Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
174 |
Meran, Stadtmuseum |
1537 |
Flügelaltar mit Stifterinschrift, Kreuzestitulus und erklärender Beischrift, Tempera auf Holz, ursprünglich aus der Burgkapelle der Burg Landeck stammend (Inv.-Nr. 1930). Der zweiflügelige Altar zeigt bei geöffneten hochrechteckigen Flügeln (Feiertagsseite) links den Hl. Christophorus, rechts den Hl. Stephanus. Die quadratische Mitteltafel zeigt die Kreuzigung Christi. Zentral der Kruzifixus, über dem Kreuzesbalken am Oberrand des Bildfelds der schwarz auf weiß aufgemalte Kreuzestitulus (I). Zu beiden Seiten die Schächer am Kreuz, am Kreuzesstamm Christi Maria Magdalena kniend. Links unten Beweinungsgruppe mit Maria, Johannes und zwei weiteren Frauen. Rechts im Bildmittelgrund die abziehenden Schergen, im Hintergrund weit geöffnete Landschaft mit Stadtkulisse. Rechts unten schwarz aufgemalte Jahreszahl (II). Die geschlossenen Flügel (Werktagsseite) zeigen die Verkündigung an Maria, links den Erzengel Gabriel mit einem senkrecht aufsteigenden, vielfach gewundenen weißen Spruchband mit einzeiliger schwarzer Inschrift (III), rechts Maria an einem Pult kniend. In der Predellazone zwischen zwei einwärts gewendeten Wappenschilden ein an beiden Enden leicht eingerolltes weißes Spruchband mit dreizeiliger, schwarz aufgemalter Inschrift (IV).
H. 88 cm, B. (geöffnet) 134 cm, Bu. 1,5–2,2 cm. – Frühhumanistische Kapitalis (I, III) und
Fraktur (IV).
Textedition
I.
I · NRIa)
II.
1537
III.
AVEAFEb) MARIA // GRACIA // PLENAc)
IV.
Got Dem Almechtigen zu Lob vnd Errd) · / hat lassenn Machen Der Edel veste)
Cristoff / von schroffenstain pfleger zu landeck Das deffelef)
Anmerkungen
Wappen: Schrofenstein1), Fuchs von Fuchsberg2).
Kommentar
Der heute im Stadtmuseum Meran befindliche Altar wurde erst 1983 von Walter Lunger als der 1537 gestiftete Altar der Burgkapelle von Landeck identifiziert3). Seit 1984 befindet sich eine Kopie des Flügelaltares am ursprünglichen Standort, einer segmentbogig abgeschlossenen Nische an der Westwand, in dessen Laibung sich qualitätvolle Wandmalereien mit Figuren der Hll. Georg (links) und Florian (rechts) aus der Ausstattungsphase um 1522 (s. Kat.-Nr. 166) befinden. Der Altar wird heute dem Maler Sebastian Scheel zugeschrieben4).
Bei dem in der Inschrift genannten Christoph von Schrofenstein handelt es sich um Christoph Erich, der nach Mayrhofen Pfleger zu Landeck und Hauptmann zu Bruneck gewesen ist, mit Anna Fuchs zu Fuchsberg verheiratet war und 1541 in Bruneck verstarb5).
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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