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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol

Politischer Bezirk Landeck

186 Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 2. V. 16. Jh.

Bildfenster mit erklärender Beischrift (Inv. Nr. GL 517), 1841 zusammen mit zwölf weiteren Scheiben aus dem Turmsaal von Schloss Sigmundsried (dort wenigstens 1837 nachweisbar) ins Tiroler Landesmuseum übertragen, ursprünglicher Standort unbekannt1). Vollrunder Tondo („Silver Stained Roundel“): im Zentrum in Grisaillemalerei mit vereinzelten gelben Hervorhebungen Szene Musterung des Kriegsvolkes durch Gideon. Vorne rechts ist die gerüstete Figur Gideons zu sehen, der mit seinem Schwert auf das vor ihm liegende Wasser deutet, aus dem seine Soldaten trinken. Im Hintergrund blickt man auf eine Landschaft mit Bäumen und einen Hügel, auf dem die Figur Gideons vor der ausgebreiteten Wolle auf das Zeichen Gottes vor der Schlacht gegen die Midianiter wartet. Mittelfeld gerahmt von einem umlaufenden gräulichen, von fünf Bleistegen unterbrochenen Schriftband. Die schwarze Inschrift beginnt links oben und nimmt mehr als drei Viertel des Schriftbands ein. Der letzte Abschnitt von vegetabilen Ornamenten ausgefüllt. Rechts unten weist das Schriftband eine Beschädigung auf, die durch ein kleines neu eingefügtes Scheibenstück repariert wurde. Die Inschrift ist in diesem Bereich verloren.

D. 21,8 cm, Bu. ca. 0,8–1 cm. – Gotische Minuskel mit Versalien.


Textedition
			

Savl vnd sein waffenträger // Erstechena) sich in der flvcht // 1 Reg(vm) · 13b)

Anmerkungen
a) E in Kapitalis.
b) folgt ein ornamentales Füllzeichen.

Kommentar

Bemerkenswert an der Inschrift dieser Scheibe erscheint, dass die dargestellte Szene – der Freitod des Saul und seines Waffenträgers – aus dem 31. Kapitel im ersten Buch Samuel stammt2), der Maler jedoch offenbar irrtümlich das 13. Kapitel im ersten Buch Könige zitiert, das mit der Szene in keinen Zusammenhang zu bringen ist.

Unter den aus Sigmundsried stammenden Scheiben des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum (vgl. ausführlicher Kat.-Nrr. 172, 176, 178f. und 188f.) befinden sich zwei weitere Stücke, die ein biblisches Thema behandeln und höchst wahrscheinlich gemeinsam mit dem Saul-Fenster aus einem Zyklus stammen dürften, was übereinstimmender Durchmesser, Machart, Schriftart und Inhalt nahe legen (vgl. Kat.-Nrr. 185 und 187).

1) Ehemals Inv.-Nr. Platte 1809. Zur Übertragung nach Innsbruck s. Zimmeter, Glasgemälde 56, Comploy, Burgen 69 und CVMA Österreich 4, 392. Nach den Angaben des CVMA sowie nach Wolf, Rund- und Wappenscheiben 219–222 legen die Motive der Scheibe eine Herstellung für einen Profanbau nahe, wobei Sigmundsried schon der ursprüngliche Standort gewesen sein könnte. Vgl. auch Kat.-Nrr. 172, 176, 178f., 185 und 187–189.
2) 1 Sam 31.
Literatur

Zimmeter, Glasgemälde 69. – CVMA Österreich 4, 392–394 (Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Kat.-Nr. 8). – Wolf, Rund- und Wappenscheiben 90–93 (Abb. 88 und 92) und 219–222.



Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser

Zitierregel:
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 186,
URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/tirol-1/landeck/tirol-1-obj186.xml

Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press

 
Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol  Politischer Bezirk Landeck  Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum    •  Bildfenster  •  Beischrift  •  Gotische Minuskel mit Versalien  •  Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum  •  Nürnberg  •  Sigmundsried, Burg

Abbildungen

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Abb. 134:
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum,
Bildfenster (2. V. 16. Jh.)
©  Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck (Fotografin: Christina Wolf)