Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Imst
42 |
Imst, Pfk. Mariä Himmelfahrt |
1515 |
Wandmalerei Schmerzensmann (Epitaph?), außen an der Langhaussüdseite die zweite Darstellung von Osten. Schmal hochrechteckiges Bildfeld: In einer zentralperspektivisch wiedergegebenen Rundbogennische mit Renaissancedekor eine zweigeteilte Szene: oben Halbfigur des Schmerzensmanns vor dem Kreuzesstamm mit dunkelbraun auf weiß zwischen roter Zeilenlinierung aufgemaltem Titulus am oberen Rand (I), unten Stifterdarstellung: in der rechten Hälfte im Gebet kniende Frauenfigur in langem Mantelkleid mit Haube und Kinnbinde, hinter ihr ein stehender Engel. Links vor den Knien der weiblichen Gestalt eine ebenfalls dunkelbraun aufgemalte Jahreszahl (II). Unterhalb der Szene Reste eines durch eingeritzte Linien begrenzten, einzeilig in dunkelbrauner Farbe ausgeführten Schriftbandes (III). Darstellung durch sekundären Ausbruch für ein heute entferntes Grabdenkmal in der linken Hälfte gestört, das Schriftband am unteren Ende weitgehend verblasst, einzelne Buchstaben jedoch rezent kräftig nachgezogen. Gesamtes Bildfeld im Bereich der Stifterdarstellung von sekundären Zeichnungen und unleserlichen Besuchervermerken (?) in Rötelstift überzogen.
Bu. 4 cm (I), 3–3,5 cm (II), 5 cm (III). – Frühhumanistische Kapitalis.
Textedition
I.
· I · Na) · R · I [·]
II.
· 1515 ·
III.
– – –]HA[– – –]MAC[– – –]S[– – –
Anmerkungen
Kommentar
Die Datierung der Wandmalerei auf die Zeit um 1530, wie sie Ammann vorschlägt1), muss angesichts der expliziten Datierung wohl auf 1515 korrigiert werden. Durch den Vergleich mit dem Annenberger Altar im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum von 1517 schließt Ammann, dass man das Fresko dem Künstler Sebastian Scheel (gest. 1554 in Innsbruck) zuordnen könne2). Diese Zuweisung kann trotz der früheren Datierung vielleicht doch gehalten werden, da Scheels Tätigkeit im Oberland schon für 1513 belegt werden kann3). Möglicherweise handelt es sich auch bei der gegenständlichen Wandmalerei so wie bei anderen Szenen an der Südaußenseite des Langhauses (s. Kat.-Nrr. 24f., 32 und 35) um ein gemaltes Epitaph, dessen Inschrift jedoch zu stark beschädigt ist, um diesbezüglich eine sichere Aussage zu treffen.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Imst Imst, Pfk. Mariä Himmelfahrt • Wandmalerei • Epitaph • Jahreszahl • Frühhumanistische Kapitalis • Graffiti •
Ammann, Gert •
Scheel, Sebastian •
Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum
Abbildungen
Abb. 54: Wandmalerei Schmerzensmann (Epitaph? 1515)
Abb. 55: Wandmalerei Detail
©
ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Romedio Schmitz-Esser)
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