Inschrift-logo

  Suche         Druck     Hilfe  

 

Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Imst

53 Tarrenz, Friedhofskapelle Hl. Veit 1556

Wappengrabplatte des Georg von Colaus, hellgrauer (Vinschgauer) Marmor, innen an der Langhaus­ostwand südlich des Triumphbogens. Das zentrale hochrechteckige Relieffeld mit dem Vollwappen des Verstorbenen wird von einer zwischen zwei erhabenen Rahmenleisten angeordneten eingehauenen Umschrift umschlossen. Die Grabplatte ist stark abgetreten, das Wappenbild ist völlig unkenntlich, die Inschrift an mehreren Stellen nur mehr schwer lesbar.

H. 173 cm, B. 93,5 cm, Bu. 3 cm. – Fraktur.


Textedition
			

An(n)o · d(omi)nj · 15 · 56 · am · 20 · October · Starb · der / Edel : herr · Georg · von · Co[l]ane · genant [·] waszler · Ro(emischer) · Kay(serlicher) · M(ajestä)ta) (et)c(etera) / Rat · vnd · derselben · kay(serlichen) · Chterb) · Obriss/ter · Camerer · vnd · Phleger · Zu · Starckhemberg · dem · gott · genadc) ·

Anmerkungen
a) stark abgetreten.
b) sic! wohl fälschlich für tochter.
c) Freiraum von etwa fünf oder sechs Zeichen bis zum Ende des Schriftbands; Reste eines abschließenden Füllzeichens erkennbar.

Wappen: Colaus1).


Kommentar

Seit 1531 kann Georg d. Ä. von Colaus, genannt Wassler bzw. Watzler, Sohn (oder Enkel) des Wenzel (Watzla) von Colaus, als Pfleger der Burg Neu-Starkenberg nachgewiesen werden2). 1554/1555 war Georg Oberster Kämmerer der Tochter Karls V., Maria. Seine aus der Ehe mit Praxedis von Montani stammenden Söhne, die Brüder Georg und Ferdinand, wurden Kämmerer des Erzherzogs Karl von der Steiermark, die Tochter Sidonia wurde die zweite Frau des Johann Jakob Fugger. Georg d. J. hatte von 1573 bis zu seinem Tod 1595 das Amt des Hauptmanns von Pettau inne. In der Pettauer Stadtpfarrkirche Hl. Georg war wenigstens noch 1865 sein monumentales figürliches Grabdenkmal erhalten, dessen Inschrift teilweise sichtlich an der Formulierung des älteren Tarrenzer Denkmals des Vaters orientiert war3).

Die auf den ersten Blick unklare Angabe, Georg d. Ä. von Colaus sei der Kay(serlichen) Chter Obristter Camerer gewesen, lässt sich durch sein Amt als Kämmerer der Tochter (hier mit Chter wiedergegeben) auflösen. Die Inschrift weist auffällige Versalien auf, unter denen das unziale E am Wortanfang von Edel heraussticht; daneben zahlreiche Verwendungen des Bogen-r und eine Linie über dem u von Zu.

1) Wappenbild nicht erhalten; Spangenhelm mit einem Pfauenstoß als Helmzier. Wohl ursprünglich entsprechend dem Wappen der Colaus: rot/silber schräglinksgeteilt. Der noch deutlich erkennbare Pfauenstoß stimmt mit dem Wappen der Familie überein.
2) Hörmann/Trapp, Starkenberg 222. Georg d. Ä. von Colaus wird auch in zwei Urkunden des Museumsarchivs Imst von 1538 und 1539 genannt; Hölzl, Stadtarchiv Imst M159 und M199 (die Einträge in zwei Urkunden von 1528 beziehen sich wohl noch auf den Vater Georgs, denn diese nennen Jörg Colaus Watzler als Pfleger; vgl. ebda, M162 und M332). Neu-Starkenberg befand sich von 1475 bzw. 1476 bis 1609 im Besitz der Familie Colaus; Hörmann/Trapp, Starkenberg 222 und Walch, Starkenberger 159, sowie Hohenbühel, Beiträge 91f. Als landesfürstliche Pfleger von Starkenberg gibt Köfler die Familie zwischen 1481 und 1584 an; Köfler, Land 595.
3) S. Hönisch, Denksteine XVIIIf. Die Inschrift lautete: „Hie ligt begraben der edel und gestreng Her Georg von Colaus, genannt Wazler, Er[zfürstlicher] Du[rchlaucht] Erzherzogs Carl zu Oesterreich gewester Rath, Cammerer und Hauptmann zu Pettau der gestorben ist den 28. April (15)95 Jahr“.
Literatur

Hohenbühel, Beiträge 91f. – Walch, Starkenberger 159. – Ammann, Oberland 382. – Dehio Tirol 785. – Köfler, Land 595. – Hörmann/Trapp, Starkenberg 213–230. – Hölzl, Stadtarchiv Imst M159, M162, M199 und M332.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 53,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/imst/tirol-1-obj53.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Imst  Tarrenz, Friedhofskapelle Hl. Veit   •  Wappengrabplatte  •  Marmor  •  Fraktur  •  Inschriften des Totengedenkens  •  ColausFerdinandGeorg d. Ä.Georg d. J.SidoniaWenzel  •  Fugger, Johann Jakob  •  Karl von der Steiermark  •  Maria  •  Montani, Praxedis  •  Neustarkenberg, Burg  •  Pettau, Pfarrkirche Hl. Georg

Abbildungen

 zum Vergrößern anklicken
Abb. 62: Wappengrabplatte des
Georg von Colaus (1556)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Gerhard Watzek)