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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

483 Schönberg a. Kamp, Pfk. Hl. Agnes 1639

Wappengrabplatte des Helmhard Spindler von Hofegg, hellroter Marmor, innen an der Chornordwand im zweiten Joch, unmittelbar links neben Kat.-Nr. 64, ursprünglich im Boden des Chors, in der Zwischenkriegszeit nach außen versetzt. In der oberen Hälfte achtzeilige gestaffelt zentrierte Inschrift in seicht eingehauener Rahmung, darunter Vollwappen in vertieftem vollrunden Feld. Oberfläche stark abgetreten. 1990 restauriert (Erich Pummer, Rossatz).

H. 156,5 cm, B. 87 cm, Bu. ca. 5 cm. – Fraktur und Kapitalis (Z. 1).


Textedition
			

SOLI DEO / A(nn)oa) 1639 den 25 April / ist Gestorben der Wol / Edle vnd Gestrenge / Herr Helmhardt Spindler / von vnd Zue Hoffegg / vnd auf Müelentz / (et) c(etera)

Anmerkungen
a) Kasusendung verkleinert hochgestellt.

Gott allein.


Wappen: Spindler1).


Kommentar

Helmhard Spindler von Hofegg, ein Sohn des vormaligen OÖ Landesanwalts, NÖ Regimentsrats, NÖ Kammerrats, kaiserlichen Rats und Salzamtmanns in Gmunden, Oberpflegers von Orth im Traunsee und Pfandinhabers von Mauthausen, Dr. iur. Veit Spindler von Hofegg und der Susanna (Katharina) Berchtold (von Sachsengang), heiratete 1630 in Wien Eva, die Tochter des verstorbenen NÖ Buchhalterei­registrators Matthias Pallinger und der Justina Wibmer. Aus dieser Ehe stammten der Sohn Matthias Ernst, der 1662 die Herrschaften Albrechtsberg und Allentsgschwendt erwarb, und eine Tochter Susanna Regina, verheiratet mit Joseph Heinrich Scheler von Ungershausen zu Droß2). Zu nicht näher bekanntem Zeitpunkt war Helmhard Spindler von Hofegg in den Besitz des Adelssitzes und der Herrschaft Mollands gekommen (vgl. Kat.-Nr. 284).

1628 forderten die Verordneten des evangelischen NÖ Herren- und Ritterstands Balthasar Spindler von Hofegg unter Androhung der Exekution auf, die ausständige Landsteuer für seine Herrschaft Mollands zuhanden des kaiserlichen Rats Christoph Leisser zu Kronsegg und Schiltern zu bezahlen3).

1665 wurde Mollands von Hans Ferdinand Geymann an die Herrschaft Grafenegg verkauft4). Die mit spürbarer Rechtsneigung eingehauene Inschrift weist nur vereinzelte Schwellzüge an Bögen im Mittelband (d, v) auf. Bemerkenswert ist der lediglich als Haarlinie ausgeführte, im Unterlängenbereich nach links verschobene und leicht durchgebogene kurze Schaft des p.

1) S. Si OÖ 377 und Taf. 97 (Wappen II) und NÖ 2, 182 (Wappen III), am Stein jedoch in Feld 2 und 3 statt des gebrochenen Schräglinksbalkens ein Schräglinksfluß.
2) S. HKA, Familienakten S 144, fol. 30 (1630 präsentiert Juli 13; Hochzeitsanzeige an die NÖ Kammer), Si OÖ 378 und NÖ 2, 182f., der in der Inschrift genannte Helmhard hier als Johann Helmhard bezeichnet. Zu Matthias Ernst Spindler von Hofegg (gest. 1695) und seinem Epitaph in der Pfk. Albrechtsberg s. ausführlich Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum, Kat.-Nr. 147, hier jedoch mit irrigen Angaben zu dessen Eltern. Veit Spindler und seine Frau hatten offenbar 1591 eine Wappenscheibe für ein Fenster der Wiener Michaelerkirche gestiftet, s. die kopiale Überlieferung in ÖNB, Cod. Ser. nov. 12.781, pag. 178. Das Epitaph des kaiserlichen Kammerdieners Maximilians II. und Rudolfs II., Hans Anton Berchtold (gest. 1588) und seiner Familie in der Wiener Michaelerkirche nennt auch dessen Tochter Susanna als Ehefrau des Veit Spindler, s. Dehio Wien 121.
3) S. NÖLA, Ritterstand Gg II, Fasz. Spindler (1628 April 15, Wien; Abschr. von 1672).
4) S. Plesser, Kirchengeschichte (1951) 181.
Literatur

Enderes/Weigl/Kirchner, Führer 15. – ÖAW, NLH, 4. 4. 1966. – Dehio Nord 1045.



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 483,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj483.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 197: Grabplatte des
Helmhard Spindler (1639)
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)