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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Imst
17 |
Stams, Stiftssammlungen |
1426 |
Tafelbild der Familie Heuperger mit ausführlichem theologisch-didaktischem Bildprogramm samt erklärenden Beischriften („Defensorium“), Tempera auf (Lärchen-)Holz, im Schauraum, ursprünglich auf dem Martinsaltar in der Stiftskirche aufgestellt1). Das gesamte Triptychon ist in zahlreiche einzelne Bildfelder unterteilt, die jeweils mit Spruchbändern und Inschriftenfeldern versehen sind. Im Zentrum des Mittelteils, einem hochrechteckigen Feld eingeschrieben, ein rautenförmiges Feld mit der knienden Gottesmutter Maria vor dem Jesuskind in der Krippe; links (Ia) und rechts (Ib) ihres Kopfes je ein von Engeln gehaltenes weißes Spruchband mit roter Schrift. In den vier Zwickeln, das rechteckige Feld nach oben bzw. unten abschließend und zur Mitte hin jeweils ein kleines rechtwinkelig-dreieckiges Feld ausbildend, Prophetenhalbfiguren: links oben Aaron, über dessen Kopf links eine kurze Inschrift in einem rechteckigen Feld angebracht ist (IIa), und der ein v-förmiges Spruchband in der Rechten hält (IIb), rechts oben eine gleichartige Darstellung Gideons (IIIa, IIIb). Links unten Moses vor dem brennenden Dornbusch, in dem eine kleine Christushalbfigur sichtbar ist. Über dem Haupt Christi befindet sich ein rechteckiges Schriftfeld (IVa, Schrift rot), rechts über der Schulter des Moses ein weiteres diagonal gestelltes Schriftfeld (IVb, Schrift rot); Moses selbst hält mit beiden Händen ein Spruchband vor sich (IVc). Rechts unten Ezechiel mit einem verschlossenen Turm an seiner rechten Seite. Über seinem Kopf befindet sich ein rechteckiges Schriftfeld, dessen Inschrift kaum mehr erkennbar ist (Va, Schrift rot). Der Prophet deutet mit der rechten Hand auf das von seiner Linken gehaltene Spruchband (Vb). Die vier kleinen dreieckigen Zwickel in der Mitte zwischen den Prophetendarstellungen und dem Rautenfeld zeigen (links oben beginnend im Uhrzeigersinn) nach dem Physiologus einen von Flammen verzehrten Phönix, einen Pelikan, der sich die Brust aufreißt, um seine Jungen zu säugen, einen Löwen, der mit seinem Anhauch seine Jungen zum Leben erweckt, eine Jungfrau mit einem Einhorn. Über und unter diesem Mittelfeld weist die Mitteltafel je drei hochrechteckige, fast quadratische Bildfelder mit oben vier-, unten dreizeiligen Beischriften am Oberrand auf: Oben (von links nach rechts) ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln in den Flammen stehend, das Inschriftenfeld beschädigt (VI); eine Bärin mit ihrem Jungen, die zugehörige Inschrift stark fragmentiert (VII); ein hölzerner Turm, der in ein Flammenmeer stürzt (VIII). Unten (von links nach rechts) eine Eiche, die Trauben trägt (IX); drei Bäume, in deren Kronen vier Baumgänse hängen (X); ein vor zwei Eiern sitzender Vogel Strauß, links oben eine gesichtete Sonne (XI). Die beiden Flügel zeigen, motivisch parallel über die senkrechte Mittelachse gegenübergestellt eine senkrechte Folge von je sechs annähernd quadratischen Bildfeldern. Linker Flügel (von oben nach unten): Unter Namensbeischrift (XIIa) der Hl. Johannes Evangelist als Halbfigur im linken Drittel des Felds, mit beiden Händen die den übrigen Raum einnehmende beschädigte zwölfzeilige Schrifttafel (XIIb) haltend; ein im Bett liegender König (XIII); zwei einander zugewendete, gehörnte Tiere in einem Wald (XIV); die auf einem Polster ruhende Danaë (XV); drei Perlmuscheln vor einem Wald (XVI), die letzten vier Szenen jeweils mit dreizeiliger Beischrift am Oberrand; unter Namensbeischrift (XVIIa, Schrift rot) der Hl. Thomas von Aquin als Halbfigur im linken Drittel des Felds, mit beiden Händen die den übrigen Raum einnehmende zwölfzeilige Schrifttafel (XVIIb). Rechter Flügel (von oben nach unten): Hl. Ambrosius (die ursprünglich über dem Kopf befindliche Namensbeischrift verloren) als Halbfigur im rechten Drittel des Felds, mit beiden Händen die den übrigen Raum einnehmende zwölfzeilige Schrifttafel (XVIII) haltend; ein im Bett liegender Mann, neben ihm ein Vogel auf einem kleinen Podest stehend (XIX); ein Geier, auf zwei Eiern sitzend (XX); ein springendes, weißes Pferd (XXI); ein Vogel, bildparallel einmal links (tot) liegend und rechts (wieder lebendig) stehend vor einer Burg (XXII), die letzten vier Szenen jeweils mit dreizeiliger Beischrift am Oberrand; unter Namensbeischrift (XXIIIa, Schrift rot) Hl. Augustinus