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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

463 Furth, Pfk. Hl. Wolfgang nach 1630

Grabplatte der Anna Elisabeth von Loreto (de Loretis), geb. Schier, hellgrauer Sandstein, vor der Nordwand im vierten Joch unter der Kanzel im Boden. Schmucklose Platte mit 13-zeiliger Inschrift über seicht eingehauenem lateinischen Kreuz mit Kleeblattenden (?), die letzte Zeile unterbrechend. Platte besonders in der rechten und unteren Hälfte unter teils völligem Schriftverlust stark abgetreten.

H. 110 cm, B. 71 cm, Bu. 4,5 cm. – Kapitalis.


Textedition
			

ALHIER · LIGT BEGRABEN / DIE · WOLEDLE F[RAV]a) / HAVBTMANNI[N – – –] / LORETIN · EINE G[EBORNE]b) / SCHVRINc) · W[ELLICHE]b) / DEN IV. DECE[MBRIS]b) / M·DCXXX[..]d) / IN GOTT S[– – –]e) / ENTSCHLAF[FEN DER]b) / ALLMECHTIG [– – –]f) / IHR EINE FR[– – –]g) / AVFFERSTEH[VNG]b) / VERLE[IHEN // A]MENh)

Anmerkungen
a) Erg. nach dem Zusammenhang; von R noch der Schaft sichtbar.
b) Erg. nach dem Zusammenhang unter Rücksicht auf zeitgenössische Schreibusancen und in Entsprechung des vorhandenen Schriftraums.
c) über V schwach sichtbar zwei Punkte für den diphthongierten Lautwert.
d) Z. zentriert; aus Symmetriegründen wohl ein bis zwei Stellen zu ergänzen.
e) erg. wohl S[EELIGLICH] o. ä.
f) erg. wohl WÖLL oder WELLE o. ä.
g) erg. wohl FR[ÖLICHE] o. ä.
h) Erg. nach dem Zusammenhang in Entsprechung des vorhandenen Schriftraums; Z. durch Kreuz unterbrochen.

Kommentar

Anna Elisabeth von Loreto (de Loretis), geb. Schier, war 1646 zusammen mit ihrem Mann Johann Baptist von Loreto (de Loretis), kaiserlicher Hauptmann im Traunschen Regiment, der Further Sebastiansbruderschaft beigetreten. Nach ihrem Tod wurde sie jedoch nicht im eigens angelegten Bruderschaftsfriedhof an der Further Pfarrkirche, sondern offenbar in der Kirche selbst beigesetzt1).

Zu diesen Daten steht das inschriftlich genannte Todesjahr – offenbar vor 1640, soferne nicht M · DC XXX[X .] zu ergänzen ist – im Widerspruch. Da der gesamte Vermerk des Sterbedatums jedoch mit der übrigen Inschrift völlig homogen gestaltet ist, dürfte es sich nicht um einen sekundären Nachtrag zu einer ursprünglich mutmaßlich in den 1630er Jahren zu Lebzeiten des Verstorbenen hergestellten Inschrift handeln, außer der Nachtrag wäre vom selben Ausführenden eingehauen worden.

Sowohl das Formular mit der Bezeichnung der Verstorbenen mit dem militärischen Rang ihres Ehemanns als auch die Schriftformen erinnern mit gewissen Einschränkungen an die Wappengrabplatte der Obristleidenambtin (Oberstleutnantin) Barbara Vogt (gest. 1648) in Altenburg2). Gegenüber der Schrift des Altenburger Steins ist die unterschiedlich dicht gesetzte Kapitalis der vorliegenden Platte weniger sorgfältig ausgeführt. Ähnlich sind die Linearität der Buchstaben und der überwiegende Teil der Einzelformen (etwa B mit minimal vergrößertem unteren Bogen, C mit gleich weit nach rechts reichenden Bogenenden, E mit verkürztem Mittelbalken, I mit i-Punkt, konisches M mit nur wenig mehr als ein Drittel der Höhe des Schriftbands und R mit geschwungener Cauda), abweichend sind am gegenständlichen Objekt A mit gebrochenem Balken und G mit sehr rund aus dem unteren Bogenende entwickelter Cauda gestaltet. In den Schriftformen und der Gestaltung des Kreuzes im unteren Bereich der Platte entspricht dem vorliegenden Objekt die offenbar aus derselben Werkstatt stammende Grabplatte des Joseph Schneiderasm (Schneiderwasan) (Kat.-Nr. 502).

1) S. Lechner, Bedeutung 249f. (Anm. 14) und Maroli, Pest- und Totenbruderschaft 287 und 306.
2) S. Zajic, Grabdenkmäler (2000) 80f. (Abb. 6).
Literatur

ÖAW, NLH, 31. 8. 1965. – Lechner, Bedeutung 249f. (Anm. 14). – Dehio Süd 467.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 463,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj463.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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