Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
430 |
Göttweig, „Apothekergang“ |
1620 |
Grabinschrift des Daniel Härtl, auf der Rückseite der zu diesem Zweck zurechtgehauenen Grabplatte des Wilhelm Pittersdorfer (Kat. Nr. 344), in 90°-Winkel zur Beschriftung der Vorderseite, eingehauen. Über längsoblongem Feld mit Vollwappen zehnzeilige Inschrift. Zahlreiche Oberflächenbeschädigungen.
H. 94 cm, B. 42 cm, Bu. 3,5 cm. – Kapitalis.
Textedition
ANNO [1] · 6 · 2 · 0 IAR / DEN 21 · IVLY IST / DER EHRENVEST / HERR
DANIEL · HÄRDL / Z[V]MB HOLLERHOFF / VND MARCKRICHTER
ZV / FVRTH SEELIGKH[LIC]H / ENTSCHLAFFEN · DESSENa) / SEELL
GOTT GENEDIG / SEIN WOLLE AMEN.
Anmerkungen
Kommentar
Daniel Härtl, Faßbinder aus Furth, konvertierte zum Katholizismus und wurde Marktrichter des Göttweiger Markts Furth. 1594 wurde er durch die Heirat mit seiner vermögenden Frau Margarete, Witwe des Wolfgang Huml, Besitzer des Hauses Furth Nr. 19 und trat der Further Sebastiansbruderschaft bei. 1596 besaß er auch das Haus Furth Nr. 38, später wurde er als Inhaber des seit 1525 nach den damaligen Inhabern Urban und Martha Holler sogenannten Hollerhofs, des ehemaligen Göttweiger Dietmannshofs in Paudorf (heute Hellerhof ) nobilitiert. Seine Frau schloß sich der Konversion ihres Mannes nicht an und beabsichtigte, aus konfessionellen Gründen zu emigrieren, verstarb jedoch noch vorher. Der gemeinsame Sohn Wolf(gang), später mit Wandula Lasberger, Witwe nach Wolf Christoph Kren von Krenburg zu Absdorf verheiratet, studierte ab 1612 auf Kosten des Klosters Göttweig an der jesuitischen Grazer Universität. Von ihm kaufte das Kloster Göttweig den Hellerhof 1624 um 4.000 fl. wieder zurück. 1616 stiftete Härtl 100 fl. zum Neubau der Further Pfarrkirche2).
Die Grabplatte des Protestanten Wilhelm Pittersdorfer und seiner Frau dürfte durch die Aufgabe der Grabstelle in der Kremser Dominikanerkirche durch die Erben nach der Durchführung der Gegenreformation in Krems um 1620 entbehrlich geworden und von Härtl für seinen Beisetzungsort in der Further Pfarrkirche angekauft (?) worden sein.
Die Gestaltung des Vollwappens und die Formen der hier jedoch relativ plump ausgeführten Inschrift der Platte ähneln stark denen auf dem Further „Fünfkreuz“, einer für die Kremser Werkstatt des Kilian Fuchs gesicherten Arbeit (Kat.-Nr. 414), bzw. jenen auf den (allerdings teils mit abweichenden Formen beschrifteten) Wappengrabplatten des Georg Dilger (Kat.-Nr. 429), des Niklas Gerhard(t) und des Kaspar Thoman von Frankenberg (Kat.-Nr. 435 und 478). Zur Schriftbeschreibung und den Charakteristika der Wappengestaltung s. Kat.-Nr. 414 und vgl. Einleitung S. LXXIIIf.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Göttweig, „Apothekergang“ • Grabinschrift • Kapitalis •
Dilger, Georg •
Fuchs, Kilian •
Gerhard, Niklas •
Härtl, Daniel •
Härtl, Wolf •
Holler, Urban •
Huml, Wolfgang •
Kren, Wolf Christoph •
Lasberger, Wandula •
Margarete •
Martha •
Pittersdorfer, Wilhelm •
Thoman von Frankenberg, Kaspar •
Furth b. Göttweig •
Göttweig, Benediktinerkloster •
Graz •
Hellerhof •
Krems a. d. Donau, Dominikanerkloster
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