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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

458 Göttweig, „Apothekergang“ 1630

Gruftstein des P. Laurentius Horn, roter Marmor, im sogenannten Apothekergang vor der Nordwand im Boden, der zweite Stein von Westen, bis 1719 an nicht näher bekanntem Standort in der Barbarakapelle (ursprünglich Kapitelsaal) im Ostflügel des alten Kreuzgangs im Boden, von unbekanntem Zeitpunkt an bis 1970 in der Sakristei der Hellerhofkapelle in Paudorf. Quadratische Platte mit sechszeiliger gestaffelt zentrierter Inschrift.

H. 44 cm, B. 44 cm, Bu. 4 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

+ / P(ATER) LAVREN/TIVS HORN / OBIIT / XVI. NOV(EMBRIS) / MDC XXXa).

Anmerkungen
a) Trennzeichen Dreispitze.

P. Laurentius Horn starb am 16. November 1630.


Kommentar

Laurentius Horn stammte aus Wiesenfeld in Franken. Nach dem 1616 mit dem Bakkalaureat der Theologie abgeschlossenen Studium in Graz empfing er 1619 die Priesterweihe in Wien. 1622 fungierte er als Pfarrvikar in Hainfeld, 1627 als Vikar in Unternalb und Göttweiger Novizenmeister, in seinem Todesjahr war er Senior des Konvents. 1624 war er der Further Sebastiansbruderschaft beigetreten1).

Die kleine Platte gehört zu einer geschlossenen Reihe von nach äußeren wie inneren Kriterien völlig einheitlich gestalteten Grabdenkmälern für Göttweiger Konventualen im sogenannten Apothekergang, von der heute noch vier Objekte im Original erhalten sind (davon innerhalb des Bearbeitungszeitraums Kat.-Nr. 497, ein weiteres verlorenes Denkmal vermutlich mit Kat.-Nr. 480† kopial überliefert). Obwohl die in den stereotyp abgefaßten und von einem Kreuzzeichen eingeleiteten fünf- bis sechszeiligen Inschriften genannten Sterbejahre vom frühesten des vorliegenden Steins, 1630, und dem spätesten, 1654, fast ein Vierteljahrhundert umfassen, stimmen die Schriftformen so weitgehend überein, daß die Entstehung in einer gemeinsamen, vielleicht über Jahrzehnte hinweg in stringent tradierten Formen arbeitenden Werkstatt gesichert ist, wenn nicht sogar von einer wenigstens annähernd gleichzeitigen Herstellung aller vier Steine auszugehen ist.

An den routiniert mit deutlicher Verstärkung der Senkrechten und Linksschrägen sowie kräftigen dreieckigen Sporen ausgeführten Inschriften sind als Einzelformen B mit stark vergrößertem unteren Bogen, C mit gleich weit nach rechts reichenden oberen und unteren Bogenenden, das obere mit dreieckigem Sporn versehen, das untere spitz auslaufend, E mit etwas verlängertem unteren und stark verkürztem Mittelbalken, M mit charakteristischem linksschrägen ersten und geradem zweiten Schaft und R mit stachelförmiger, weit außen am Bogen ansetzender Cauda typisch.

1) S. Lashofer, Professen 207 und Maroli, Pest- und Totenbruderschaft 302.
Literatur

StiA Göttweig Cod Ser. nov. 90 (Schenggl), pag. 133. – StiB Göttweig, Cod. rot 891, fol. 208v. – Riesenhuber, Kunstdenkmäler 89 („18 Grabsteine und Reliefs […] im sogenannten Apothekergange“). – Lashofer, Professen 207. – 900 Jahre Stift Göttweig, Kat.-Nr. 1339b. – Dehio Süd 572.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 458,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj458.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich  Politischer Bezirk Krems  Göttweig, „Apothekergang“    •  Gruftstein  •  Kapitalis  •  Inschriften des Totengedenkens  •  Furth b. Göttweig  •  Göttweig, Benediktinerkloster  •  Graz  •  Wien  •  Wiesenfeld