Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
Epitaph des Paul, der Katharina und des Leopold Bogner, hellroter Marmor, an der Wand unter dem Stiegenaufgang zum Pastorenturm, noch um 1899 in der damaligen Totenkammer des Friedhofs. Hochrechteckige Platte mit seitlichen Rollwerk- und Volutenrahmenfragmenten, unter zehnzeiliger Inschrifttafel ein Vollwappen. Reste der Zeilenlinierung sichtbar.
H. 85 cm, B. 61 cm, Bu. ca. 2,5 cm. – Kapitalis.
Textedition
DERa) EDELa) EHRNVESTa) PAVLa) / BOGNERa) . BVRGERa) ZV SPIZ
IST: / 14 IVLY 1622 SEINES ALTERS / 76 SAMBT SEINER
HAVSFRAVEN / CATHAR(INA) VND SEINEM VETTERN / LEOPOLT
BOGNER RICHTER ZV / FVSSLING, IN CHR(IST)Ob) /
ENTSCHLAFFEN VND ALDA / BEGRABEN / WORDENc)
Anmerkungen
Kommentar
Die genannten Personen waren im bearbeiteten Quellenmaterial nicht faßbar. Zweifellos handelte es sich jedoch um nahe Verwandte des Spitzer Ratsbürgers Georg Bogner (s. Kat.-Nr. 428). Auffällig ist die sehr konservative Form der Ziffer 4, schlingenförmig und oben flach mit starker Linksneigung. Eine gebrochen schlingenförmige 4 erscheint jedoch auch noch auf dem Brunnenbecken im Kloster Dürnstein von 1640 (Kat.-Nr. 486).
Der sogenannte Pastorentum, ein als Kanzel zu benützender Torturm des Spitzer Friedhofs, wurde schon anläßlich der Anlage des protestantischen Gottesackers vor den Toren der Stadt unter Hans Lorenz von Kuefstein (s. Kat.-Nr. 449), teils unter Verwendung von Geldern der Spitzer Fronleichnamsbruderschaft, errichtet. Im 1613 zwischen dem Inhaber von Spitz und Vogtherren der Pfarrkirche, Hans Lorenz von Kuefstein (s. Kat.-Nr. 449) und dem Kloster Niederalteich als Patron der Kirche geschlossenen Vergleich wurden auch die Stolgebühren für die protestantischen Begräbnisse geregelt. 1653 wurde der Friedhof nach erfolgter Gegenreformation geweiht und der Benützung durch die katholische Pfarre übergeben2).
Ähnliche Bauwerke, die dem lutherischen Auftrag zur Trost- und Erbauungspredigt im funeralen Zusammenhang entsprechend auf den nach Luthers Vorgaben außerhalb der Städte angelegten Friedhöfen erbaut wurden, haben sich – mit Ausnahme eines vergleichbaren Turms in Steyr – sonst nicht in Österreich erhalten3).
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Spitz, Friedhof • Epitaph • hellroter Marmor • Kapitalis •
Bogner, Georg, Leopold, Paul •
Katharina •
Kuefstein, Hans Lorenz •
Dürnstein •
Niederalteich, Benediktinerabtei •
Spitz •
Steyr
Abbildungen
Abb. 184: Epitaph des Paul Bogner (1622) ©
ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)
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