als Halbfigur im rechten Drittel des Felds, mit beiden Händen die den übrigen Raum einnehmende zwölfzeilige Schrifttafel (XXIIIb, beschädigt) haltend. Der linke Flügel zeigt auf der Außenseite oben einen auf einem Rad stehenden roten Engel (Seraph), der je ein Paar gelber, roter, und grüner Schwingen besitzt, die dicht mit teilweise nur mehr schlecht lesbaren, schwarzen Inschriften versehen sind. Sie bestehen jeweils aus einer waagrecht aufgemalten, dreizeiligen Überschrift auf dem oberen Ansatz der gelben, auf Schulterhöhe im Fall der roten und auf Brusthöhe im Fall der grünen Schwingen, sowie einem zugehörigen fünfzeiligen Text, der jeweils in die entsprechenden Federn am Ende der Schwingen senkrecht eingeschrieben wurde (Gelbe Schwinge links: XXIVa, XXIVb; gelbe Schwinge rechts: XXVa, XXVb; rote Schwinge links: XXVIa, XXVIb; rote Schwinge rechts: XXVIIa, XXVIIb; grüne Schwinge links: XXVIIIa, XXVIIIb; grüne Schwinge rechts: XXIXa, XXIXb). Darunter der Hl. Johannes der Täufer, unterhalb die Hl. Barbara. Zu Füßen der Hl. Barbara ein kniender Zisterziensermönch, von dem ein Spruchband ausgeht (XXX). Die rechte Flügelaußenseite ist analog gestaltet: Oben ein Engel (Seraph), in der Darstellung jenem vom linken Seitenflügel gleichend (zur Position der Inschriften vgl. oben; gelbe Schwingen: XXXIa und b bzw. XXXIIa und b; rote Schwingen: XXXIIIa und b bzw. XXXIVa und b; grüne Schwingen: XXXVa und b bzw. XXXVIa und b). Unter dem Engel der Hl. Johannes Ev. mit einem knienden Zisterziensermönch; darunter die Hl. Agnes, zu deren Füßen ein Mann kniet, von dem ein weiteres Spruchband ausgeht (XXXVII). Alle Inschriften sind überwiegend in dunkler Farbe ausgeführt, die zwischen schwarz bzw. schwarzbraun und rotbraun schwankt. Besonders hervorgehobene Passagen, meist Zitatangaben am Beginn der Inschriften der Mitteltafel und der Flügelinnenseiten, sind in roter Farbe aufgemalt. Rot ist hier auch die kastenartige Zeilenlinierung. Verloren sind zwei weitere Inschriften, von denen sich zumindest die zweite auf der Rückseite der Mitteltafel befunden haben soll (XXXVIII†, XXXIX†). Die Mitteltafel und die Innenseiten der Flügel weisen unter der Grundierung eine Leinwandkaschierung auf. Besonders die Inschriften, und hier vor allem die rot aufgemalten Passagen, befinden sich in teilweise äußerst schlechtem Erhaltungszustand, andererseits sind auch Verfälschungen des Schriftcharakters durch Überarbeitung, besonders an den Flügelaußenseiten, festzustellen. Eine Renovierung des Altars fand während des Zweiten Weltkriegs statt2), bereits 1896 war die Rückseite der Mitteltafel durch den Maler Roggenoffl aus Innsbruck mit ziegelroter Farbe überstrichen worden3). Der ältere Zustand der Tafel (allerdings nicht jener der einzelnen Inschriften) lässt sich noch nach Fotos aus der Zeit um 1905 rekonstruieren; demnach waren die Inschriften damals generell noch deutlich besser erhalten, wenngleich die größeren Fehlstellen v. a. in der oberen Exemplazeile (VI–VIII) bereits existierten4). Da der Altar heute in seiner musealen Präsentation sehr nahe an der Wand aufgestellt und hinter einer immobilen Plexiglaswand verborgen ist, konnte die Lesung der teilweise schlecht erhaltenen bzw. überarbeiteten Inschriften der weitgehend unzugänglichen Außenflügel (XXIVa bis XXXVII) nur nach behelfsmäßigen Arbeitsfotos erfolgen, wobei einzelne Inschriften nicht ausreichend einsehbar blieben. In der Transkription dieser Inschriften bezeichnen eckige Klammern ausnahmsweise Beschädigungen ebenso wie Passagen, deren Lesung aus den genannten technischen Gründen unmöglich war.
Text und Beschreibung von XXXVIII† und XXXIX† nach Primisser, Additiones IV, cap. XXVIII,
47; Ergänzungen nach der Defensoriums-Tafel von Ottobeuren, um 1450/60 (Klostermuseum
Ottobeuren), dem Blockbuch von Friedrich Walther (hier nach Lengenfelder, Defensorium,
44–49), sowie Vetter, Tafelbilder.
H. 260 cm, B. 104 cm (Mitteltafel), 53,5 cm (Flügel), Bu. ca. 2–2,5 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.
Textedition
Ia.
Gloriaa) in excelsis deo Et i(n) t(er)ra · // paxb)
Ib.
Nolite tim(er)e an(n)unctio v(o)b(is) gaudi(um)
IIa.
aaron sac(er)d͜͜os
IIb.
Numer[i] xv[ij]c) Germinabit v(ir)ga // ei(us) que(m) eleg(er)o (et) amigdala
p(ro)du(cet)d)
IIIa.
Ged͜͜eon victor
IIIb.
David ps(almist)ac) desce(n)d(et) sic(ut) pluuia // i(n) velluse) // (et) sic(ut)
stillicidiaf)
IVa.
Ego su(m) d͜͜e(u)s ab(ra)ha(m)
IVb.
moyses duxg) ·
IVc.
