten der Herrschaften mit den Gemeindevertretern führte. Weitere Beispiele für Renaissancebrunnenbecken sind Kat.-Nr. 298 und 486.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Rastbach, Schloß • Brunnenbecken • Initialen • Jahreszahl • Kapitalis •
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