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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

396 Plank am Kamp, Neustiftg. 3 1611

Zwei Bauzahlen, hellgrauer Sandstein, außen an der Einfahrt des Gebäudes. Zentrales Einfahrtstor mit wuchtigem Volutenschlußstein (von Muschelsegmentbogen bekrönt, beiderseits sekundär Initialen und Jahreszahl · I · D · // MDCCCVI eingehauen), links daneben vermauertes Gehtürl, beide in seicht aufgeputzter Rustikarahmung. Im Scheitel des Gehtürls Schlußstein mit kartuschenartigem Wappenschild (?; anstelle eines Wappenbilds jedoch nur mandelförmiges Ornament erkennbar) und wohl sekundär darauf aufgesetztem und eingemauertem schlanken Obelisken, auf dessen kubischer Basis Bauzahl (I) seicht eingehauen. Unmittelbar darüber ein sekundär vermauertes querrechteckiges Gesimsstück mit Beschlagwerkdekor und mittig eingehauener Bauzahl (II). Fassade rezent saniert.

B. (der Obeliskenbasis) ca. 17 cm, Bu. ca. 5,5 cm (I) bzw. 6 cm (II).


Textedition
			

I. 1611 II. 1·6·1·1

Kommentar

Die ausgedehnten, um mehrere Höfe angeordneten Baulichkeiten des bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts als Kunstmühle („Erlinger-Mühle“) betriebenen Gebäudekomplexes Kampstr. 57/Neustiftg. 3 sind mit historischen Nachrichten nicht zweifelsfrei zu verbinden, dürften um 1611 jedoch als herrschaftlicher Wirtschaftshof und Mühle in Verwendung gestanden haben und im inschriftlich bezeichneten Jahr mit einer repräsentativen Fassadengliederung (grobe Rustikaquaderung) an der Einfahrtsseite des Hauptgebäudes versehen worden sein. Möglicherweise handelt es sich bei dem Gebäude um die damals sogenannte „Fleckhmühle“, die der Rentmeister der Puchheimschen Herrschaft Horn-Wildberg, Peter Kamegger (Komeckher) 1607 von Hans Schönauer gekauft hatte und die 1610 durch Reichard von Puchheim von allen Untertanenlasten (Steuer, Dienste und Robot) befreit wurde1).

Alternativ könnte die Mühle auch die historische „Rän(n)esmühle“ oder „Rainesmühle“ sein, die 1603 nach einem Rechtsstreit gegen die Erben nach Christoph von Lindegg mit einem Schätzwert von 3.805 fl. an die noch unvogtbaren Erben des früheren Besitzers Florian Grieskircher fiel und 1610 von Johann Grieskircher, landesfürstlichem Einnehmer der geistlichen Kontributionen, dem Kloster Melk samt Zubehör verkauft wurde. Diese Mühle schenkte das Kloster 1622 dem Klosteroffizier Jeremias Ertl, 1627 gehörte sie Thomas Aufferbach von Edlstein2).

1) S. Plesser, Kirchengeschichte (1911) 204 (Kauf von Schönauer 1607 Jänner 2, Befreiung 1610 Jänner 1, Horn). Nach Dems., Kirchengeschichte (1951) 11 handelte es sich bei der Mühle jedoch offenbar um ein landesfürstliches Lehen, das Puchheim nach Verkauf an Kamegger (?) 1610 aufsandte.
2) S. Plesser, Kirchengeschichte (1951) 11 (1610 November 29 und 1622 Jänner 24, Melk).
Literatur

Dehio Nord 884 (Is. I).



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 396,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj396.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Plank am Kamp, Neustiftg. 3    •  Bauzahlen  •  Sandstein  •  Aufferbach, Thomas  •  Ertl, Jeremias  •  Grieskircher, Florian  •  Grieskircher, Johann  •  Kamegger, Peter  •  Lindegg, Christoph  •  Puchheim, Reichard  •  Schönauer, Hans  •  Melk, Benediktinerkloster  •  Plank a. Kamp