Capitulo iij lib(r)oh) exodic) vada(m) (et) vid͜͜ebo visione(m) ha(n)c m(a)g(nam)
rubu(m)
Va.
E[zechiel prophetai)]
Vb.
Ezechiel xliiijoi) Porta hec clausa erit (et) no(n) aperiet(ur) (et) vir no(n) //
tra(n)sibit
VI.
Albertus libro xxiij d͜͜e avib(us)c) / Carista si igne car[ne nec / a]lisj) ardet [Curk)]
ign[e carensk)] / [ve]ner[isj) virgo n]o(n) gen[eraret]
VII.
J[sidorusj) xij ethimologiarumc) / Si ursus fetus rudes ore formare valet / Curl)
Gabrielis orem) virgo non gener]aret
VIII.
Jsid͜͜orus xvij ethimologiar(um)c) / Tur[r]is si laricea t[i]mo[re]n) / i[g]n[is care]tn)
Cur igne carnis / [nescia virgon)] no(n) generaret
IX.
Alb(er)t(us) libro · vo · tractatu p(ri)mo ca(pitul)o · vjoc) · / Vitis si d͜͜e ylice
aluerna ortum hab(et) / Cur vite(m) vera(m) supere v(ir)go no(n) g(e)n(erare)[t]
X.
Alb(er)tus d͜͜e animalib(us) libro · xxiijoc) / Carbas si d͜e arbore yberna nasci
clar(et) / Cur sp(irit)uo) s(an)cti op(er)e v(ir)go d͜͜eu(m) no(n) g(e)n(er)ar[et]
XI.
XIIa.
[luc]as ew(a)nge(lista)
XIIb.
luce ca(pitulo) 2p) · Mariaq) co(n)serua/bat o(mn)ia v(er)ba hec glosaq) vt cu(m) /
t(em)p(u)s p(re)dica(n)d͜͜e (ve)l scribe(n)d͜ e i(n)carna/tio(n)is adue(n)ir(et)
sufficie(n)t(er) o(mn)ia / p(ro)ut esse(n)t gesta poss(et) explica(re) / Quod igi(tur)
in m(u)ltis r(e)b(us) co(n)sueto / mo(re) d(omi)n(u)s op(er)a(tur) q(ui)d nat(ur)e
(contra)rium / dice(n)du(m) e(st) si q(ua)n(do) ip(s)e voluit eci[a](m) / in
v(ir)ginali vtero s(anc)ti sp(iritu)s dispe(n)/sacione fili(u)s s(i)n(e) viri [coitu
nas]/ceret(ur) · ioh(ann)esr) Jnq) principio erat / v(er)bu(m) et verbu(m) caro
factum est
XIII.
Quarto · libro · regum · capitulo · vicesimos) / Si retrogradiente sole vita regis
apparet / Cur alio opere nature virgo no(n) generaret
XIV.
Jsidorusc) xij · ethimologiar(um) et gregor[i]us lib[(r)o x]xxjt) / Bonosa · si · ore ·
feta · ama[re clarett)] / Cur · angeli · ore · virgo · non · gen[eraret]
XV.
Augustinus d͜͜e ciuitate d͜͜ei libro secu(n)d͜͜o ca(pitulo) septi(m)oc) / Si diane aureeo)
pluue a ioue pregna(n)s clar(et) / Cur spiritu sancto grauida v(ir)go no(n)
g(e)n(er)aret
XVI.
Jn libro d͜͜e naturis a(n)i(m)aliu(m) Et ysid͜͜or(us) li(br)oh) xvij ca(pitul)oh) xxxiiijc)
/ Si concha rore desuper prolis fecu(n)d͜͜a claret / Cur irrorante pneumate v(ir)go
non g(e)n(er)aret
XVIIa.
Tho(ma)s d͜ e aqui(n)ou) ·
XVIIb.
Ausculta o amator beatis=/sime d͜͜ei genit(ri)cis marie mira / (et) stupe(n)d͜͜a
a mu(n)di philosofis / concessar[i] admirare virgi(n)e(m) / concepisse a sp(irit)u
s(an)c(t)o atq(ue) iniu=/sticiam illor(um) (et) insaniam · / pariter pensa qui hoc
nega(n)t / d͜͜e potentia d͜͜ei inme(n)sa q(uo)d co(n)=/ced͜͜ere no(n) vere(n)tur d͜͜e
auiu(m) et / alior(um) a(n)i(m)aliu(m) com(m)uni nat(ur)a / Qualit(er) apes
s(i)n(e) patrib(us) fet(us) / matru(m) corpo(r)ib(us) t(antum)m(od)oh) crescu(n)t
XVIII.
Amb(ro)si(us) in ex[a]mero(ne) lib(r)oh) iij ca(pitul)oh) xljv) / Quidq) agu(n)t qui
sole(n)t · / n(ost)ra irrid͜ ere mist(er)ia cu(m) aud(i)/u(n)t q(uo)d v(ir)go generauit
(et) im/possibile(m) innupte cuili[b]et / pud͜ore(m) n(u)lla viri (con)suetud͜͜o te=/
merass(et) Cur (er)goh) impossibile / puta(tur)w) i(n) matre d͜͜ei q(uo)d i(n)
v͟vltur[i=]/b(us) possibile no(n) negat(ur) aui[s s(i)n(e)x)] / masc(u)lo parit et
null(us) ref[ellitx)] / cur (er)goh) d͜͜espo(n)sata v(ir)go maria / pep(e)rit pud͜͜o(r)is
ej(us) atte(ndant) qu(estione)m
XIX.
