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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich
Politischer Bezirk Krems
449 |
Maria Laach a. Jauerling, Pfk. Mariä Heimsuchung |
1628 |
Totenschild des Hans Lorenz von Kuefstein, polychromiertes Holz, im östlichen Chorjoch an der Südwand, der Schild spätestens 1907 und noch 1932 fälschlich an der Chornordwand über der Inschriftkartusche des Hans Wilhelm von Kuefstein angebracht1). Vollrunde Scheibe mit zentralem geschnitzten und tingierten Vollwappen, die umgebende, durch Perlschnurleiste abgesetzte Umschrift (I, zweizeilig gold auf blauen Grund aufgemalt) außen durch Lorbeerblattleiste gerahmt. Im Scheitel des Wappenfelds unter der inneren Umschriftzeile schwarz aufgemalte Inschrift (II). Ringsum teilweise vollplastische Kriegstrophäen (Trommel, Kesselpauken, Kanone, Musketen, Harnischteile etc.), am oberen Scheitelpunkt Oberkörper eines Skeletts mit Bogen und Köcher, links und rechts je eine Fahne (silber/rot viermal geteilt; rechts Hl. Röm. Reich, Doppeladler, silber/rot gewürfelter Bord), die Hände des Skeletts halten links einen Kommandostab, rechts eine Sanduhr, die Füße sind am unteren Rand sichtbar. Inschrift (im rechten oberen Viertel) und Helmzier beschädigt, 1978 (?) restauriert.
D. ca. 200 cm, Bu. ca. 8 cm (Z. 1) bzw. 4,5 cm (Z. 2). – Fraktur (I) und Minuskelantiqua (II).
Textedition
I.
· Hie Ligt : beg(raben) d(er) Wolg(eborne) Her Her Hanss Lorentz Herr V(on)
Kuefstein Frey(herr) Zum Greillenstein Herr Zue Spitz vnd Zaissing Erbsilber
Camrer / in Osterreich ob vnd Vnter der Enss Rom(ischer) Kay(serlicher)
May(estat) Kriegss Rath V(nd) Obrister Starb den 2 May · 1 · 6 · 2 · 8 · Seines
Alter im 50 Jahr dem Gott Gnad ·
II.
A Pölt
Kommentar
Hans Lorenz von Kuefstein, 1578 als zweitältester der die Kindheit überlebenden Söhne Hans Georgs (III.) von Kuefstein und der Anna Kirchberger (s. Kat.-Nr. 377 und 408) geboren, stand als Hofkriegsrat zeitlebens vorwiegend in habsburgischen Militärdiensten3). Nach dem Tod seines Vaters übernahm er infolge einer Erbteilung mit seinen Brüdern 1603 Schloß und Herrschaft Spitz.
Aus seiner 1605 geschlossenen Ehe mit Anna Maria von Puchheim (geb. als Tochter des NÖ Herrenstandsverordneten Adam von Puchheim und der Anna von Thannhausen am 9. September 1583 auf Schloß Karlstein, gest. am 6. Dezember 1645) stammten die Söhne Hans Wilhelm (II., kaiserlicher Kämmerer und Oberst, gest. 1637) und Hans Jakob Ludwig (kaiserlicher Kämmerer und Oberst, gest. 1645), eine Tochter Sara (gest. 1641)4) sowie eine Tochter Anna Justina (geb. 1614, gest. 1666), die nach dem Tod Hans Jakob Ludwigs zusammen mit ihrem Mann Hans Ehrenreich Geyer von Osterburg Spitz erbte5).
Im Jahr 1614 trug er sich mit einer verlorenen Wappendarstellung und der zugehörigen Wortdevise „tandem“ an ungenanntem Ort in das Stammbuch des Hans Friedrich von Stiebar (auch: Stüber) ein6). 1626 verwandelte Kuefstein zugunsten des hier nach Nagerschigg Zubenannten und als Kuefsteins ehemaliger Diener im Feld sowie später Diener seines Sohnes Hans Wilhelm (II.) Sohn bei Kriegsdiensten in Frankreich Bezeichneten, dessen Haus im kuefsteinschen Markt Spitz mit Vorbehalten zu einem adeligen Freihaus7).
