Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Imst
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Stams, Stiftskirche |
(1374 oder 1388) |
Fragment der Wappengrabplatte des Simon oder Sigmund (?) Rubeiner, ehemals roten Marmor vortäuschend gefasster Sandstein, in der Vorhalle der Stiftskirche an der Südwand rechts vom Aufgang zur Hl. Blut-Kapelle, dort offenbar schon um 1756. Von der ursprünglich wohl hochrechteckigen (?) Platte mit Umschrift und zentralem Vollwappen mit gelehntem Schild sind nach Beschnitt (?) nur die annähernd quadratische untere Hälfte oder zwei Drittel des Steins mit dem Schild erhalten. Zweites und drittes Schriftband sind durch Abwitterung fast völlig zerstört; noch lesbar sind geringe Reste im zweiten und vierten Schriftband. Der Zustand des Denkmals scheint bereits im 18. Jahrhundert stark beeinträchtigt gewesen zu sein, wie eine Zeichnung von Josef Schöpf1) belegt, die schon einen stark reduzierten Schriftbestand überliefert.
H. 105 cm (heutiger Bestand), B. 90 cm (heutiger Bestand), Bu. 8 cm. – Gotische Minuskel mit Versal.
Beschreibung, Standortangabe und Textergänzung nach Stiftsarchiv Stams, G VIIa n. 17, fol. 3 (Zeichnung von Josef Schöpf ).
Textedition
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Anmerkungen
Kommentar
Das Wappen und das Fragment der Inschrift zeigen, dass es sich um eine Grabplatte für ein Mitglied der Familie der Rubeiner (oder Rubein) handeln muss. In Stams gab es eine Kapelle der Herren von Rubein, die mehrfach als Stifter für das Kloster zu belegen sind3). Das Geschlecht der Rubeiner kann auch in einem Nekrolog des Stiftes Stams nachgewiesen werden; der Sterbetag für einen Simon Rubeiner wird hier mit dem 14. Januar angegeben4). Bisher ging man deshalb davon aus, dass es sich bei der Grabplatte um ein Denkmal für diesen Simon Rubeiner handeln dürfte, von dem Lebersorg berichtet, er habe 1370 dem Kloster mehrere Schenkungen „pro animae et corporis sui salute“ gemacht5). Dies wird auch von Primisser bestätigt6). Simon nannte sich Richter zum Stein; die Rubeiner besaßen die Burg Stein unter Lebenberg bei Tscherms, doch verkauften sie die Burg noch vor Ende des 14. Jahrhunderts an den Landesfürsten. Simon starb 1374 und wurde in der Rubeiner-Kapelle in Stams begraben7).
Da die Inschrift jedoch nur mehr den mutmaßlichen Anfangsbuchstaben des Vornamens des Verstorbenen überliefert, könnte es sich auch um den Cousin des Simon Rubeiner, Sigmund von Rubein, handeln. Sigmund starb 1388 als letzter männlicher Nachkomme des Geschlechtes und wurde nach Mayrhofen ebenfalls in Stams begraben8). Die Identifikation mit Sigmund Rubeiner wird aber dadurch unwahrscheinlicher, dass ihn Primisser (im Gegensatz zu Simon Rubeiner) in seinem Index zu den Annales unter den Stiftern und Verstorbenen nicht nennt9). Darüber hinaus erwähnt Abt Paul Gay in seiner Historia Stambsensis, dass ein Simon Rubeiner in der Rubeiner-Kapelle beerdigt gewesen sei; vielleicht konnte man die Grabplatte zu seiner Zeit Anfang des 17. Jahrhunderts noch besser entziffern, so dass wir Gay vertrauen dürfen10).
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Imst Stams, Stiftskirche • Wappengrabplatte • Sandstein • Gotische Minuskel mit Versal • Inschriften des Totengedenkens •
Gachnang, Heinrich •
Gay, Paul •
Lebersorg, Wolfgang •
Mayrhofen, Stephan •
Primisser, Cassian •
Rubeiner, Sigmund •
Schöpf, Josef •
Lebenberg, Burg Stein •
Stams •
Tscherms
Abbildungen
Abb. 14: Fragment der Wappengrabplatte des Simon (?) Rubeiner (1374 oder 1388) ©
ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Gerhard Watzek)
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