Jn de proprietatib(us) rerum libro duod͜ ecimoc) · / Caladrius si facie eg[rot(u)]m
[s]anare valety) / Cur cristum saluato[rem] virgo no(n) [ge]n[eraret]
XX.
Jn de proprietatib(us) rerum libro xijo de avibusc) / Vu(l)tur si corpore parit et [ad
h]oc mare [caret] / Cur mistico spiramine [virgo] no[(n) generar]et
XXI.
Augustinus d͜͜e ciuitate d͜͜ei libro xxio capit(u)loz) · voc) · / Si equa capadotia vento
feta apparet / Cur almo flante flamine vi(r)go non generaret
XXII.
Jn libro de naturis a(n)i(m)alium Et albertus li(bro) · xxiijc) · / [Ys]ida si mortua
se replumare valetaa) / Cur absque viri copula virgo non generaret
XXIIIa.
Augustinus
XXIIIb.
Augustinus libro t(er)cio d͜͜e mira=/bilib(us) sacre script(ur)e capit(ul)oh)
secu(ndo)c) · / Quamuisq) cont(ra) cunctoru(m) ho=/minu(m) conceptionis
consuetu=/dine(m) absq(ue) viri se(m)i(n)e [(et) ca]rnalis / oblectame(n)to
voluptatis v(ir)go / concepit (et) s(i)n(e) dampno sue vir/ginitatis peperit hec res
t(ame)n s(i)n(e) / exemplo na[t]ure noua i(n) d͜͜ei cre=/aturis no(n) dimittit(ur)
nam m(u)lta / animalia absq(ue) parentu[m] / coitu progigni co[mprobamus]
XXIVa.
I / dilec(ti)o d͜ eibb)
XXIVb.
XXVa.
[II] / dilec(ti)o p[roximicc)]
XXVb.
[– – –]
XXVIa.
III / Confessio
XXVIb.
Vera cordis co(n)tric(i)o / Sancta p(re)meditac(i)o / Simplex collocac(i)o /
Jntegra recognic(i)o / obedi(r)e pro(m)p[tit]ud[ine]
XXVIIa.
IV / [satisfactiocc)]
XXVIIb.
[– – –]dd) / vigiliaru(m) [..]cio / disciplinaru(m) suscepcio / [elemosina]ru(m)
largicio / [– – –] freque(n)tac[(i)o]
XXVIIIa.
V / [puritas mentiscc)]
XXVIIIb.
No(n) ficta hu(m)iliacio / veṭ(ẹ)ṛị[ṣ] v(er)o renu(n)ciacio / Ju[..]e co(n)firmac(i)o
/ Jntegritatis p(ro)[– – –] / virtutu(m) dileccio
XXIXa.
VI / m[unditiacc)] / car[ni]scc)
XXIXb.
fa[– – –] / Refrenac(i)o [– – –] / Rece(p)c(i)o odor[– – –] / modesti.[ – – –] / Co[– – –]
XXX.
Ora clemens Barbara ut merear [– – –
XXXIa.
[I] / Concupisc(ent)ia(m)ee) / Sup͜͜erareff)
XXXIb.
[– – –] / vicia totalit(er) abice(re) / Co(n)cup(is)ce(n)cia(m) tolle(re) / Terrena
vilipe(n)de(re) / Celestia co(n)cupisce(re)
XXXIIa.
[II] / Spes / ve[– – –]
XXXIIb.
Carne(m) sp(irit)ui subice(r)e / Sp(iritu)m sursu(m) erige(r)e / mala (com)missa
pla(n)ge(r)e / pla(n)ge(n)da no(n) (com)mitere / digne p(e)n(itent)iam agere
XXXIIIa.
[III] / [...]deu(m)
XXXIIIb.
[– – –]cio(n)e se rege(re) / Se p(ro)uidu(m) exhiber[e] / Co(n)sili[u]m dare (et)
petere / [– – –]eregg) (et) diligere / [– – –]ere
XXXIVa.
[IV] / modus / [– – –]is
XXXIVb.
Se ḷịạbilem exhibere / Taciturnitate(m) tenere / Se i(n) p(ro)sp(er)is no(n)
extollere / Su(per) adv(er)sa no(n) d͜͜esperare / bonis op(er)ib(us) p(er)seuerar(e)
XXXVa.
V / metus / [– – –]
XXXVb.
Se i(n) d(omi)no conte(n)tare / v͜͜eritate(m) co(n)serua(r)e / Judiciu(m) no(n)
tem(er)are / mun(er)a no(n) oste(n)de(re) / No(n) o(mn)iahh) i(n)c(re)pa(r)e
XXXVIa.
VI / modus te(m)p(er)a(nc)ie
XXXVIb.
diss[– – –] obstare / d͜ e[..]ịṛḍesii) [– – – / – – – i]n o(mn)ibus tener(e) / Sobrie et
iuste viuere / modu(m) in age(n)[di]s tene(re)
XXXVII.
ora pro mejj) sancta angnes q(ui)a dulcis es (et) clemens
XXXVIII†.
Anno Domini MCCCCXXVI / Hanc per figuram noscas castam genituram, / que
per portenta animalium est manifesta
XXXIX†.
