Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
212 |
Obsaurs (Schönwies), Kirche Hl. Vigil vor |
1589 |
Stifterfiguren mit Namensbeischriften, Wandmalerei, im Ostjoch der Nordwand oberhalb einer seichten segmentbogig geschlossenen (Altar-?) Nische, mit der rechten Kante an den Triumphbogen heranreichend. Die Figuren knien auf einem die Oberkante der Nische begleitenden gelb gerahmten Schuppenband in konventioneller Anordnung, links die männlichen Figuren, von denen sich kaum mehr als blasse Farbreste erhalten haben, rechts davon, etwa in der Mitte des Bogens, die weiblichen (sechs Töchter und ihre Mutter) mit Namensbeischriften über den Köpfen (von links nach rechts I–VII, alle Figuren bis auf die äußerst rechte Tochter durch ein Kreuz in den zum Gebet gefalteten Händen als verstorben gekennzeichnet). Die im Anschluss an die knapp rechts des Bogenscheitels kniende Mutterfigur außen rechts sichtbare weitere Gruppe weiblicher Stifterfiguren (vier Töchter, die zweite mit Kreuz bezeichnet, und ihre Mutter) ohne Namensbeischriften dürfte die zum Zeitpunkt der Anfertigung der Malereien aufrechte zweite Ehe des männlichen Stifters abbilden. Im 18. Jahrhundert weiß übertüncht, 1962–1967 freigelegt und 1994/95 restauriert. Farbigkeit stark reduziert.
Bu. 1 cm. – Fraktur.
Textedition
I.
Cristina
II.
Eua
III.
Margreta
IV.
Cristin
V.
Ma//[..]aa)
VI.
...]//iab)
VII.
Sophiac)
Anmerkungen
Kommentar
Die nicht mehr zu identifizierenden Stifterfiguren sind mit der nicht mehr befriedigend lesbaren malerischen Gestaltung der unmittelbar darunter liegenden älteren Altarnische in Beziehung zu setzen (vgl. Kat.-Nr. 215). Da über die Szenen der Nische bereits 1589 ein Anwesenheitsvermerk mit Rötelstift angebracht wurde, ergibt sich auch für die gegenständliche Darstellung eine Datierung vor diesem Jahr. Offenbar wurde im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts eine großzügige malerische Ausstattung der Kirche in Angriff genommen, die erst im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts zum Abschluss kam (vgl. auch Kat.-Nr. 251). Neben einer zunächst wohl geschlossenen, überwiegend vegetabile Ornamentik (Rankenmalereien) aufweisenden Gestaltung des Chorgewölbes im späten 16. Jahrhundert wurden noch vor 1589 auch einzelne Bildszenen im Langhaus von verschiedenen Stiftern finanziert. Die entsprechenden Stifterdarstellungen oder Stifterbeischriften zu den Malereien haben sich wie im vorliegenden Fall teilweise erhalten. Dass möglicherweise gleich zwei Töchter in der Stifterreihe der gegenständlichen Wandmalerei den Namen Maria trugen, könnte auf die Nachbenennung der einzigen zum Zeitpunkt der Anfertigung noch lebenden Tochter erster Ehe mit den Vornamen einer vorverstorbenen Schwester, ein im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit nicht singuläres Phänomen, hindeuten.
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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