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Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich

Politischer Bezirk Krems

514 Spitz, Pfk. Hl. Mauritius 1. H. 17. Jh.

Typologische Gemälde Hl. Dreifaltigkeit bzw. Geschichte des Hl. Opfers (der Eucharistie) mit erklärenden Beischriften, Tempera (?) auf Holz, als Wandvertäfelungen innen an nördlicher und südlicher Chorschräge hinter dem aus Niederalteich stammenden, 1718 nach Spitz transferierten Hochaltar. An Nord- und Südseite zwischen den Wandpfeilern je eine Folge von sechs (noch 1962 links neun, rechts zehn) Bildern, in eine zweigeschossige Galerie eingefügt. Über einem breiten Sockel durch vier Pilaster gebildete drei Felder, darüber breites ungegliedertes Gebälk, darauf wiederum vier Pilaster, drei Felder bildend, oben breites verkröpftes Gesims. Bilder in gedrückten Rundbogenfeldern (unten) bzw. ovalen Rahmen (oben) eingefügt. Die Beischriften zu den oberen Bildern jeweils in einer längsoblongen Kartusche in der Sockelzone der oberen Pilaster, die Beischriften zu den unteren im Gebälk der unteren Zone. Am nördlichen Aufbau noch 1962 gegenüber dem heutigen Befund in der oberen Reihe links ein, rechts zwei weitere, heute fehlende Felder, die Pfeiler verdeckend. An der Nordseite Darstellungen von links nach rechts bzw. oben nach unten. Erstes (heute fehlendes) Bild: in Rundbogenfeld Hl. Paulus mit Attribut stehend; mit der Rechten eine auf dem Boden abgesetzte 15-zeilige Inschrifttafel (I†) haltend, rechts oben die Hand Gottes, ein fünfzeiliges Spruchband haltend (II†). Unterhalb des Bildfelds zehnzeilige Inschrift (III†). Zweites Bild: zuoberst symbolisch-allegorische Darstellung Dreifaltigkeit als Trinitätssymbol, unmittelbar darüber einzeilige Inschrift (IV), beseitet von Monstranz bzw. Heiliggeisttaube in Strahlenkranz, neun Chöre der Engel (Cherubsköpfe in den drei Hierarchien, dazu je vier Zeilen Beischriften auf eigenen Spruchbändern V–VII), darunter, durch Sternenhimmel (einzeilige Inschrift VIII) abgesetzt, Weltkugel mit Tierdarstellungen, links davon Evangelist Johannes mit Buch sitzend, rechts das zugehörige Evangelistensymbol (Adler) mit vierzeiligem Spruchband (IX). Unterhalb des Bildfelds zehnzeilige Inschrift (X). Drittes Bild: in weiter überschwemmter Landschaft im Vordergrund Noah vor dem Altar mit Brandopfer im Gebet kniend, im Hintergrund rechts die auf dem Berg gestrandete Arche. Links hinter dem Altar ein Elephant sichtbar, weiter links hinten mehrere andere Tiere, darüber zweizeiliges Spruchband (XI), weiter darüber Monstranz in Trinitätssymbol mit Tetragrammaton (XII). Unterhalb des Bildfelds vierzeilige Inschrift (XIII). Viertes Bild: in weit geöffneter Stadtkulisse begegnen Abraham (rechts) drei Engel. Unter den Füßen Abrahams einzeiliges Spruchband (XIV) Oben in der Mitte Trinitätssymbol mit Tetragrammaton (XV), beiderseits je ein zweizeiliges Spruchband (XVI und XVII). Unterhalb des Bildfelds vierzeilige Inschrift (XVIII). Fünftes (heute fehlendes) Bild: Allegorische Frauengestalt in königlichen Gewändern mit Szepter, auf einem Postament mit dreizeiliger Inschrift (XIX) stehend. Beiderseits je ein geflügelter Putto mit einer Weltkugel (links) bzw. Malerpalette (rechts) und einem einzeiligen Spruchband (XX und XXI). Ganz oben Trinitätssymbol in Wolkenband, darunter einzeiliges Spruchband (XXII), von zwei Händen an den Bildrändern gehalten. Unterhalb des Bildfelds zweizeilige Inschrift (XXIII). Sechstes (heute fehlendes) Bild: Zuoberst ein von einer Hand am Bildrand gehaltenes zweizeiliges Spruchband (XXIV†), darunter der Sonnengott in einem von geflügelten Rossen gezogenen Streitwagen. Flankierend links Figur eines Papstes mit einzeiligem Spruchband (XXV†), rechts Frauengestalt mit Spruchband (XXVI†). Unterhalb des Bildfelds sechszeilige Inschrift (XXVII). Untere Reihe, siebentes Bild (unter Bild 2): Oben Monstranz in Wolkenband, daraus Manna regnend, unten vor Zeltlager Manna lesende Frauen. Oberhalb des Bildfelds dreizeilige Inschrift (XXVIII). Achtes Bild: Ganz oben Monstranz in Wolkenband, unten