Per F(ratrem) Christophorum Heiperger in Stams professum hec est conscripta
tabula et comparata et in Vigilia Annunciacionis Marie completa
Anmerkungen
Kommentar
Die kunsthistorisch bedeutende Votivtafel mit der ältesten Darstellung des „Defensorium Beatae Virginis Mariae“ wurde von der Haller Familie Heuperger gestiftet; sie kann wahrscheinlich dem Haller Künstler Hans Masold zugeschrieben werden5). Nach Primisser hatten 1426 die Eltern des Frater Christoph Heuberger eine kunstreiche Tafel zu malen angeordnet: „tabulam artificiosam in defensionem virginitatis Mariae pingi curarunt, et super altare S. Martini collocarunt“6). Christoph Heuberger habe etwa zu derselben Zeit („circa id temporis“) die Kukulle genommen7); er selbst nannte sich in der nur mehr kopial erhaltenen Stifterinschrift des Altars dessen Stifter (XXXIII). Der Zisterzienser Christoph Heuberger lässt sich auch bei Lebersorg festmachen, wenngleich hier nicht die gestiftete Tafel erwähnt wird8). Er starb, um das Kloster hochverdient, im Jahr 14589).
Die literarische Grundlage der auf der Tafel wiedergegebenen Ikonographie bildet die Schrift „Defensorium inviolatae virginitatis beatae Mariae“ des Dominikaners Franz von Retz (gest. 1427). Der Professor für Theologie an der Universität Wien versuchte in diesem Anfang des 15. Jahrhunderts verfassten Werk anhand zahlreicher Exempla die Jungfräulichkeit Mariens zu untermauern; dazu verwendete er vor allem Beispiele der Mythologie und Sagenwelt, aus der Naturkunde und Geschichte, die er besonders antiken Schriften oder dem Alten Testament entnahm. Dabei könnte die Stamser Tafel noch in einer besonderen Weise auf den Inhalt des Defensoriums Rücksicht genommen haben: Eines der Exempla, das auch auf dem Stamser Exemplar dargestellt ist, berichtet von der Eigenschaft des Lärchenholzes, nicht zu verbrennen (Inschrift VIII); die Tafel selbst ist eine Malerei auf Lärchenholz. Die besondere Bedeutung der Tafel ergibt sich nicht zuletzt auch daher, dass es von dem Traktat des Franz von Retz keine erhaltene Urschrift mehr gibt und die erhaltenen Abschriften stets nur Auszüge aus dem Gesamtwerk darzustellen scheinen. Gerade die Stamser Tafel aber dürfte sich stark an den Darstellungen der Originalschrift orientieren, zumal sie 1426 und damit sehr bald nach Erscheinen des „Defensoriums“ entstanden sein muss, womit sie den ersten greifbaren Niederschlag des Werkes in der Kunst darstellt. Umso bedauerlicher ist der Verlust gerade der Inschrift mit der Datierung, die sich nur mehr kopial greifen und am Altar nicht einmal mehr sicher verorten lässt (XXXVIII†). Eine vergleichbare, jedoch deutlich spätere und kleinere Tafel (um 1450/60) ist die Marientafel aus Ottobeuren, heute im Klostermuseum. Eine ähnliche marianische Darstellung findet sich auch in den Fresken der Siebenten Arkade des Brixner Domkreuzgangs, die wohl in engem Zusammenhang mit der Heuberger Votivtafel stehen10). An der Defensoriumsfassung des Blockbuchs von 1471 orientiert sind einzelne einschlägige Szenen der mariologischen Wandmalereien im Chorgewölbe der St. Adolarikapelle in St. Ulrich am Pillersee11).
Ungewöhnlich an der Stamser Tafel sind vor allem die Darstellung der Flügelaußen- bzw. -rückseiten, die bislang (im Gegensatz zu den Szenen des Defensoriums) keiner eingehenden Untersuchung unterzogen wurden. Dabei verweisen gerade die beiden Seraphim auf einen Zusammenhang des Defensoriums mit allgemein monastischer und spezifisch zisterziensischer Frömmigkeit; hier waren die Engel spätestens seit dem Traktat Alanus’ ab Insulis Mahner zu monastischen Tugenden, deren Flügel die Mönche zu gutem Leben motivieren sollten12). Mehr noch, für Aelred von Rievaulx eröffnete die Meditation über die Engel und deren Tugend den Mönchen auch einen Status als „concives“ der Engel und ermöglichte ihnen so gemeinsam mit jenen das Schauen der Herrlichkeit Gottes13). Die Stamser Tafel deutet offenbar das Defensorium als eine Ermahnung zur Jungfräulichkeit und Keuschheit, was die Engel an den Außenflügeln sichtbar unterstreichen sollten. Doch obwohl der bei Alanus dargelegte Engel mit seinen mit moralisierenden Texten beschrifteten Federn in der spätmittelalterlichen Buchmalerei reichen Niederschlag gefunden hat14), ließ sich leider bislang keine vergleichbare Darstellung mit zwei Engeln finden, wie sie hier am Stamser Defensorium vorkommt. Zudem entsprechen die Farben der Flügel der Stamser Engel nicht der üblichen Gestaltung von Seraphim oder Cherubim in der mittelalterlichen Kunst15).
