Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Imst
119 |
Fronhausen (Mieming) Nr. 383 |
1463/17. Jh. (?) |
Bauinschrift, Wandmalerei, außen an der Ostfassade des zweigeschossigen Mittelflurhauses im Obergeschoß über dem südlichsten Fenster. In der gekehlten Laibung des Fenstersturzes sind von einer älteren zweizeilig schwarz auf hellem Putz aufgemalten zweizeiligen Inschrift (I) noch eine Jahreszahl in der ersten Zeile und geringe, nicht mehr zuordenbare Buchstabenreste der zweiten Zeile zu erkennen. Über dieser Inschrift wurde eine jüngere zweizeilige Inschrift (II) schwarz aufgemalt. Beide Inschriften waren noch 1985 vermauert, doch trug auch der damals mit der übrigen Wandfläche bündig verputzte Sturz die Inschrift · Alle ding a weil 1463 ·, die wohl im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert in kantiger Fraktur aufgemalt worden war. Im Zuge einer Fenstererneuerung nach 1985 wurden die beiden älteren Fassungen der Inschrift wieder aufgedeckt.
Bu. ca. 15 cm (I) bzw. ca. 10 cm (II). – Fraktur.
Textedition
I.
1463a) / [– – –]
II.
1463 . / Alle Ding a Weil .
Anmerkungen
Kommentar
Das Haus diente einstmals als Lager- und Raststätte an der Fernpassstraße1); die Inschrift passt
damit inhaltlich gut zur Funktion des Hauses.
Problematischer als die Interpretation stellt sich jedoch die Überlieferung und Datierung der Inschrift dar. Heute sind noch Z. 1 der vielleicht aus dem 17. Jahrhundert stammenden älteren Is. I und die wohl die ältere reproduzierende, vielleicht erst dem 18. Jahrhundert zuzuordnende spätere Erneuerung (II) zu sehen. Dass es sich bei der älteren Inschrift um ein zum angegebenen Jahr 1463 zu datierendes epigraphisches Zeugnis handelt, kann ausgeschlossen werden: Die Ziffernformen, vor allem die offene 4 mit schrägem linken Schaft, passen ebenso wenig wie die anhand der geringen Buchstabenreste zu identifizierende Fraktur zu einer Inschrift des 15. Jahrhunderts. Die zweimalige Wiederholung desselben Textes und derselben Jahreszahl lassen vermuten, dass es sich letztlich vielleicht um Abschriften einer verlorenen ursprünglichen Version handeln könnte, die tatsächlich 1463 entstanden war. Allerdings scheint der Spruch gerade im 17. Jahrhundert recht populär gewesen zu sein, wie seine dichte Überlieferung im Rahmen der Anwesenheitsvermerke von Pilgern um 1600 in der Vigilskirche von Obsaurs (Kat.-Nr. 218), seine Anbringung als Wortdevise zu einem Wappen im Pfundser Richterhaus (Kat.-Nr. 273) oder eine entsprechende Inschrift auf dem Unterzug eines Hauses im oberösterreichischen Ottensheim aus dem Jahr 1648 zeigen2). Für die vorliegende Inschrift könnte wohl erst eine eingehende Bauuntersuchung des Gebäudes nähere Aufschlüsse zulassen.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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