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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

157 Serfaus, Fk. Hl. Georg ob Tösens A. 16. Jh, 1513, 1515, 1609

Graffiti (Besuchervermerke, Namensinschriften und Jahreszahlen), Rötelstift, innen an der Chorostwand. Innerhalb eines mit Rötelstift handwerksmäßig aufgerissenen Spitzbogenfelds gezeichnete Stadtansicht, darüber einzeilige Inschrift (I); unmittelbar rechts der Stadtskizze sieht man eine zweizeilige Inschrift (II). Unterhalb des Konsekrationskreuzes am linken Rand des Bogenfeldes zweizeilige Inschrift (III), auf selber Höhe nach rechts zum zweiten Konsekrationskreuz führend, einzeilige Inschrift (IV), unmittelbar darunter dreizeilige Inschrift (V). Neben dieser, unterhalb des rechten Konsekrationskreuzes, einzeilige Inschrift (VI). Unter Inschrift V stark verwischte einzeilige Inschrift (VII).

Bu. 0,5–3 cm. – Schreibschriftliche spätgotische Kursive bzw. Deutsche Schreibschrift (V).


Textedition
			

I. Staynwilde · I · N · der milde wallis II. Ioannesa) de Sa(n)cto / gallo 1515 III. [hic] fuit cristoffer(us) / [– – –] de [– – – IV. Prugkl 1513 V. 1609 / Johan[nes] / Ma[ – – – VI. Sebastian Schratter Jn Zell VII. – – –] Eḷ[....]g ann[o – – –

Anmerkungen
a) I linksschräg gestellt.

Kommentar

Die textlich knappen Graffiti geben einige brauchbare Informationen preis. Sie können als Beleg für den Wallfahrtscharakter der Georgskapelle herangezogen werden und zeugen von den zahlreichen Personen, die sich in diese von der Hauptverkehrsroute über Fernpass und Reschen etwas abgelegene Kapelle1) begeben hatten; die Anziehungskraft der zahlreichen bedeutenden Reliquien, die sich hier fanden, wird damit jedoch einmal mehr unterstrichen (vgl. Kat.-Nr. 135). So gehörte etwa Johannes von St. Gallen zu den aus der Schweiz angereisten Pilgern oder den Teilnehmern des „Transitverkehrs“ über den Fernpass. In diesen Kontext könnte auch Inschrift I verweisen, sollte sich Staynwilde auf das ausgestorbene Thurgauer Geschlecht von Steinwyl beziehen und auch Wallis den heutigen entsprechenden Schweizer Kanton meinen. Der Herkunftsort des Sebastian Schratter, Zell, ist unter den zahlreichen Orten ähnlichen Namens nicht sicher zu identifizieren.

1) Die Kapelle war nur zu Fuß durch einen etwa halbstündigen Umweg vom Tal aus zu erreichen, wo die Hauptstrasse verlief; sie war jedoch für jeden Reisenden vom Tal aus gut sichtbar und lud so zu ihrem Besuch ein. Ein zweiter Zugang zu diesem Hochplateau existiert von Serfaus aus.
Literatur

Dehio Tirol 728. – Klien, Kirchen (2002) 233.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 157,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj157.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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Abbildungen

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Abb. 125: Graffiti (A. 16. Jh.)
©  ÖAW, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften (Fotograf: Werner Köfler)