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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

425 Spitz, Pfarrhof 1618

Bauinschrift, Sandstein, am Hofportal des nordwestlichen Trakts. Schlichtes Steingewände mit Wappenkartusche und flankierenden Fruchtgehängen am Überlager, darüber vergittertes Oberlicht, auf dessen Überlager ein mehrfach gefälteltes Spruchband mit einzeiliger Inschrift. Verwittert.

Bu. 4,5 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

FR(ATER) // SIMON G//A͜VSRABI(VS), // VICAR//IVS IN SPIZa) // 16·18

Anmerkungen
a) Z retrograd; die Inschrift auf die einzelnen Abschnitte des Spruchbands verteilt.

Kommentar

Der 1576 in Rinchnach geborene Simon Gausrab legte seine Profeß in Niederalteich am 14. März 1596 ab und fungierte von 1613 bis 1622 als Pfarrvikar von Spitz, anschließend zwischen 1624 und 1626 als Propst von St. Oswald. Er starb als Subprior von Niederalteich am 20. November 1636. Offenbar hatte er nach Ausweis der vorliegenden Bauinschrift schon 1618 Umbauten am Spitzer Pfarrhof vornehmen lassen. Nach der Plünderung des Brandhofs in Niederranna durch böhmische Truppen am 23. April 1619 veranlaßte Gausrab in Erwartung ähnlicher Plünderungen in Spitz eine Bergung der wertvollsten Kirchenschätze der Pfarrkirche und seiner persönlichen Habe, die zunächst auf der Donau in den Salzburger Pfarrhof von (Mitter-)Arnsdorf verbracht wurden. Nach drei Wochen sollte das Bergungsgut angesichts der näher heranrückenden böhmischen Truppen zusammen mit der persönlichen Habe Gausrabs weiter in den Salzburger Hof nach Oberarnsdorf und von dort nach Niederalteich verbracht werden. Auf Betreiben der mit der Flüchtung des Kirchenschatzes nicht einverstandenen Spitzer Kirchenpröpste ließ Hans Lorenz von Kuefsteins Frau Anna Maria von Puchheim in brieflicher Rücksprache mit ihrem bei den evangelischen Ständen in Horn befindlichen Mann die Kleinodien gegen den Widerstand Gausrabs wieder nach Spitz zurückschaffen, wo sie in der oberen Sakristei der Pfarrkirche in einer Truhe deponiert und im Folgejahr von den Reitern Bucquoys schließlich geplündert wurden (vgl. Kat.-Nr. 404). Gausrab war 1619 schließlich nur mit seinem Privateigentum nach Niederalteich geflohen. Die am Spitzer Pfarrhof angerichteten Schäden wurden mit 2.000 fl. beziffert1).

1) S. DASP, PA Spitz, Pfarrakten 1 (1621 Mai 6, Niederalteich; Schreiben Abt NN. an Kaiser Ferdinand II., Konzept), Kerschbaumer, Beiträge (1890a) 260 und 277 sowie Krick, Klöster 101 und 148, und vgl. Kat.-Nr. 404.
Literatur

ÖAW, NLH, 23. 8. 1962. – Schöner, Abriß 37. – Dehio Nord 1107.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 425,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj425.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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