vor Stadtkulisse in gebirgiger Landschaft Prozession aus vier bischofsähnlich gekleideten Priestern, auf den Schultern die Bundeslade, dahinter betende Volksmenge. Oberhalb des Bildfelds vierzeilige Inschrift (XXIX). Neuntes Bild: Ganz oben Monstranz in Wolkenband, unten links Josua als antikisch gerüstete männliche Figur in Rückenansicht, mit der Rechten auf die Monstranz hindeutend, im Bildhintergrund von links nach rechts marschierende römische Soldaten, im Vordergrund ein getöteter Krieger liegend. Oberhalb des Bildfelds fünfzeilige Inschrift (XXX). Am Wandverbau an der Südseite noch 1962 gegenüber dem heutigen Befund links und rechts in der oberen Reihe je zwei weitere Bilder, die Pfeiler verdeckend. Beschreibung von links nach rechts und von oben nach unten. Erstes (heute fehlendes) Bild: vor offener Landschaft hält eine Hand eine Waage mit belaubtem Ast als Wagbalken, in der rechten Wagschale eine Hand, in der linken ein Garbenbündel. Beiderseits der Hand einzeilige Inschrift (XXXI). Darunter dreizeiliges Spruchband (XXXII†). Unterhalb des Bildfelds sechszeilige Inschrift (XXXIII†). Zweites (heute fehlendes) Bild: vor offener Landschaft zwei sich verschränkende Hände, ein Weihrauchfaß haltend, beiderseits einzeilige Inschrift (XXXIV†). Unterhalb des Bildfeldes dreizeilige Inschrift (XXXV†). Drittes Bild: rechts oben Monstranz in Wolkenband, unten links der antikisch gerüstete Abraham, mit dem Schwert zum Opfer seines Sohnes Isaak auf dem Altar ausholend, von einem Engel abgehalten. Unterhalb des Bildfeldes vierzeilige Inschrift (XXXVI). Viertes Bild: Links oben Monstranz in Wolkenband, unten Kain und Abel mit den beiden Brandopferaltären, im Bildhintergrund klein Darstellung des Brudermordes. Unterhalb des Bildfelds fünfzeilige Inschrift (XXXVII). Fünftes Bild: Paradiesgarten als frühbarocker Ziergarten mit symmetrischen Hecken, in der Mitte hoher pyramidenförmiger Baum mit Beischrift (XXXVIII), links kugelförmiger Baum mit zweizeiliger Beischrift (XXXIX), darauf Schlange, unten Adam und Eva unbekleidet, rechts unbeschrifteter Baum, darunter Adam und Eva in langen Gewändern von einem Engel mit Flammenschwert aus dem Paradies vertrieben. Unterhalb des Bildfelds vierzeilige Inschrift (XL). Sechstes (heute fehlendes) Bild: vor offener Landschaft Hohepriester mit Weihrauchfaß in Händen. Unterhalb des Bildfeldes dreizeilige Inschrift (XLI). Siebentes (heute fehlendes) Bild: vor offener Landschaft Moses mit den Gesetzestafeln stehend. Unterhalb des Bildfeldes dreizeilige Inschrift (XLII). Untere Reihe, achtes Bild (unter Bild 3): rechts oben Elias in feurigem Wagen, von zwei Schimmeln gezogen, zum Himmel auffahrend, links unten der mit erhobenen Händen kniende und beobachtende Elisäus. Oberhalb des Bildfelds vierzeilige Inschrift (XLIII). Neuntes Bild: vor Zeltlager im Hintergrund rechts Einblick in einen Tempel, vor dem Altar ein bischofsähnlich gekleideter Priester, der von zwei antikisch gerüsteten Soldaten Münzen entgegennimmt und sie auf den Altar legt. Oberhalb des Bildfelds vierzeilige Inschrift (XLIV). Zehntes Bild: im Tempel (frühbarocker Kircheninnenraum) im Vordergrund Geißelung des Heliodor durch zwei Engel und einen gerüsteten Soldaten auf einem Schimmel, links im Bildmittelgrund der im Gebet kniende Hohepriester Onias in priesterlicher Kleidung, im Hintergrund die das Geschehen durch ein Fenster beobachtende Volksmenge. Oberhalb des Bildfeldes fünfzeilige Inschrift (XLV). Alle oberhalb der unteren Bildfelder aufgemalten Inschriften rot, alle unterhalb der oberen Bildfelder aufgemalten Inschriften schwarz auf goldenem Grund. Die bildlichen Darstellungen offenbar mindestens einmal (im 18. Jahrhundert?) überarbeitet, einzelne Bildfelder und Inschriften, besonders der Südseite, schlecht erhalten. Die noch 1962 vorhandenen und von Hornung beschriebenen Bilder 1, 5 und 6 von der Nordseite sowie Bilder 1, 2, 6 und 7 von der Südseite fehlen heute, der Zyklus war jedoch vermutlich schon 1962 unvollständig, da eine gleichartige Vertäfelung auch für die Chorostwand anzunehmen ist.