Die Sargtafel des 1789 aus der Laacher Gruft entfernten Sargs, die zusätzlich zu Greillenstein, Spitz und Zeißing auch Schwallenbach nannte, überlieferte den Todestag angeblich mit 24. März 16288).
Inschrift II, paläographisch kaum zu datieren und somit in ihrem zeitlichen Verhältnis zur umlaufenden Grabinschrift ungeklärt, könnte unter Annahme zeitgleicher Entstehung die Signatur des ausführenden Bildhauers darstellen. Denkbar wäre jedoch auch die Identifizierung des A. Pölt der obigen Inschrift mit jenem mutmaßlichen Maler oder Bildhauer Anton Pölt, der 1844 das Epitaph Melchior Klesls in der Wiener Neustädter Stadtpfarrkirche renovierte9).
Da die sehr sorgfältig ausgeführte Inschrift I besonders in den Grundformen der hypertroph mit Haarzierlinien versehenen Versalien an die mutmaßlichen älteren Arbeiten der Kremser Werkstatt des Kilian Fuchs für die Kuefsteiner in Maria Laach (s. Kat.-Nr. 359 und 368) erinnert, könnte es sich möglicherweise um einen Werkstattnachfolger des 1621 verstorbenen Fuchs handeln. Trotz weitgehender Umformung der gebrochenen Bogenlinien im Mittelband zu parallelisierten Schäften (dagegen spitzoval etwa o) wirkt die Inschrift nicht leblos und steif, sondern weist durchaus eine gewisse Spannung auf. An der Oberlinie des Mittelbands sind vereinzelt haarfeine Hornansätze, an den oberen Schaftenden von b, l, s und t Schaftüberwölbungen durch verschlungene Haarzierlinien festzustellen. Die Schäfte von s und f enden in normaler Strichstärke knapp über der Basislinie, lediglich eine in Verlängerung der linken Außenkontur des Schafts senkrecht nach unten laufende Haarlinie ragt in den Unterlängenbereich.
Literatur
Andreas Zajic
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich Politischer Bezirk Krems Maria Laach a. Jauerling, Pfk. Mariä Heimsuchung • Totenschild • polychromiertes Holz • Fraktur • Minuskelantiqua • Inschriften des Totengedenkens •
Fuchs, Kilian •
Geyer, Hans Ehrenreich •
Kirchberger, Anna •
Kuefstein, Anna Justina, Hans Georg III., Hans Jakob Ludwig, Hans Wilhelm, Hans Wilhelm II., Sara •
Pölt, Anton •
Puchheim, Adam •
Puchheim, Anna Maria •
Stiebar, Hans Friedrich •
Teufel, Judith, Matthias, Rudolf •
Thannhausen, Anna •
Zelking, Polyxena •
Greillenstein •
Guntersdorf •
Karlstein •
Maria Laach a. Jauerling •
Nagerschigg •
Schwallenbach •
Spitz •
Weyerburg •
Wien •
Wiener Neustadt, Dom •
Zeißing
Abbildungen
 Abb. 190: Totenschild des Hans Lorenz von Kuefstein (1628) ©
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Schmidl, Umgebungen 1, 373. – Tschischka, Kunst 103. – Weidmann, Wegweiser 59. – Weidmann, Kreis 38. – Sacken, Kunstdenkmale (1848) 19f. – Lichtenberger, Grabmäler 112. – NN., Maria Laach 157. – DASP, Nachlässe 5, Buch B, pag. 134 und Heft F, fol. 7r. – ÖKT 1, 282. – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 157. – Gnevkow-Blume, Maria Laach (1932) 21f. – Gnevkow-Blume, Maria Laach (1933) 5f. – Feuchtmüller, Maria Laach (unpag.). – ÖAW, NLH, 23./24. 8. 1962. – Eppel, Waldviertel 60 und 160. – Eppel, Wachau 137. – Eppel, Kunst 185. – Zotti, Kunst 2, 237f. – Dehio Nord 716. – Kren, Grablege 252.