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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

435 Furth, Pfk. Hl. Wolfgang 1623

Wappengrabplatte des Niklas Gerhard(t), dunkelgrauer, stark poröser Sandstein (?), an der Langhaussüdwand im vierten Joch, ursprünglich auf dem die Kirche umgebenden Friedhof, um 1899 in der damaligen Leichenkammer an die Wand gelehnt. Hochrechteckige Platte mit breiter umlaufender Hohlkehle, zugleich einen Beschlag- und Rollwerkrahmen für das Mittelfeld ausbildend. Im seicht vertieften Feld achtzeilige Inschrift, darunter Vollwappen.

H. 139 cm, B. 78 cm, Bu. ± 4,5 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

ANNOa) MDCXXIIIa) X / NOVEMBRIS IST IN GOT / ENTSCHLAFFEN DER EDL / EHRNVEST HER NICLAS / GERHART DEME GOT(T) EIN / ERÖLICHEb) AVFERSTEH/VNG VERLEIHEN WOL/LE // AM//MENc)

Anmerkungen
a) Anfangsbuchstabe vergrößert.
b) sic!
c) sic! jeweils durch die Spitzen der Büffelhörner des Oberwappens unterbrochen.

Wappen: Gerhard(t)1).


Kommentar

Niklas (Nikolaus, d. Ä.) Gerhard(t), Kastner und Kellner im Göttweigerhof in Stein, war mit Maria Salome Falb (von Falbenstein), einer Schwester des Göttweiger Abtes Georg (II.) Falb verheiratet. 1617 trat er der Further Sebastiansbruderschaft bei. 1622 besaß er das heutige Haus Furth Nr. 38, das früher im Besitz des Daniel Härtl (s. Kat.-Nr. 430) gewesen war. Aus der Ehe stammten vier Kinder. Niklas (Nikolaus, d. J., gest. 1638) wurde zwei Jahre nach seinem Vater in die Sebastiansbruderschaft aufgenommen, war anfangs Tafeldecker des Göttweiger Abtes, seines Onkels, um etwa 1624 schließlich in mittelbarer Nachfolge seines Onkels Johann Falb (s. Kat.-Nr. 415†) Göttweiger Hofmeister in Stein. Margarete Gerhard(t) heiratete 1626 den damaligen Göttweiger Hofmeister in Stein, Matthias Truckenmüller (s. Kat.-Nr. 389), Elisabeth Gerhard(t) vermählte sich zunächst mit dem Göttweiger Klosterhauptmann Kaspar Thoman von Frankenberg (s. Kat.-Nr. 478). Gabriel Gerhard(t) wurde Göttweiger Pfleger von Brandhof/Niederranna und Inhaber des Hollerhofs (heute Hellerhof ) in Paudorf2), vgl. Kat.-Nr. 440†.

Die Gestaltung des Vollwappens und die kleeblattartigen, mit Nieten versehenen Beschlagwerkformen an den Ecken der Rahmung erinnern an die Grabplatte des Kaspar Thoman von Frankenberg (Kat.-Nr. 478), deren Beschriftung jedoch keine weiteren Parallelen aufweist. In die Nähe der genannten Steine gehören auch die Grabdenkmäler des Daniel Härtl, des Georg Dilger und des Kaspar Thoman von Frankenberg (Kat.-Nr. 429, 430 und 478), die allesamt Parallelen zu Arbeiten der Kremser Werkstatt des Kilian Fuchs aufweisen.

Die aus durchwegs sehr schmalen Einzelformen zusammengesetzte Inschrift wurde ohne erkennbaren Wechsel von Haar- und Schattenstrichen eingehauen, kleine dreieckige Sporen sind an freien Schaft-, Balken- und Bogenenden ausgebildet. Die Einzelformen, von denen hier nur C mit gleich weit nach rechts reichenden und jeweils mit kleinen dreieckigen Sporen versehenen Bogenenden, gerades M mit nicht ganz bis zur Mittellinie reichendem Mittelteil und R mit geschwungener Cauda erwähnt seien, weisen keine spezifischen Besonderheiten auf.

1) Schräggestelltes Sensenblatt; geschlossener Helm; über Helmwulst zwischen zwei an den Enden mit je drei Ringen besetzten Büffelhörnern das Sensenblatt des Schilds.
2) S. Rauscher, Verwaltung 188, Lechner, Bedeutung 249f. (Anm. 14), Maroli, Pest- und Totenbruderschaft 290 und Ders., Häuserchronik 616, knapp Fischer, Hellerhof 42 und Ders., Atlas 43.
Literatur

DASP, Nachlässe 5, Heft L, fol. 24r. – ÖAW, NLH, 3./5. 7. 1958. – Lechner, Bedeutung 244 und 249f. (Anm. 14). – Dehio Süd 467.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 435,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj435.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 183: Grabplatte des
Niklas Gerhardt (1623)
©  Bundesdenkmalamt, Wien, Fotoarchiv