H. 243 cm, B. (der erhaltenen Teile je Seite) 264 cm, Bu. ca. 0,8–1,5 cm (III, IX, X, VIII, XII, XIII, XV, XVIII, XXII, XXIII, XXVI, XXVII, XXVIII, XXIX, XXXII, XXXIV, XXXVI, XXXIX, XLI, XLII, XLIII, XLIV) bzw. 0,4–0,6 cm (alle übrigen). – Fraktur (I, X, XIII) bzw. Kapitalis (II–IX, XI, XIV, XVI, XVII).


Textedition
			

I†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23 8. und 19. 9. 1962 sowie Foto BDA. dan waß vnsichtig / an ihm ist, vnd seine Ew=/ige Ewige Crafft vnd / Gottheit werdten ersechen / oder erkent bey den werckh=/en von der schöpffung der / welt an, Also, daß Sie kein / entschuldigung haben. / Epist(ulae) Pauli 1mo Cap(itulo)a) / Jm Anfangb) hat Gottb) / himel vnd Erdt / Erschaffenb) gene(sis) 1mo. / vnd All Jr khrafftb) durch / seines Munds Geistc) / Psalmo 32d)

a) Zeile in Minuskelantiqua, folgende Zeile abgesetzt. b) Wort rot aufgemalt. c) Zeile rot aufgemalt. d) Zeile in Minuskelantiqua, folgt ein ornamentales Füllzeichen. Nach Röm 1,20; Gen 1,1 und Ps 32,6.

II†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 19. 9. 1962 sowie Foto Hornung. INVISIBILIA IPSIVS Â CREATVRA MVNDI PER / EA QVA͜ Ea) FACTA SVNT, INTELLECTA CONSPI=/CIVNTVR SEMPITERNA QVOQVEa) EIVS VIRTVS / ET DIVINITAS, ITA VT SINT INEXCVSABILES / ROM(ANORVM) 1.o CAP(ITVLO) VERSV 20b)

a) Q als ins Zweilinienschema gehobener Minuskelbuchstabe. b) alle Anfangsbuchstaben der Inschrift vergrößert, außer INTELLECTA (Z. 2), INEXCVSABILES (Z. 3) und VERSV (Z. 5). Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar. Rm 1,20.

III†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23 8. und 19. 9. 1962 sowie Foto Hornung. IN PRINCIPIOa) / HOC EST IN VERBOb) SEV FILIOb) / CVM NECDVM ESSET PRINCIPIVM: TEMPVS , AVT VLLA / CREATVRA CREAVIT DEVS OMNIPOTEN(S) A͜ETERNVS INVISIBILISa) / EX NIHILO OMNIAc) genis(is) 1mo / ET SPIRITV ORIS EIVS OMNIS VIRTVS EORVMa) pstamusd) 32. / DIONYS(IVS) AREOPAGIT(A) CYRILLVS EPIS(COPVS) HIEROsLIMIT(ANVS)e) / CLEMENS ALEXANDRI(NVS) SANC(TVS) HYRONIMVSf) / IN COMMENTAR(IIS) SVIS / IN SACRAM SCRIPTVR(AM)g)