Die Inschriften dieses Altars bereiten dem Leser erhebliche Schwierigkeiten, was in der Literatur zu zahlreichen problematischen Lesungen führte. Dies ist umso bedauerlicher, als sich der Zustand gerade der Inschriften im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts offenbar erheblich verschlechtert hat. So konnte auch hier in der Edition auf die Transkriptionen von Ewald Vetter aus den 1950er Jahren nicht vollständig verzichtet werden, obwohl diese – und damit die ihm weitgehend folgenden Transkriptionen von Peipers – deutliche Defizite aufweisen, wo sie sich durch die Inschriften noch überprüfen lassen. Die Problematik einer Ergänzung durch die kopiale Überlieferung wird etwa in Inschrift Vb deutlich: Vetter und Peipers zufolge lautete das dortige Zitat Ezechiel xliij16), doch zeigt der Bestand noch einen weiteren Schaft (xliiij). Da zudem auch das Zitat der Inschrift aus Ezechiel 44 stammt, entspricht die jetzige Lesung auf Basis des aktuellen Buchstabenbestands auch dem ursprünglichen Bestand.
Die schwere Lesbarkeit der Inschriften ist jedoch weniger ein reines Forschungsproblem; sie ist vielmehr dem „Defensorium“ immanent. Das Problem des Marienaltars von Stams ist gerade seine ausgefallene Ikonographie, die einem theologischen Traktat entnommen wurde: So wird mit dem ungeeigneten Medium der Inschrift ein trotz seiner Emphase auf der Bild-Text-Relation durchaus umfangreicher Traktat umgesetzt, was sich auch im paläographischen Befund ablesen lässt. Die monumentale Ausfertigung machte Kürzungen der langen Inschriftentexte notwendig: So wurde fast durchgehend das et durch ein tironisches et mit Deckbalken, Schrägschaft und Mittelbalken ersetzt, und der Schreiber setzt exzessiv Kürzungszeichen (etwa für er, das in Inschrift Vb auch für ur gesetzt wird; für pro oder contra) ein, um weitere Zeichen zu sparen. Die häufigen Bogenverbindungen und der Einsatz des Bogen-r erschwer(t)en die Lesung zudem. Auch inhaltlich wurde stark gekürzt, etwa wenn am Ende von Is. IVc gleich mehrere Wörter aus dem Exodus-Vers ausgelassen werden. Diese Kürzungen werden schon den Zeitgenossen ein Verständnis der Tafel nicht erleichtert haben; im 18. Jahrhundert jedenfalls konnten die Zisterzienser des Stiftes dessen Inhalt nicht mehr problemlos entziffern. Der Stiftschronist Primisser bemerkte gar, es handle sich um eine „tabula hieroglyphica“17).
Allerdings hat diese Schwierigkeiten der Rezeption des Inhalts bereits der mittelalterliche Schreiber erkannt. Er versuchte mit graphischen Mitteln ein Gegengewicht zur Unübersichtlichkeit des Textes zu geben. Vor allem setzte er hierfür ein System wechselnder Farben ein: Während die Haupttexte in schwarz geschrieben wurden, führte er alle Zitate und Autoritäten in roter Schrift an. Gerade bei den langen Textabschnitten, die den vier Autoritäten in den vier Ecken der Schauseite des Altars beigegeben wurden, sorgte er durch auffallende Buchstabenformen, die er durch den Gebrauch blauer Farbe unterstrich, für eine Bedeutungssteigerung insbesondere an den Anfängen der verschiedenen Zitate. So setzte er in Is. XIIb das M von Maria als geschlossenes M mit Nodus am Mittelschaft um und betonte durch den Gebrauch der (marianischen!) blauen Farbe für diesen Buchstaben den Beginn dieses Zitates ebenso wie im Anfangsbuchstaben des Jn beim Zitat aus dem Johannesevangelium. Die einzelnen Autoritäten zitiert er hier zwar nur kurz (etwa glosa für die Glossa Ordinaria des Walafried Strabo), doch hebt er sie auch hier durch rote Farbe hervor. In Inschrift XVIII ist es das Q des Quid am Anfang des Zitats, das durch die blaue Farbe und seine zierliche Gestaltung (mit zwei Halbnodi) auffällt; in gleicher Weise ist auch das Q von Quamvis in Is. XXIIIb gestaltet. Die Figuren der Autoritäten in den vier Ecken mit der beigesetzten, längeren Inschrift entsprechen dabei durchaus einem häufigen Bildtypus des Spätmittelalters. Ein prominentes Beispiel ist etwa die Tafel mit der Darstellung der letzten 15 Tage in der Pfarrkirche Unserer Lieben Frau in Oberwesel: Hier ist der Hl. Hieronymus vor einem aufgeschlagenen Buch dargestellt, wobei die Inschrift über ihm ähnlich den Beischriften des Defensoriums gestaltet ist: De signis xv dieru(m) Ieronims [sic] i(n) an(n)alibus hebreorum i(n)uenit usw.18). Signifikanterweise ist die Gotische Minuskel der Inschriften als ausgesprochen buchschriftlich stilisierte Textura mit oft waagrecht gebrochenen Bögen an der Grundlinie und Zackenleisten an Versalien anzusprechen.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Imst Stams, Stiftssammlungen • Tafelbild • Beischriften • Defensorium • Gotische Minuskel mit Versalien • Stifterinschrift •
Aelred von Rievaulx •
Alanus ab Insulis •
Franz von Retz •
Gregor der Große •
Heuberger •
Heuberger, Christoph •
Lebersorg, Wolfgang •
Masold, Hans •
Peipers, Jeanne •
Primisser, Cassian •
Roggenoffl •
Vetter, Ewald •
Walafried Strabo •
Walther, Friedrich •
Brixen •
Hall in Tirol •
Oberwesel, Pfarrkirche •
St. Peter ob Gratsch •
St. Ulrich am Pillersee, St. Adolarikapelle •
Wien, Bundesdenkmalamt
Abbildungen
Abb. 28: „Defensorium“ (1426), Detail
Abb. 29: Detail
Abb. 30: Detail
Abb. 31: Detail
Abb. 32: Detail
Abb. 33: Detail
Abb. 34: Detail
Abb. 35: Detail
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Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden (Ia).
