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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

422 St. Michael, Fk. Hl. Michael 1618

Wappengrabplatte des Elias Eggenfeldner, roter Marmor, innen an der Südwand des südlichen Seitenschiffs im zweiten Joch, noch 1962 im Boden unter der Orgelempore. Hochrechteckige Platte: in den oberen zwei Dritteln in vertieftem Feld (die Oberfläche des Steins als schmale rahmende Leiste) zwölfzeilige Inschrifttafel in Rollwerkrahmung. Im unteren Drittel Vollwappen in ovalem Medaillon, die Zwickel mit Diamantbuckeln gefüllt.

H. 179 cm, B. 90 cm, Bu. 4 cm. – Fraktur.


Textedition
			

Hie Ligt Begraben der Ehrn=/vesst vnd Hochfürnem Helias Egge(n)=/feltner gewester Hof vnd Vrbarrichter / des würdige(n) S(an)ct: Michaels Gotßhaus / vnd Closters Peyrn im Ertzstifft Saltzb(urg)a) / ligend welcher zv Jeuching Gestorbe(n) Jst / den 21 Octobris Anno 1618: Deme Gott / genedig vnd Barmhertzig sein auch am / Jüngsten tag ein Fröhliche auffersteh/u(n)g verleiche(n) wölle Ame(n) vnd hat ime zur ge/dechtnus sein hint(er)lassne Witfrau Benedi=/cta Beuri(n) dise(n) stain machen Lassen

Anmerkungen
a) kein Kürzungszeichen erkennbar, stattdessen versehentlich zwei Abteilungsstriche.

Wappen: Eggenfeldner1).


Kommentar

Elias Eggenfeldner war vor 1614 erzbischöflich Salzburger Waldmeisteramtsverwalter gewesen. 1614 und 1615 wurde er – zunächst jeweils auf ein Jahr befristet – als Hof- und Urbarrichter des Benediktinerklosters Michaelbeuern angestellt. Das Amt, während dessen Ausübung er wenigstens einmal wegen Tätlichkeiten gegen einen nachgeordneten Beamten und einmal wegen überzogener Strafforderungen gegen ein Untertanin verklagt wurde, hatte er schließlich bis zu seinem Tod in Joching, wo er sich wohl auf einer Besichtigung der Klostergüter in der Wachau aufgehalten hatte, inne.

Seine Witwe Benedikta, geb. Peur, richtete am 23. Februar 1621 eine Jahrtagstiftung für ihren verstorbenen Mann und sich selbst mit je einer Seelenmesse, Beten des „Offene Schuld“ und Absingen des Placebo bei aufgerichteter Bahre in Michaelbeuern ein und stiftete dafür Teile des ererbten Besitzes, v. a. ihr Haus samt Stadel und drei Wiesen, einen Großteil der Einrichtung und des Hausrats, wogegen ihr Abt Ulrich Hoffapaur und der Konvent lebenslangen Unterhalt zusicherten. Benedikta starb 1626, unter ihren Erben befand sich der Laufener Benefiziat Johann Aigner. Die beiden einzelnen Jahrtage in Michaelbeuern wurden 1640 zu einer gemeinsamen Seelenmesse zusammengezogen2).

Die Fraktur der Inschrift nimmt in ihrer extrem starren Ausführung den Charakter der Gotischen Minuskel an, dementsprechend erscheint a bisweilen sogar andeutungsweise zweistöckig.

1) Gespalten: vorne steigender Greif, hinten fünfmal schräggeteilt; geschlossener Helm; Greif aus Helmwulst wachsend.
2) P. Paulus Haidenthaler OSB (Klosterarchiv Michaelbeuern) machte mich freundlicherweise mit Schreibenvom 20. Juli 2006 auf folgende Archivalien aufmerksam: StiA Michaelbeuern, Urk. A 570–573 (alle 1614 August 10; Eggenfeldner jeweils als Siegler) und K 86 (Beilage mit Aufstellung der 1640 persolvierten Stiftungen), Akten Fach 24/5f. (Bestallungen und Amtsrechnungen Eggenfeldners 1614–1618, Steuermandate für Eggenfeldner bzw. dessen Witwe 1612–1623), Fach 24/7 (Urteil des erzbischöflich Salzburger Hofgerichts in der Klage des Wolf Thanner, Gerichtsschreiber in Haunsberg, gegen Eggenfeldner wegen während der Aufnahme der Kirchenrechnung in Lamprechtshausen erlittener Schmähungen und Schläge; 1616 [Eggenfeldner mit 25 fl. Strafe belegt]), Fach 24/8 (Verlassenschaftsabhandlung nach Eggenfeldner bzw. Stiftung von 1621), Fach 24/46 (Inventar nach Eggenfeldner bzw. dessen Witwe 1619/1626) und Fach 76/19 (Urteil der bayerischen Regierung in Burghausen in der Klage der Magdalena, Witwe nach Georg Kürschner zu Hehermoos, wegen der ihr durch Eggenfeldner auferlegten Geldstrafe wegen verspäteter Meldung des Todesfalls; 1615/16 [Eggenfeldner mit strengem Verweis belegt]).
Literatur

DASP, Nachlässe 5, Heft K, fol. 16r. – ÖKT 1, 569. – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 377 („Elf Grabsteine, 1513–1806). – ÖAW, NLH, 27. 8. 1962. – Dehio Nord 1022.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 422,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj422.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 179: Grabplatte des
Elias Eggenfeldner (1618)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)