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Die Inschriften des Bundeslandes Tirol
Politischer Bezirk Landeck
221 |
Nauders, Leonhardskapelle bei Burg Naudersberg |
1596, 1597, 1599, 1602, 1609, 1656 |
Graffiti (Namensinschriften, Wortdevisen und Jahreszahlen), Rötelstift und Kreide, auf die Holzvertäfelung der Decke (vgl. Kat.-Nr. 220) oberhalb der Empore geschrieben. Die Inschriften befinden sich am ersten Brett von rechts (I), am zweiten (II), am dritten (III), am vierten (IV, direkt darunter V; VI), am fünften (VII), am sechsten (VIII, IX, X), am siebten (XI), am neunten (XII), sowie am zehnten Brett, in der Nähe des Fensters über dem Eingang der Kapelle bzw. über der Empore (XIII, XIV). Teilweise sind die Inschriften nur mehr sehr schlecht zu lesen.
Bu. 1 cm (I, VIII), 1–2 cm (II, III, XII–XIII), 2 cm (IV, XI), 3 cm (V, XIV), 2–3 cm (VI), 3–4 cm (VII, IX), 5 cm (X). – Deutsche Schreibschrift (Kurrent).
Textedition
I.
15097a) / Gott mein Trost / Jacob Pach / von Mallsb)
II.
1609 / hanß Gufler / B[.....]sc)
III.
Getult Hatt / Gott I. H. / Mayr / 1603 Jar
IV.
gott stee mir Pey / in meiner lesten / Zeite P: P: 97 Jar
V.
– – –] / 1599 Jar / A W
VI.
Jch Josef Jäger als stiftter / dißes Gotshauß / 1609 Jars
VII.
1596 J(ar) / W. P. v. S.
VIII.
1 · 60 · 9 / Gott mein Trost, / Jacob pach von / Malls
IX.
16 // 56
X.
1596d) /C L v S
XI.
– – –] gotte) vndt[– – –
XII.
hanns / Zamb / 1599
XIII.
Hannß Brenner / Vonn stambs
XIV.
Gott geb
Anmerkungen
Kommentar
Die Graffiti auf der 1596 vertäfelten (s. Kat.-Nr. 220)1) Decke der Kapelle, die bis ins 20. Jahrhundert fortgeführt wurden, verraten gleich in mehrfacher Hinsicht etwas über die Besucher und ihre Beziehung zu diesem Gotteshaus, sowie die Motivation der Schreiber. Zunächst weisen die Jahreszahlen eine besondere Dichte der Graffiti gerade in der Zeit unmittelbar nach der Entstehung der Decke aus. Dabei ergibt sich durch die Inschrift des Josef Jäger, der sich 1609 dezidiert als „Stifter dieses Gotteshauses“ bezeichnet (VI), ein Hinweis darauf, dass es sich bei diesen frühen Graffiti vielleicht um die Namen der Wohltäter der Kapelle beim Einbau der Decke handeln könnte; jedenfalls war dieser Personenkreis offensichtlich in der Lage, einen prestigeträchtigen Platz auf der Empore einzunehmen. Der Memorialfunktion steht dabei der fromme Wunsch gegenüber, Gott möge den Schreibern gnädig sein, worauf die zahlreichen diesbezüglichen Sprüche hinweisen: „Gott mein Trost“ (I), „Geduld hat Gott“ (III), „Gott steh mir bei in meiner letzten Zeit“ (IV), sowie die beiden nicht mehr gänzlich lesbaren (oder ausgeführten) Beispiele mit ähnlichen Gottesanrufungen (XI, XIV).
Die in den Graffiti genannten Namen sind eo ipso auf den ersten Blick wenig aufschlussreich, doch sind die Herkunftsangaben in drei Fällen bemerkenswert: So stammt Jakob Pach (möglicherweise ein Verwandter des um 1600 in der Obsaurser Vigilskirche verewigten Just Pach, s. Kat.-Nr. 218), der sich offenbar im Abstand von zwölf Jahren zweimal in Nauders verewigt hat, aus Mals (I, VIII), was die engen Beziehungen zu Südtirol gerade in Nauders belegt. Nach Bschlabs gehört möglicherweise Hans Gufler (II). Mit Hans Brenner finden wir auch einen Besucher aus Stams in der Leonhardskapelle (XIII).
Literatur
Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser
Die Deutschen Inschriften
Herausgegeben von den Akademien der Wissenschaften in
Düsseldorf · Göttingen · Heidelberg · Leipzig · Mainz · München
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien
82. Band, Wiener Reihe 7. Band
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1
Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
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Schlagworte
Die Inschriften des Bundeslandes Tirol Politischer Bezirk Landeck Nauders, Leonhardskapelle bei Burg Naudersberg • Graffiti • Namensinschriften • Wortdevisen • Jahreszahlen • Deutsche Schreibschrift (Kurrent) •
Brenner, Hans •
Gufler, Hans •
Jäger, Josef •
Mayr •
Pach, Jakob •
Zamb, Hans •
Bschlabs •
Mals •
Nauders, Leonhardskapelle •
Stams
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