a) Z. rot aufgemalt. b) Wort rot aufgemalt. c) drei Wörter rot aufgemalt. d) sic! e) die beiden Heiligen- namen jeweils nach links bzw. rechts an den Rand gerückt, mit dem jeweils in der Z. darunter stehenden Namen einen Block bildend; HIEROsLIMIT(ANVS) (sic!) rot aufgemalt, s in Form eines langen Minuskel-s. f ) die beiden Heiligennamen jeweils nach links bzw. rechts an den Rand gerückt, mit dem jeweils in der Zeile darüber stehenden Namen einen Block bildend. g) fast alle Anfangbuchstaben der Inschrift mehr oder weniger deutlich vergrößert, außer IN (Z. 2), ESSET (Z. 3), IN und SVIS (Z. 9) sowie IN (Z. 10); nach Z. 10 folgt ein zentriertes ornamentales Füllzeichen. Am Anfang, d. h. im Wort und im Sohn, als kein Anfang, keine Zeit und keine Schöpfung war, schuf Gott, allmächtig, ewig und unsichtbar, aus nichts alles, und aus dem Geist seines Mundes all ihre Kraft. Dionysius Areopagita, Kyrill, Bischof von Jerusalem, Klemens von Alexandrien und der Hl. Hieronymus in ihren Kommentaren zur Hl. Schrift. Ps 32,6 (LXX).

IV. VNI(TAS) TRI(NI)TAS / יהוה a)

a) VNI am linken Rand des Bildfelds, TRI unmittelbar an der oberen Spitze des Trinitätssymboles, TAS am rechten Rand, Tetragrammaton in rot dem Symbol eingeschrieben. Einheit. Dreifaltigkeit. Jahwe.

V. DOMINATIONES / PR[IN]CIPATVS / POTESTATES / HIARCHIA͜E CLASSISa) PRIMA

a) C vergrößert. Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten: die erste Klasse der Hierarchie.

VI. SERAPHIM / CHERVBIM / THRONI / HIARCHIA͜E CLASSIS SECVNDA

Seraphim, Cherubim, Throne: die zweite Klasse der Hierarchie.

VII. VIRTVTES / ARCHANGELI / ANGELI / HIARCHIA͜E CLASSIS TERTIAa)

a) Anfangsbuchstaben der letzten Zeile vergrößert. Mächte, Erzengel, Engel: die dritte Klasse der Hierarchie.

VIII. BONI[S] INFINITVMa)

a) Zeile rot aufgemalt. Den Guten auf ewig.

IX. Jm Anfang war daß wort · / vnd Gott war das wort alle / ding seint durch daselbig / gemachta) Joh(annes) 1

a) zwischen gemacht und Joh(annes) Zierelement. Nach Joh 1,1.

X. Jch bin gar nicht schrifftgelehrt, vnd darumb schlecht Ehrenwerth, / wie Solt dan ich Gott erkhennen, weiß ich ihn doch khaumb zu nenen / Sieh an diße große welt, alles, waß die in sich heldt, diß Seindt buechstaben vnd schrifften die dich deittlich / vnderrichten. Schau daß him(m)lisch firmament vnd daa die vier Ellement, Khlein vnd grosß fisch in waßer schwimen / vögl in den lufft lieblich ßingen, andere Thier auch hupffen vnd springen. Sonn vnd mon sambt souil sternen, leichten vnß / bey dag vnd nacht, hieraus solten wier ia lernen, wan wier recht darauf geben acht, daß mueß Sein ein mechtiger man, / der die ding all machen khan, wie solst doch nicht mögen khönnen, wer dein Gott sey wie er heist, hörstu in ietz wohl nen(n)en / Gott vatter, Sohn, Heiliger Geista) / Lehrn auswendig seine gebott, halt sie fleisig bis in Todt, ihn verEhr mit / bedten vnd Singen, so gueth du eß Zum sihn khanst bringenb).

a) Z. zentriert, rot aufgemalt. b) folgt in der nächsten Z. ornamentale Wellenranke. Deutsche Reimverse.

XI. EGO IN · PATRE. ET PATER IN / ME EST Joanni(s)a) 14

a) Zeile bis Joanni(s) rot aufgemalt. Ich bin im Vater und der Vater ist in mir. Io 14,11.

XII. יהוה a)

a) rot aufgemalt. Jahwe.

