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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

129 Kauns, Burg Berneck 1437

Figürliche Darstellung (Portrait) des Peter Koffel mit erklärender Beischrift, Wandmalerei, an der Außenseite der Burgkapelle links oberhalb des Portals. Hochrechteckiges, durch mit Schablone aufgemalte rote Ornamente gerahmtes Bildfeld mit einer auf grünem Hügel stehenden männlichen Ganzfigur in roter Schecke und roten Beinlingen, über die rechte Schulter eine schmale rote Schärpe gelegt, auf dem Kopf einen Hut mit aufgebogener breiter Krempe, in der linken Hand eine Helmbarte (?) haltend. Der Hintergrund ist mit grünen Ranken ausgefüllt. Über dem Feld eine vierzeilige Inschrift in rotbrauner Farbe. Unter der Darstellung finden sich zwei spätere Rötelinschriften (vgl. Kat.-Nr. 228). 1985/86 wurden Inschrift und Malerei zuletzt restauriert1), der originale Schriftcharakter wurde dabei massiv beeinträchtigt.

Bu. ca. 5 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

Jcha) · peter · koffel · bin · geuesen · buwe=/maisterb) · desc) · hvs · da · man zaltd) · / von · crisie) · geburt ·· M · cccc · xxxvij / iar ·

Anmerkungen
a) Trennzeichen quadrangelförmig.
b) so wohl der ursprüngliche Bestand; bei Restaurierung zu bunn=/maister verändert.
c) auffällig breit gezogenes s.
d) folgt Füllzeichen, bestehend aus sechs in Form eines liegenden lateinischen Kreuzes gereihten Punkten.
e) sic; Kürzungszeichen fehlt.

Kommentar

Der in der Inschrift als „Baumeister“ genannte Peter Koffel hatte wohl kaum die heute unter diesem Begriff verstandene Funktion eines planerisch leitenden Bauhandwerkers inne, sondern erfüllte vermutlich im spätmittelalterlichen Sinn des Worts2) die maßgeblichen Aufgaben eines die Abrechnung der Bautätigkeit übernehmenden Verwalters und Finanzverantwortlichen auf Burg Berneck. Als versierter Verwaltungsfachmann, nicht als Handwerker, ist er auch in mehreren Urkunden zwischen 1434 und 1452 zu greifen; so siegelt er etwa 1447 als Richter zu Landeck und erhält 1448 von Herzog Sigmund den Turm zu Mals und das Amt Glurns als Pflegschaften3). Das Portrait eines „Baumeisters“ an solch prominenter Stelle ist freilich ungewöhnlich, zumal es gemalt wurde und nicht in plastischer Form vorliegt4). Das in der Wandmalerei überlieferte Datum 1437 wurde um 1600 in einer unterhalb der Darstellung angebrachten historischen Nachricht reflektiert (s. Kat.-Nr. 228).

1) Baumann-Oelwein, Kostbarkeiten 215 und Klien, Kunstschätze 62.
2) Vgl. dazu auch DI 72, Kat.-Nr. 96†.
3) Hörmann, Berneck 92 und Weingartner, Burgen im Oberen Gericht 260.
4) So bereits Hörmann, Berneck 92.
Literatur

Trapp, Kunstdenkmäler 128. – Weingartner, Burgen im Oberen Gericht 260. – Comploy, Burgen 32f. – Dehio Tirol 404. – Ammann, Oberland 202. – Hörmann, Berneck 92. – Baumann-Oelwein, Kostbarkeiten 210–212. – Klien, Kunstschätze 59.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 129,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj129.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Landeck  Kauns, Burg Berneck    •  Portrait  •  Beischrift  •  Wandmalerei  •  Gotische Minuskel mit Versalien  •  Koffel, Peter  •  Sigmund  •  Kauns, Burg Berneck  •  Glurns  •  Mals

Abbildungen

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Abb. 113: Portrait des Peter Koffel
(1437)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Romedio Schmitz-Esser)