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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

180 Ried im Oberinntal, Pfk. Hl. Leonhard 1541

Zifferblatt der Turmuhr, Jahreszahl, Wandmalerei, an der Turmwestseite im ersten Obergeschoß unterhalb der Biforenfenster. Das einem querrechteckigen blauen Feld eingeschriebene Zifferblatt zeigt eine Sonne im Zentrum und eine vollrund aufgemalte Skala mit den Stunden in schwarzen römischen Zahlzeichen auf weißem Grund (I); Zeiger fehlen. Über dem Rahmen sind zwei Wappenschilde und das Reichsadlerwappen aufgemalt; noch innerhalb des Rahmens und unterhalb des Zifferblatts liegt das von zwei weiteren Wappenschilde flankierte Schriftfeld. Das weiße Inschriftenfeld mit schwarzer Jahreszahl ist in Form eines Spruchbandes links und rechts leicht eingerollt dargestellt (II). Auch die Südseite des Turms weist eine ähnliche Wandmalerei mit Zifferblatt und Wappen weiterer Wohltäter der Kirche auf. Die Malereien am Turm wurden im Rahmen einer Renovierung 1980 wiederentdeckt, bei der man den Verputz von 1862 abschlug1).

Bu. ca. 20 cm.


Textedition
			

I. ia) · ii · iii · iiii · v · vi · vii · viii · ix · x · xi · xii II. 15 · 41

Anmerkungen
a) Quadrangeln als Trennzeichen.

Wappen: Österreich (Bindenschild), Hl. Römisches Reich/Haus Österreich2), Tirol, Wehingen3), unbekannt (Castione?)4).


Kommentar

Das Wappen der Wehinger bezieht sich auf Veit von Wehingen, den Besitzer der Burg Sigmundsried und Pfleger von Laudeck, der offensichtlich durch Stiftungen zum Bau des Turms beitrug; die Jahreszahl selbst verweist dabei als Terminus ante quem auf das Erbauungsdatum des heutigen Turms, der vielleicht auf den Fundamenten eines früheren, kleineren Turms errichtet wurde5). Von Veit von Wehingen haben sich auch zwei vielleicht aus der Pfarrkirche stammende Wappenscheiben erhalten, die 1841 aus Sigmundsried ins Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum verbracht wurden (Kat.-Nrr. 172 und 176). Das zweite, die Jahreszahl flankierende Wappen schreibt Salner einem Consens von Castione zu6); wahrscheinlich handelt es sich um das Wappen der Frau des Veit von Wehingen, Francesca di Castione7).

Die Wandmalerei ähnelt in ihrem Aufbau den Bauzahlen an anderen Kirchtürmen des Oberlands aus dem 15. Jahrhundert, etwa den praktisch gleichzeitigen Inschriften am Turm der Pfarrkirche von Fließ (Kat.-Nr. 183†).

1) Salner, Ried 28f.
2) Reichsadler mit gespaltenem Brustschild Neuösterreich/Altburgund.
3) Si WüA 28 und Taf. 26 (Stammwappen), vgl. auch Württembergisches Adels- und Wappenbuch 1004f.
4) Zweimal geteilt; oben in Gold ein schwarzer Doppeladler; in der Mitte in Rot ein grüner Drache, unten in Silber zwei blaue Schrägbalken.
5) Salner, Ried 9f.
6) Salner schreibt konkret die „beiden oberen Teile“ des Wappens einem Consens von Castione zu; Salner, Ried 29.
7) Zur Frau Veit von Wehingens vgl. Stierle, Herren 90, dessen Vermutungen über das Wappen der Francisca de Castiono (nämlich als Teil des auch für andere Mitglieder der Familie belegbaren gevierten Wappens der Wehingen) wenig überzeugend erscheinen.
Literatur

Salner, Ried 9f.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 180,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj180.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
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