Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Imst
14† |
Stift Stams, Kreuzgang |
(1403?) |
Wappengrabplatte von Angehörigen der Familien Freiberg bzw. Hoheneck (Friedrich von Freiberg und Anna von Hoheneck?), um 1756 als „der IVte liegende Stein“ im Boden des Kreuzgangostflügels. Die beiden von der Umschrift gerahmten Vollwappen waren offenbar übereinander im Mittelfeld der Platte angeordnet. Der Stein war bereits um 1756 so weit zerstört, dass auch die Zeichnungen von Josef Schöpf aus dieser Zeit nur mehr den Beginn der Inschrift wiedergeben. Ein großer waagrechter Sprung scheint durch die Mitte der Platte verlaufen zu sein. Zeitpunkt des Verlusts nach dem 18. Jahrhundert unbekannt.
Gotische Minuskel mit Versal.
Beschreibung, Standortangabe und Text nach Stiftsarchiv Stams, G VIIa n. 16, fol. 10 und G VIIa n. 17, fol. 4 (Zwei Zeichnungen von Josef Schöpf ).
Textedition
In Inca(rnation)e annoa) + / [– – – / – – – / – – –
Anmerkungen
Wappen: Freiberg1), Hoheneck2).
Kommentar
Die Grabplatte zeigte die Wappen der Familien von Freiberg (oben) und von Hoheneck (unten). Es bietet sich an, das Grabdenkmal dem Friedrich von Freiberg zu Eisenberg und seiner Gemahlin Anna von Hoheneck zuzuordnen. Friedrich von Freiberg verstarb am 6. Mai 1403 und wurde im Kreuzgang des Stiftes begraben3). Friedrich und Anna sind mehrfach als Stifter für Stift Stams belegbar: Das Ehepaar soll bereits 1396 „quasdam decimas in Segg“ (Seeg) für zwei Jahrtage ihrer Verwandten dem Kloster geschenkt haben4). In einer Urkunde vom 16. Februar 1403 verkaufte Johann Heinrich von Freiberg zu Wolfsberg dem Friedrich von Freiberg zu Eisenberg ein Gut in Kettershausen und den Halbteil am Kirchensatz und an den Zehnten. Diese wurden von Friedrich und Anna in der Folge dem Kloster Stams für ein Begräbnis vermacht: Sie schenkten dem Kloster die Patronatsrechte über die Pfarrkirche St. Michael in Kettershausen samt der Ausstattung der Kirche, der Vogtei über diese und das zur Kirche gehörende Gut, sowie ihren eigenen Besitz („nostrum praedium“) in Kettershausen5). Nach dem Tod ihres Gatten stiftete die Witwe Anna von Hoheneck dem Stift Stams in einer Urkunde vom 25. Mai 1403 zwei Eigenleute6).
Friedrich von Freiberg begründete die in Stams mehrfach greifbare Linie der Herren von Freiberg zu Eisenberg, die im Stift ihre Familiengrablege hatten. Ihm übergab zwischen 1382 und 1390 der Graf von Tirol die Herrschaft Eisenberg, die zunächst den Herren von Hoheneck gehört hatte7).
Anna von Hoheneck war die Tochter Peters II. von Hoheneck und der Anna von Starkenberg8). Aus ihrer Ehe mit Friedrich von Freiberg gingen drei Söhne hervor, deren Grabplatte sich heute noch im Kreuzgang des Stiftes Stams befindet (Kat.-Nr. 20).
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Imst Stift Stams, Kreuzgang • Wappengrabplatte • Gotische Minuskel mit Versal • Inschriften des Totengedenkens •
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Hoheneck, Anna •
Innozenz VII. •
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Starkenberg, Anna •
Eisenberg, Burg •
Kettershausen, Pfarrkirche •
Lengenwang •
Ried im Oberinntal •
Seeg •
Stams
Abbildungen
Abb. 24: Wappengrabplatte der Freiberg und Hoheneck (1403?) Nachzeichnung ©
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Im Jahre nach der Fleischwerdung (...).