XIII. Noea) Richtet dem herren Ein Altar auf vnd opfferet Zur / danckhsagung brandt opfer Jgenesis 8b) · Christusa) Aber opffert Sich selbst, den himlischen vatter Zur versöhnung der gantzen welt, / noch Täglich im den Heiligen hochwürdigisten Sacrament deß Altarsc).

a) Wort rot aufgemalt. b) Z. zentriert; Zitatangabe (sic!) in leicht schrägliegender Minuskelantiqua. c) gesamte Is. in der oberen Hälfte der Inschriftkartusche, unten ein ornamentales Füllzeichen.

XIV. TRES VIDIT, VNVM ADORAVIT ·

Er sah drei und betete doch nur einen an.

XV. יהוה

Jahwe.

XVI. SPIRITVS DOMINI FEREBATVR / SVPER AQVASa) gene(sis) 1mob).

a) bis hier rot aufgemalt; Q ins Zweilinienschema gehobene Minuskelform. b) Zitatangabe in leicht schrägliegender Minuskelantiqua. Der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Gen 1,2.

XVII. HI TRES VNVM SVNT / Epist(u)l(ae) Joan(nis) 1moa).

a) erste Zeile rot aufgemalt; Zitatangabe in leicht schrägliegender Minuskelantiqua. Diese drei sind einer. Nach I Io 5,8.

XVIII. Drey Engl erschinen den Abrahäma) Als Reisente Menschen. / vnd er berueste Sie brodt Zu essen gene(sis) 18b) / Also ladet vnß auch Christus Zu dem königlichen Sellen panget das brodt deß lebens / Zu Eßen gene(sis) 18c).

a) Wort rot aufgemalt. b) Z. zentriert; Zitatangabe in leicht schrägliegender Minuskelantiqua. c) Z. zentriert; Zitatangabe in leicht schrägliegender Minuskelantiqua; gesamte Inschrift in der oberen Hälfte der Inschriftkartusche, unten ein ornamentales Füllzeichen. Nach Gen 18,2–5.

XIX. THESLOGIAa) / ASTRONOMIA / PHILOSOPHIA

a) sic! für THEOLOGIA

XX. TERRENA NOSSEa)

a) Zeile rot aufgemalt. Das Irdische kennen.

XXI. A͜EMVLARI NATVRAMa)

a) Zeile rot aufgemalt. Die Natur nachahmen.

XXII. CA͜ ELESTIA · RIMARIa)

a) Zeile rot aufgemalt. Das Himmlische erforschen.

XXIII. RERVM DIVINARVMa) HVMANARVMQ(VE)b) / SCIENTIA

a) Wort rot aufgemalt. b) Anfangsbuchstabe vergrößert; Q ins Zweilinienschema gehobene Minuskelform. Wissenschaft von den göttlichen und menschlichen Dingen.

XXIV†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29.9. 1962. VESTVTI NVLLA EST VIA IN VIA. / SED CVNCTA PER VIAa)

a) Inschrift rot aufgemalt. Er fuhr ohne Straße auf seinem Weg, doch alles auf der (richtigen) Bahn.

XXV†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. RELIGIONEa)

a) Inschrift rot aufgemalt. Durch den Glauben.

XXVI†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. ERVDITIONEa)

a) Inschrift rot aufgemalt. Durch die Bildung.

XXVII†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. I. BONE . QVO VIRTVS TVA TE VOCAT / I. PEDE FAVSTO / NAM TE VEHET SVPER AETHERA VIRTVS. / NVNQVAM STYGIAS FERTVR AD VMBRAS INCLITA VIRTVS / SED CVM SVM(M)AS EXIGET HORAS CONSVMPTA DIES. / ITER AD SVPEROS GLORIA PANDET.

Geh, mein Lieber, wohin deine Tugend dich ruft, geh, mit gesegnetem Schritt. Denn dich führt über den Himmel hinaus deine Tugend. Niemals führt die vielberufene Tugend zu den Schatten des Styx, sondern, wenn der verwichene Tag die volle Zahl der Stunden erstreckt hat, dehnt der Ruhm die Reise zu den Göttern aus.

XXVIII. durch deß Männa, So von him(m)el herab kom(m)ben. / Jst daß Göttliche Männa deß Zarten fronLeichnambs Christy Jesu. / vorbedeutet wordtena).

a) folgt darunter ornamentales Füllzeichen.