Fürchtet euch nicht, ich verkündige euch (große) Freude (Ib).
Der Priester Aaron (IIa).
Numeri 17: Der Stab dessen, den ich erwähle, wird sprießen und Mandeln hervorbringen (IIb).
Der siegreiche Gideon (IIIa).
Der Psalmist David: Er wird herabkommen wie Regen auf Auen und wie Tropfen (IIIb).
Ich bin der Gott Abrahams (IVa).
Der Führer Moses (IVb).
Buch Exodus, Kapitel 3: Ich will gehen und diese große Erscheinung ansehen: den Dornbusch (IVc).
Der Prophet Ezechiel (Va).
Ezechiel 44: Dieses Tor wird verschlossen sein und sich nicht öffnen und kein Mann wird es durchschreiten (Vb).
Albertus (Magnus) im 23. Buch über die Vögel: Wenn der (Vogel) Carista im Feuer weder an Fleisch noch an Federn entbrennt, warum sollte nicht eine Jungfrau, die kein Liebesfeuer in sich trägt, gebären? (VI).
Isidor im zwölften (Buch) der Etymologien: Wenn ein Bär seine ungestalten Säuglinge mit seinem Mund zu formen vermag, warum sollte dann nicht durch den Mund Gabriels eine Jungfrau gebären? (VII).
Isidor im 17. Buch der Etymologien: Wenn ein Turm aus Lärchenholz keine Angst vor dem Feuer kennt, warum sollte dann nicht eine Jungfrau, die kein Feuer des Fleisches kennt, gebären? (VIII).
Albertus (Magnus) im fünften Buch, ersten Traktat, sechsten Kapitel: Wenn ein Weinstock aus einer Auvergner Stecheiche entstammt, warum sollte dann nicht eine Jungfrau den wahren Weinstock gebären? (IX).
Albertus (Magnus) im 23. Buch über die Vögel: Wenn bekannt ist, dass der (Vogel) Carbas von einem winterlichen Baum geboren wird, warum sollte dann nicht eine Jungfrau durch das Werk des Heiligen Geistes Gott gebären? (X).
Isidor im zwölften Buch über die Natur der Dinge: Wenn die Sonne die Eier des Vogels Strauß behüten kann, warum sollte dann nicht durch das Werk der wahren Sonne eine Jungfrau gebären (XI).
Der Evangelist Lukas (XIIa).
Lukas, Kapitel 2: Maria bewahrte alle diese Worte. Glosse: damit sie, wenn die Zeit käme, die Fleischwerdung zu verkündigen oder davon zu schreiben, alles, wie es geschehen war, ausreichend erklären könne. Wenn auch in vielen Dingen der Herr auf gewohnte Weise tätig ist, warum muss es der Natur zuwider genannt werden, wenn, wann Er es will, auch in einem jungfräulichen Schoß durch die Gabe des Heiligen Geistes ein Sohn ohne Zeugungsakt eines Mannes geboren werden kann. Johannes: Im Anfang war das Wort und das Wort ist Fleisch geworden (XIIb).
Im vierten Buch der Könige, Kapitel 20: Wenn sich das Leben des Königs darin erweist, dass die Sonne rückwärts geht, warum sollte dann nicht durch ein anderes Werk der Natur eine Jungfrau gebären (XIII).
Isidor im zwölften Buch der Etymologien und Gregor im 31. Buch: Wenn bekannt ist, dass (das Tier) Bonosa trächtigen Mauls liebt, warum sollte dann nicht eine Jungfrau durch den Mund des Engels gebären? (XIV).
Augustinus im zweiten Buch von der Gottesstadt im siebenten Kapitel: Wenn bekannt ist, dass Danaë vom Goldregen Jupiters schwanger wurde, warum sollte dann nicht die vom Heiligen Geist schwangere Jungfrau gebären? (XV).
Im Buch von der Natur der Lebewesen und Isidor im 17. Buch, 34. Kapitel: Wenn bekannt ist, dass eine Muschel vom Tau von oben mit Nachkommen schwanger wird, warum sollte dann nicht eine Jungfrau vom herabtriefenden Geist gebären? (XVI).
Thomas von Aquin (XVIIa).
Beachte, o Verehrer der seligsten Gottesgebärerin Maria, dieses Wunder: dass von den heidnischen Philosophen die Verehrung der Jungfrau gebilligt wird, dass sie vom Heiligen Geist empfangen habe, und erwäge zugleich die Ungerechtigkeit und den Unverstand derer, die leugnen, dass dies durch die unermessliche Macht Gottes geschehen könne, was sie der gemeinen Natur der Vögel und anderer Tiere zuzugestehen sich nicht scheuen, so wie die Bienen, trächtig ohne Väter, lediglich aus den Leibern der Mütter herauswachsen (XVIIb).
