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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

121 Serfaus, Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau im Walde um 1360

Kreuzigungsgruppe mit Kreuzestitulus und Beischriften, Wandmalerei, in einer spitzbogig abgeschlossenen Nische an der Langhausostwand unmittelbar links des Triumphbogens. Die Szene zeigt Maria und Johannes neben dem Gekreuzigten. Über der Figur Christi findet sich ein entsprechend dem Bogenabschluss der Nische gebogenes Spruchband mit dem Kreuzestitulus (I). Neben Johannes rechts kniet die Figur des bärtigen Stifters, von dessen gefalteten Händen ein Spruchband ausgeht (II), neben Maria sind nur noch geringe Reste einer weiteren (weiblichen?) Stifterfigur mit Spruchband (III) zu sehen. Alle Inschriften sind in schwarzer Farbe auf weißem Grund ausgeführt, durchwegs verblasst und teilweise nur mehr fragmentarisch lesbar. Die Wandmalerei wurde offenbar erst bei einer Restaurierung 1960–1962 von Franz Walliser vollständig freigelegt1), war aber bereits in den 1950er Jahren in ihren Grundzügen sichtbar2).

Bu. ca. 2,5 cm (I), 2 cm (II). – Gotische Majuskel.


Textedition
			

I. INR · Ia) · II. MISERER[E ·] MEI · FILI · [DEI]b) · III. [MISERERE · MEI · FILI ·] DEIc) ·

Anmerkungen
a) weitere Trennzeichen nicht erkennbar.
b) geringe Reste des E noch erkennbar.
c) Ergänzung analog zu Is. II.

Erbarme dich meiner, Sohn Gottes (II, III).


Kommentar

Wen die Figur des Stifters an der rechten Seite des Freskos darstellt, lässt sich nicht mehr sicher feststellen. Kofler-Engl sieht in den beiden Wappen „der Herren von Serfaus und der Familie Mosenatsch“ am Triumphbogen nahe der gegenständlichen Kreuzigungsszene sichere Hinweise auf die Stifter der Wandmalereien des Langhauses3). Die überwiegend eher schmalen Einzelformen, die mit denen der gleichzeitigen Wandmalereien der Chorwände (Kat.-Nr. 122) unter Annahme eines gemeinsamen Ausführenden in Übereinstimmung zu bringen sind, zeigen bei relativ starker Ausprägung von Bogenschwellungen Tendenz zur spitzen bzw. dreieckigen Gestaltung von Bogenaußenlinien, wie am besten an den Bögen des symmetrischen unzialen M, aber auch am unzialen E zu beobachten ist. Das I zeigt durchgehend (mitunter freilich schlecht erhaltene) Nodi.

1) Kofler-Engl, Wandmalerei 222 und Klien, Kirchen (2002) 185. Vgl. Dehio Tirol 727.
2) Vgl. Trapp, Freskenfunde 123. Trapp datiert die Wandmalerei etwas früher (um 1340); ebda.
3) Kofler-Engl, Wandmalerei 144.
Literatur

Hochenegg, Kirchen 224f. – Trapp, Freskenfunde 123. – Kofler-Engl, Wandmalerei 144 und 224. – Klien, Kirchen (2002) 185 und 187.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 121,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj121.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Landeck  Serfaus, Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau im Walde   •  Kreuzigungsgruppe  •  Kreuzestitulus  •  Beischriften  •  Wandmalerei  •  Gotische Majuskel  •  Kofler-Engl, Waltraud  •  Mosenatsch  •  Walliser, Franz

Abbildungen

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Abb. 93–94: Wandmalerei
(um 1360) und Detail
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Gerhard Watzek)