XXIX. Also dragen sie die Arch des Herren, Rings vmb die Statt. / deß dags Einmal Josue 6a). / Also auch wüer Christen seindt schultig, in stött vnd märckhten, die vmbgang mit / grosßer Solennitet vnd andacht Zu haltenb)

a) Zitatangabe in leicht schrägliegender Minuskelantiqua. b) gesamte Inschrift gestaffelt zentriert; folgt darunter ornamentale Wellenranke. Nach Jos 6,1–16.

XXX. Josue gebüett der sonnen; vnd Gott war der stimb Josue gehorschamb Josue 10a) / Vnsere priester gebüeten Christo durch die Göttliche wordt der H(eiligen) consecration, daß er von / him(m)el komben, vnd in dem Hochwüerdtigisten Sacrament deß Altars sich befündet. / der herr war der stimb eines Menschen Zuwillen, oder / gehorsamb, Josue, 10 Cap(itulo) Vers(u) 13b)

a) Zitatangabe in leicht schrägliegender Minuskelantiqua. b) Zitatangabe in leicht schrägliegender Minuskelantiqua; gesamte Inschrift gestaffelt zentriert; folgt darunter ornamentale Wellenranke. Nach Jos 10,12–14.

XXXI†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. MISERIS FLEXISSE // LICETa)

a) getrennt durch Wagbalken; Inschrift rot aufgemalt. Man darf sich den Armen zuwenden.

XXXII†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. QVIDQVIDa) ENIM Â VOBIS MINOR / EXPAVESCIT MAIOR HOC / VOBIS DAMINVSb) MINATVRc)

a) Q eigentlich ins Zweilinienschema gehobene Minuskelform. b) sic! für DOMINVS. c) gesamte Inschrift rot aufgemalt. Was immer ein Geringer unter Euch fürchtet, ein größerer Herr als dieser bedroht euch.

XXXIII†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. QVI MALEFACTVM SERIO DEPRECATVR. / BONVM PROMITTIT. / QVARE CASTIGATIONIS NIL VLTRA EXIGAS. / CVM SVPERIa) NON VELINT CALAMITOSOS Â / POTENTIBVS OMNINO CONTERI QVOS IPSIMETa) AFFLIXERVNT.

a) Wort rot aufgemalt. Wer seine Missetat ernstlich bereut, fördert das Gute. Deshalb sollst du außer einer Zurechtweisung nichts fordern, da die Götter nicht wollen, daß die Unglücklichen von den Mächtigen ganz vernichtet werden, welche sie selbst erschüttert haben.

XXXIV†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. PIETAS SVA FA͜ EDERA // SERVETa)

a) Inschrift rot aufgemalt. Die Frömmigkeit wird ihren Bund halten.

XXXV†. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. NE QVID NEFANDVM. / P(ER)FIDVM(QVE) / PROVENIAT. PIETAS TVETVR

Die Frömmigkeit möge darauf achten, daß nichts Unrechtes und Treuverlorenes vor sich gehe.

XXXVI. Dem Abrahama) war beuolchen Sein sohn / Jsaaca) Zu opffern. gen(esis) 22b). / den priestern Jn neuen Testament würdt beuolchen, in den H(eiligen) Mösßopfer den / Sohn Gottesa) dem himlischen Vatter öffters Aufzuopfernc).

a) Wort rot aufgemalt. b) Zitatangabe in Minuskelantiqua. c) gesamte Inschrift gestaffelt zentriert, darunter ornamentales Füllzeichen. Nach Gen 22,1–19.

XXXVII. Äbela) opfferte Gott die allerbösten schaff gen(esis) 4b). / Christusa) opfferte Sich selbst, alß ein vnbefleckhtes lämlein seinen him(m)elischen / vattera) Auff. / Äbelsa) bluedt schreidt Zu Gotta) Rach, Christya) bluedt aber schreidt verzeichnung / vnd barmhertzigkheidtc).

a) Wort rot aufgemalt. b) Zitatangabe in Minuskelantiqua. c) gesamte Inschrift gestaffelt zentriert, darunter ornamentales Füllzeichen.

XXXVIII. ARBOR VITA͜Ea)

a) Anfangsbuchstabe vergrößert. Baum des Lebens.

XXXIX. ARBOR SCIENTIA͜E / BONI ET MALI

Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.

