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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

454† Göttweig, Barbarakapelle 1629

Grabdenkmal des Priors P. Martin Serrarius (Schlosser), bis 1719 an nicht näher bekanntem Standort im Boden der Barbarakapelle (ursprünglich Kapitelsaal) im Ostfügel des alten Kreuzgangs. Noch um 1899 im alten Kreuzgang fragmentiert vorhanden. Genaues Aussehen unbekannt.

Standortangabe und Textwiedergabe nach StiA Göttweig, Cod. Ser. nov. 90 (Schenggl), pag. 133.


Textedition
			

P(ater) Martinus Serrarius obyt XII Marty M.DC.XXIXa).

Anmerkungen
a) Johannes Fahrngruber (DASP, Nachlässe 5, Heft L, fol. 45r) las Ende des 19. Jahrhunderts mit Kürzung des Textes: P. Martinus Serarius, prior, † 12. Martii, 16[..].

Pater Martin Serrarius starb am 12. März 1629.


Kommentar

Martin Serrarius (Schlosser) war vermutlich am 8. August 1606 unter Abt Georg Schedler in Göttweig eingetreten, wo er jedenfalls ein Jahr darauf die Profeß ablegte, ein weiteres Jahr später zum Priester geweiht wurde und zwischen 1609 und 1629 als Prior und Klosterpfarrer, von 1613–1616 und von 1620 bis zu seinem Tod gleichzeitig als Pfarrer von Mautern fungierte. Auf fol. 6r des Göttweiger Rotelbuchs von 1626 (in der erneuerten Fassung von 1669 erhalten) ist er als Führer des betenden Konvents, dem links unten knienden Abt Georg (II.) Falb gegenüber, auf der rechten Seite dargestellt. Während der Sedisvakanz Göttweigs nach dem Tod Abt Georg (I.) Schedlers bat der Konvent den NÖ Klosterrat, Schlosser zum Abt wählen zu dürfen. Bei der wohl knapp vor dem 8. Juni 1610 erfolgten Wahl war Serrarius zwar offenbar mit einer knappen Mehrheit von sechs Stimmen des Konvents zunächst zum Abt gewählt worden, trotzdem postulierte man dann jedoch einstimmig den Abt von Klein-Mariazell, Veit Berghofer. Diesem verweigerte jedoch der Landesfürst seine Zustimmung zur Installation und ließ das Kloster, um dessen Leitung sich auch zahlreiche Ordensfremde und Weltpriester beworben hatten, stattdessen von mehreren Adminstratoren, zunächst Propst Sebastian Judinus von St. Andrä a. d. Traisen, später Propst Thomas Parstorffer von Dürnstein, verwalten. Gegen die Einsetzung des ursprünglichen landesfürstlichen Wunschkandidaten, des Altenburger Abtes Thomas Ziener, verwehrte sich der Göttweiger Konvent erfolgreich, erklärte sich aber als Kompromiß bereit, einer nun vom Hof gewünschten Postulierung des Garstener Priors Georg Falb zuzustimmen. Schlosser fügte sich in der Folge dem wohl von landesfürstlicher Seite bestimmten Wunsch des Konvents und offenbar auch des päpstlichen Nuntius in Wien, eine neuerliche förmliche Wahl Anfang Mai 1612 durchzuführen, bei der er schließlich erwartungsgemäß dem auch von Melchior Klesl favorisierten Falb (s. Kat.-Nr. 468) unterlag. Erst am 1. Februar 1613, mehr als ein halbes Jahr nach Falbs Installation, resignierte der formal ohnehin nie installierte Serrarius schriftlich1).

1) S. StiB Göttweig, Cod. rot 896 (Dückelmann), fol. 89r, Dungel, Göttweig 571, Thiel/Dungl, Mautern 319, Tropper, Stift 248 und 251–254, Plesser, Kirchengeschichte (1998) 155 und Fischer, Atlas 227 und 237 (Abb.). Der Dürnsteiner Propst Thomas Parstorffer erscheint in der zitierten Literatur fälschlich als Thomas Harnstorffer. Zu den Bewerbern um die Göttweiger Prälatur hatte auch der Kremser Dechant Dr. Jakob Lambert gehört, der sich zwischen etwa 1592 und seinem Todesjahr 1614 regelmäßig erfolglos um vakante niederösterreichische Klöster bemühte, s. zu ihm Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum, Kat.-Nr. 114. Zum Göttweiger Rotelbuch von 1626/69 s. 900 Jahre Stift Göttweig, Kat.-Nr. 26 (Benedikt Wagner; Serrarius hier fälschlich als Martin Pontussi bezeichnet), zum Bild vgl. auch Lechner, Stift 20, zuletzt „Unter deinen Schutz“ Kat.-Nr. I 1 (Michael Grünwald).
Literatur

StiB Göttweig, Cod. rot 891, fol. 208v. – DASP, Nachlässe 5, Heft L, fol. 45r.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 454,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj454.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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