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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Imst

49 Nassereith, Fernsteinkapelle 1544, 1611, A. 17. Jh.

Ensemble von Graffiti (Wappendarstellungen mit Beischriften, Jahreszahl und Jesusmonogramm), Rötelstift, an der Nordwand des östlichen Joches der Kapelle, links des Fensters. Zuoberst Jesusmonogramm (I), darunter jeweils zwei Stellen einer Jahreszahl (II) über zwei tartschenförmigen Wappenschilden mit entsprechenden Namensbeischriften unmittelbar über dem Oberrand (III). In der Nähe des Komplexes mit den beiden Wappen befinden sich weitere Rötelinschriften, von denen unterhalb des linken Wappens und links darüber zwei kleine Jahreszahlen (unten IV, links oben V) noch erkennbar sind. Die übrigen Graffiti dieses Wandabschnittes sind nicht mehr lesbar. Die Rötelinschriften wurden im Zuge einer Restaurierung der Fernsteinkapelle 1991 aufgedeckt (vgl. Kat.-Nrr. 28, 51 und 65).

Bu. 6,5 cm (I), 3 cm (II), 7 cm (III), 2,5 cm (IV), ca. 1,5 cm (V). – Kapitalis.


Textedition
			

I. IES(VS)a) II. 15//44 III. GRAFINGER // ALTSPAVR IV. 1611 V. 16[.]0b)

Anmerkungen
a) Nomen sacrum; Bestand: IHS mit Kürzungszeichen
b) Die dritte Ziffer der Jahreszahl ist nicht mehr erhalten; die vierte Ziffer könnte auch als 9 zu lesen sein.

Wappen: Gräfinger1), Altspaur2).


Kommentar

Das Geschlecht der Gräfinger zu Salegg war seit 1524 landständisch; die Altspaur bereits seit 14743). Der Sitz der Altspaur lag am Nonsberg. Die beiden Wappen beziehen sich höchstwahrscheinlich auf Dorothea, die Tochter des Christoph von Altspaur, und ihren Mann, Hans III. Gräfinger, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nachweisbar sind4). Die Renaissancekapitalis der Inschriften weist moderat breite Einzelformen mit Zierelementen der Frühhumanistischen Kapitalis am Rahmen des Jesusmonogramms auf: I mit Halbnodus am Schaft, H mit Halbnodus am Balken; der Kürzungsstrich ist als epigraphisches Kürzungszeichen mit Ausbuchtung nach oben ausgeführt.

1) Monochrom rot auf weißer Wand aufgemalt: rot/silber gespalten; rechts und links je ein aufrechter Zweig in verwechselten Farben.
2) Monochrom rot auf weißer Wand aufgemalt: abweichend zu Si TirA 19 und Taf. 1 (Stammwappen, Variante) silber/rot geteilt; belegt mit drei achtstrahligen Sternen in verwechselten Farben.
3) Köfler, Land 578 und 589. Vgl. Hohenbühel, Beiträge 66f.
4) Mayrhofen, Genealogien 3, 25 und 4, 104. Christoph von Altspaur kann 1524 und 1547 nachgewiesen werden. Den Namen des Mannes der Dorothea Altspaur gibt Mayrhofen in der Genealogie der Gräfinger an; vgl. ebda.
Literatur

Mayrhofen, Genealogien 3, 25 und 4, 104. – Pescoller, Restaurierungsbericht 2. – Hohenbühel, Beiträge 66f. – Dehio Tirol 546. – Köfler, Land 578 und 589.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 49,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/imst/tirol-1-obj49.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Imst  Nassereith, Fernsteinkapelle   •  Graffiti  •  Wappendarstellungen mit Beischriften  •  Jahreszahl  •  Jesusmonogramm  •  Rötelstift  •  Kapitalis  •  Altspaur, Christoph  •  Altspaur, Dorothea  •  Gräfinger  •  Nonsberg

Abbildungen

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Abb. 58: Graffiti (1544)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Romedio Schmitz-Esser)