XL. Gotta) der herr ließ Aufwachsen den paumb des lebensa), / miten in paradeis. gen(esis)b) [..] / Gleich wie ich lebe vmb des Vattersa) willen. Also der mich isßet, der / wüerdt auch löben vmb meint willen Joann(is) 6c):

a) Wort rot aufgemalt. b) Zitatangabe in Minuskelantiqua. c) Zitatangabe in Minuskelantiqua; gesamte Inschrift gestaffelt zentriert; folgt darunter ornamentales Füllzeichen. Nach Gen 2,9 bzw. Joh 6,57.

XLI. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. Jhr Solt mier ein priesterlich könig=/reich, vnd ein heiliges volckhe sein / Exod(us) 19

Nach Ex 19,6.

XLII. Textwiedergabe nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. Du solt den namben des Herrn / deines Gottsa) nit vergeblich führen / Exod(us) 20b).

a) Wort rot aufgemalt. b) Zitatangabe vermutlich in Minuskelantiqua. Nach Ex 20,7.

XLIII. Elias wierd aufgenomben gen him(m)el vnd sein / geist [ruehet mit Elisaa 4: Reg(es)] 2 / Christus ist auf[gestigen gen him(m)el vnd hat vns ßein] fleisch vnd bluet / [in dem hochwurtigisten sacrament deß Altars verlassen]a)

a) Erg. nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962.

XLIV. Er schickhte Zwölftausent Tragckhmaß silber gen Jerusalem. / 2 macha(baeus) 12 / Machaba͜eus lernet vnß helffen vnßeren Abgestorbenen mit dem opffer / deß königlichen seelen pangets

Nach 2 Makk 12,43.

XLV. Heliodorus w[olte] den Tempel be[rau]ben, wierdt [vor Hohepriester Oniah] gebraht / gegeiselt / durch das opffer [vnd gebet] deß hochenpriesters Onia aber wurdet ihm / [daß leben geschenckht] zuer [bues vnd bösserung 2 Machabeus Vers 32]a)

a) Erg. nach ÖAW, NLH, 23. 8. und 29. 9. 1962. Nach 2 Makk 3,23–40.

Kommentar

Lehrhafte Gemälde mit typologischen Gegenüberstellungen alt- und neutestamentlicher Szenen der Heilsgeschichte sowie christologischer Darstellungen zum inschriftlich kommentierten Laienunterricht finden sich häufig als Bestandteil frühneuzeitlicher Kirchenausstattung1). Die Umstände der Anfertigung der Spitzer Darstellungen sind unbekannt.

1) Vgl. etwa die ganz ähnlich belehrenden deutschsprachigen Beischriften zu typologischen Gemälden von der Emporenbrüstung der Weikersheimer Stadtkirche von 1590, s. DI 54, die allerdings mit lateinischen Pentametern kommentierten Szenen aus der Heilsgeschichte und dem Christusleben am sogenannten „Singechor“ der Lübecker Kirche St. Aegidien, 1586/87 vom Lübecker Kaufmann Lorenz Russe gestiftet und von Tönnies Evers (d. J.) erbaut, s. Hartmann, St. Aegidien 9–11, oder die verlorenen dreisprachig (polnisch/lateinisch/deutsch) kommentierten typologischen Gemälde der Marienkirche in Danzig/Gdánsk, vgl. Wenta, An den Berührungspunkten 214. An regional näherliegenden Beispielen vgl. etwa die fünf ebenfalls mit gereimten deutschsprachigen erklärenden Beischriften versehenen lehrhaften Gemälde aus dem Ende des 17. Jahrhunderts an der Emporenbrüstung der Fk. Hl. Maria Magdalena in Bad Schallerbach.
Literatur

ÖKT 1, 389 (A. 17. Jh.). – ÖAW, NLH, 23. 8. 1962. – Schöner, Geschichte 2, 127. – Dehio Nord 1107 (1. V. 17. Jh.)



Andreas Zajic

Zitierregel:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearb. v. Andreas Zajic
(Die Deutschen Inschriften 72. Band, Wiener Reihe 3. Band, Teil 3) Wien 2008, Kat. Nr. 514,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/noe-3/teil4/noe-3-obj514.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
72. Band, Wiener Reihe 3. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich - Teil 3
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 204: Typologische Gemälde
(1. H. 17. Jh.), Detail
©  ÖAW, Wien, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Michael Malina)