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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

432 Spitz, Friedhof 1622

Epitaph des Paul, der Katharina und des Leopold Bogner, hellroter Marmor, an der Wand unter dem Stiegenaufgang zum Pastorenturm, noch um 1899 in der damaligen Totenkammer des Friedhofs. Hochrechteckige Platte mit seitlichen Rollwerk- und Volutenrahmenfragmenten, unter zehnzeiliger Inschrifttafel ein Vollwappen. Reste der Zeilenlinierung sichtbar.

H. 85 cm, B. 61 cm, Bu. ca. 2,5 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

DERa) EDELa) EHRNVESTa) PAVLa) / BOGNERa) . BVRGERa) ZV SPIZ IST: / 14 IVLY 1622 SEINES ALTERS / 76 SAMBT SEINER HAVSFRAVEN / CATHAR(INA) VND SEINEM VETTERN / LEOPOLT BOGNER RICHTER ZV / FVSSLING, IN CHR(IST)Ob) / ENTSCHLAFFEN VND ALDA / BEGRABEN / WORDENc)

Anmerkungen
a) Anfangsbuchstabe geringfügig vergrößert.
b) Nomen sacrum; Bestand: XRO mit Kürzungszeichen; Rest der Zeile mit ornamentaler Wellenranke ausgefüllt.
c) die beiden letzten Z. zentriert, beiderseits der Wörter ornamentale Wellenranken.

Wappen: Bogner1).


Kommentar

Die genannten Personen waren im bearbeiteten Quellenmaterial nicht faßbar. Zweifellos handelte es sich jedoch um nahe Verwandte des Spitzer Ratsbürgers Georg Bogner (s. Kat.-Nr. 428). Auffällig ist die sehr konservative Form der Ziffer 4, schlingenförmig und oben flach mit starker Linksneigung. Eine gebrochen schlingenförmige 4 erscheint jedoch auch noch auf dem Brunnenbecken im Kloster Dürnstein von 1640 (Kat.-Nr. 486).

Der sogenannte Pastorentum, ein als Kanzel zu benützender Torturm des Spitzer Friedhofs, wurde schon anläßlich der Anlage des protestantischen Gottesackers vor den Toren der Stadt unter Hans Lorenz von Kuefstein (s. Kat.-Nr. 449), teils unter Verwendung von Geldern der Spitzer Fronleichnamsbruderschaft, errichtet. Im 1613 zwischen dem Inhaber von Spitz und Vogtherren der Pfarrkirche, Hans Lorenz von Kuefstein (s. Kat.-Nr. 449) und dem Kloster Niederalteich als Patron der Kirche geschlossenen Vergleich wurden auch die Stolgebühren für die protestantischen Begräbnisse geregelt. 1653 wurde der Friedhof nach erfolgter Gegenreformation geweiht und der Benützung durch die katholische Pfarre übergeben2).

Ähnliche Bauwerke, die dem lutherischen Auftrag zur Trost- und Erbauungspredigt im funeralen Zusammenhang entsprechend auf den nach Luthers Vorgaben außerhalb der Städte angelegten Friedhöfen erbaut wurden, haben sich – mit Ausnahme eines vergleichbaren Turms in Steyr – sonst nicht in Österreich erhalten3).

1) Schrägbalken, mit Pfeil belegt, beseitet von zwei Bogen; geschlossener Helm; über Helmkrone mit Bügel zwei Kronen über Pfeilen, beseitet von zwei aufgerichteten Bogen.
2) S. Kerschbaumer, Beiträge (1890a) 281.
3) S. Leeb, Streit 233.
Literatur

DASP, Nachlässe 5, Heft H, fol. 57a. – ÖAW, NLH, 23. 8. 1962. – Dehio Nord 1114.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 432,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj432.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Spitz, Friedhof    •  Epitaph  •  hellroter Marmor  •  Kapitalis  •  BognerGeorgLeopoldPaul  •  Katharina  •  Kuefstein, Hans Lorenz  •  Dürnstein  •  Niederalteich, Benediktinerabtei  •  Spitz  •  Steyr

Abbildungen

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Abb. 184: Epitaph des
Paul Bogner (1622)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)