Ambrosius in seinem Sechstagewerk, Buch drei, Kapitel 41: Was tun jene, die gewöhnlich unsere Mysterien verspotten, wenn sie hören, dass eine Jungfrau geboren hat und kein Umgang mit einem Mann die einer jeden Unverheirateten unmögliche Scham befleckt hat. Warum wird denn bei der Mutter Gottes für unmöglich gehalten, wovon sie nicht abstreiten, dass es den Geiern möglich sei. Ein Vogel gebiert ohne Männchen und niemand bestreitet das. Warum also schenken sie der Untersuchung dessen Aufmerksamkeit, dass Maria nach ihrer Vermählung als Zeichen ihrer Schamhaftigkeit als Jungfrau geboren hat? (XVIII).
In Buch zwölf von der Natur der Dinge: Wenn (der Vogel) Caladrius durch seinen Anblick einen Kranken heilen kann, warum sollte dann nicht eine Jungfrau den Erlöser Christus gebären? (XIX).
In Buch zwölf von der Natur der Dinge, über die Vögel: Wenn der Geier leiblich gebiert und dazu kein Männchen braucht, warum sollte dann nicht durch mystischen Anhauch eine Jungfrau gebären? (XX).
Augustinus von der Gottesstadt, Buch 21, Kapitel fünf: Wenn die kappadokische Stute offenbar vom Wind trächtig wird, warum sollte dann nicht durch göttlichen Windhauch eine Jungfrau gebären? (XXI).
Im Buch von der Natur der Lebewesen und Albertus (Magnus) in Buch 23: Wenn der (Vogel) Isida selbst als Toter sein Federkleid erneuern kann, warum sollte dann nicht ohne Verbindung mit einem Mann eine Jungfrau gebären? (XXII).
Augustinus im dritten Buch über die Wunder der Heiligen Schrift, im zweiten Kapitel: Obwohl entgegen der üblichen Empfängnis aller Menschen die Jungfrau ohne männlichen Samen und Befleckung durch Fleischeslust empfing und unbeschadet ihrer Jungfräulichkeit gebar, kann dieser Sachverhalt dennoch nicht als völlig ohne Parallelfälle unter den Geschöpfen Gottes gelten, denn wir wissen, dass viele Lebewesen ohne Zeugungsakt ihrer Eltern geboren werden (XXIIIb).
1. Gottesliebe (XXIVa).
2. Nächstenliebe (XXVa).
Alles um Gottes Willen hinter sich lassen. Den eigenen Wünschen entsagen. Seinen Besitz (den Armen) spenden. Fremden Besitz nicht begehren. Entfremdetes zurückstellen (XXIVb).
3. Tiefe Reue (XXVIa).
Wahre Herzensreue. Heilige Versenkung. Selbstprüfung. Innerste Erkenntnis. (...) (XXVIb).
4. Genügsamkeit (XXVIIa).
Nächtliche Wachen (...). Bußübungen (...). Reichlicher Gebrauch von (...). Häufiger Besuch von (...). (XXVIIb).
5. Reinheit des Geistes (XXVIIIa).
Ungeheuchelte Selbstdemütigung. Verzicht auf Altes. Bestätigung (...). (...) der Unversehrtheit. Tugendliebe (XXVIIIb).
6. Keuschheit des Fleisches (XXIXa).
(...). Zügelung (...). Aufnahme (...). (XXIXb).
Bitte (für mich), milde Barbara, damit ich würdig werde (...) (XXX).
I. Begierde überwinden (XXXIa).
(...). Fehler gänzlich ablegen. Begierden abtun. Weltliches gering achten. Himmlisches ersehnen (XXXIb).
Hoffnung (...) (XXXIIa).
Das Fleisch dem Geist unterwerfen. Den Geist emporrichten. Begangene Übeltaten bereuen. Nichts Bereuenswertes begehen. In Würde Buße tun (XXXIIb).
Gott (?) (...) (XXXIIIa).
(...). Sich weise erzeigen. Rat geben und erstreben. (...) hochschätzen. (...) (XXXIIIb).
Sich verlässlich (?) erweisen. Schweigsamkeit halten. Sich im Glück nicht überheben. Am Unglück nicht verzweifeln. In guten Werken fortfahren (XXXIVb).
5. Furcht (...) (XXXVa).
Sich im Herrn begnügen. Die Wahrheit bewahren. Ein Urteil nicht brechen. Gaben nicht zur Schau stellen. Nicht alles (?) tadeln (XXXVb).
6. Der Weg der Bescheidenheit (XXXVIa).
(...) entgegentreten. (...) in allem halten. Nüchtern und rechtschaffen leben. Maß in allen Handlungen halten (XXXVIb).
Bitte für mich, Heilige Agnes, denn Du bist süß und mild! (XXXVII).
Im Jahr des Herren 1426: Lerne in diesem Gemälde die keusche Niederkunft kennen, die sich in typologischen Vorbildern der Tiere geoffenbart hat (XXXVIII†).
Diese Tafel wurde durch Bruder Christoph Heuberger, Konventuale von Stams, verfasst (in Auftrag gegeben?) und angeschafft und am Vorabend von Mariä Himmelfahrt vollendet (XXXIX†).
Gloria (Ia); nach Lc 2,10 (Ib); nach Num 17,5 (IIb); Ps 72,6 (IIIb); nach Ex 3,6 (IVa); nach Ex 3,3 (IVc); nach Ez 44,2 (Vb); nach Lc 2,19 (XIIb); nach Io 1,1 (XIIb); nach Pseudo-Augustinus, De mirab. sac. script. 3,2 (XIIb; XVIIb; XXIIIb).
Rhythmisch akzentuierende Hexameter, paarweise zweisilbig endgereimt (VI–XI; XIII–XVI); Leoninische Hexameter, zweisilbig binnengereimt (XXXVIII†).